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Rotkäppchen-Mumm Rotkäppchen-Mumm: Frauen kurbeln den Umsatz an

Von Steffen Höhne 21.04.2015, 11:52
Der Vorsitzende der Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei GmbH, Christof Queisser, am 21.04.2015 in Leipzig zu der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.
Der Vorsitzende der Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei GmbH, Christof Queisser, am 21.04.2015 in Leipzig zu der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. dpa Lizenz

Leipzig/Freyburg - Der Frauentag ist leider schon vorbei. Doch vielleicht findet Rotkäppchen-Mumm-Chef Christof Queisser noch einen anderen Termin für eine große Feier nur für Frauen in diesem Jahr. Angemessen wäre es. Denn die neu eingeführten Fruchtseccos, die vor allem von der weiblichen Kundschaft konsumiert werden, haben Deutschlands größtem Sekthaus einen wahren Erlössprung beschert. Der Umsatz des Unternehmens aus Freyburg (Burgenlandkreis) wuchs um neun Prozent auf 897,2 Millionen Euro. Insgesamt wurden 246,5 Millionen Flaschen Sekt, Wein und Spirituosen verkauft - ein Plus von fünf Prozent. Dies ist beachtlich, stagniert der deutsche Markt für alkoholische Getränke doch in fast allen Segmenten.

Zwei Drittel sind Käuferinnen

Der Trend der sogenannten weinhaltigen Mixgetränke kommt aus der Gastronomie. Dort wurde zuerst Prosecco mit Holunderblüten-Sirup gemixt und unter dem Namen „Hugo“ verkauft. Den Rotkäppchen-Managern ist die Hinwendung zum fruchtig-frischen Getränk nicht entgangen. Seit Frühjahr 2014 werden nun verschiedene Sorten etwa mit Erdbeer- oder Granatapfel-Geschmack verkauft. „Im ersten Jahr haben wir bereits 16,7 Millionen Flaschen verkauft“, sagt Queisser. Damit habe man aus dem Stand die Marktführerschaft in dem Segment übernommen. Etwa zwei Drittel der Käufer sind laut Queisser Frauen.

Getränkeexperte Hermann Pilz vom Fachmagazin „Weinwirtschaft“ spricht von einem „großen Erfolg für Rotkäppchen-Mumm“. „Das Unternehmen hat vor allem seine Vertriebsstärke voll ausgespielt“, sagt Pilz. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr insgesamt 147 Millionen Flaschen weinhaltige Getränke verkauft, ein Plus von zehn Prozent zum Vorjahr. Pilz rechnet auch in den kommenden Jahren mit einem Wachstum. Die Freyburger Sektkellerei richtet sich darauf ein. Am Standort im hessischen Eltville wird nach Worten des technischen Geschäftsführers Ulrich Wiegel eine neue Abfüllanlage gebaut, die 2016 den Betrieb aufnehmen soll. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr neun Millionen Euro allein in technische Anlagen investiert.

Im klassischen Sektgeschäft, dem wichtigsten Geschäftsfeld, verbuchte das Unternehmen einen Absatz von 167 Millionen Flaschen. Dies ist ein leichtes Minus von knapp einem Prozent. Der deutsche Gesamtmarkt schrumpfte allerdings um mehr als fünf Prozent. Dies führt dazu, dass der Branchenprimus mit den Marken Rotkäppchen, Mumm, Jules Mumm, MM Extra und Geldermann seinen Marktanteil im Einzelhandel auf 52,9 Prozent ausbauen konnte. Auch für Rotkäppchen gilt der Satz, den der ehemaligen Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß auf seinen Club gemünzt hat: Die Konkurrenz benötige bald ein Fernglas, um uns zu sehen.

Sogenannte Kannibalisierungseffekte zwischen den weinhaltigen Getränken und Sekt sieht Queisser nicht: „Laut Marktstudien haben nur 15 Prozent der Fruchtsecco-Kunden zuvor Sekt konsumiert.“ Die meisten Käufer hätten zuvor Biermix-Getränke, Wein oder Spirituosen getrunken. Auch in den Segmenten Wein (Rotkäppchen, Blanchet) und Spirituosen (Echter Nordhäuser, Chantré) konnte der Getränkehersteller gegen den Markttrend die Absätze erhöhen. Vor allem der Cognac Chantré verbuchte überraschend ein deutliches Absatzplus. Die deutschen Kunden konsumieren insgesamt allerdings deutlich weniger hochprozentige Getränke.

Expansion ins Ausland

Den Erfolg des Jahres 2014 erkaufte sich Rotkäppchen-Mumm auch mit deutlich höheren Werbeausgaben. Queisser spricht von einem Plus von 30 Prozent, ohne absolute Zahlen zu nennen. Der frühere Rotkäppchen-Chef Gunter Heise bezifferte das Marketingbudget im Jahr 2010 einmal auf 20 Millionen Euro. Keine genauen Angaben macht Queisser zum Gewinn, spricht aber von einem profitablen Wachstum. Kurz: Unter dem Strich dürfte Rotkäppchen-Mumm deutlich mehr verdient haben.
Durch neue Sorten wie Mango will das Sekthaus in diesem Jahr seinen Absatz mit den Fruchtseccos ausbauen. Ganz einfach wird dies nicht, da sowohl direkte Wettbewerber als auch die Einzelhandelskonzerne selbst neue, preisgünstige Produkte auf den Markt bringen. Zusätzlichen Absatz will der Unternehmenschef auch im Ausland generieren. Denn außerhalb Deutschlands ist der Sektriese noch ein Zwerg. (mz)