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Rocket Internet Rocket Internet: Die Oliver-Samwer-Aktie

Von Jonas Rest 23.09.2014, 19:57
Rocket Internet plant für den 9. Oktober den Börsengang.
Rocket Internet plant für den 9. Oktober den Börsengang. dpa Lizenz

Berlin - Das Timing ist perfekt. Die Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer hatten mit dem Zeitplan für den Börsengangs ihrer Start-up-Fabrik Rocket Internet von Anfang an auf den Alibaba-Börsengang gesetzt. Indem sie Rocket als eine Art Alibaba für die aufstrebenden Märkte außerhalb Chinas und den USA positionierten, nutzen sie geschickt den Hype um Alibaba für ihr Imperium von E-Commerce-Firmen.

Die zweite Trumpfkarte der Samwers ist Zalando: Dass die Erstnotierung von Rocket Internet am 9. Oktober nur acht Tage auf den Börsengang der erfolgreichsten Ausgründung folgt, lenkt die Aufmerksamkeit auf den als Anführer des Brüdertrios präsentierten Oliver Samwer als erfolgreichen Übergründer – und heizt damit das Interesse noch weiter an. Sogar stärker als von Rocket selbst erwartet worden ist.

Anstatt, wie erst vor zwei Wochen angekündigt, 750 Millionen Euro einnehmen zu wollen, hat Rocket das Ertragsziel verdoppelt: Bis zu 1,6 Milliarden Euro will Rocket Internet nun einnehmen – und das dürfte der Start-up-Fabrik auch gelingen. Nicht nur dass Investoren bereits zugesagt hatten, rund ein Drittel der Aktien für knapp 600 Millionen Euro zu kaufen. Schon rund eine Stunde nach Beginn der Zeichnungsfrist sollen die Orderbücher schon gefüllt worden sein. Es spricht somit vieles dafür, dass Rocket seine Aktien am oberen Ende der Preisspanne von 35,50 Euro bis 42,50 Euro an der Börse platzieren kann. Damit würde Rocket eine Marktkapitalisierung von 6,7 Milliarden Euro anstreben – mehr als die der Lufthansa.

Hohes Risiko

Ob Rocket Internet die mit dieser Bewertung einhergehenden Erwartungen erfüllen kann, ist allerdings völlig offen. Ein Satz im Börsenprospekt fasst die Situation treffend zusammen: „Nahezu alle unsere Unternehmen weisen eine begrenzte Historie ihrer Geschäftstätigkeit auf, machen derzeit bedeutende Verluste und verfügen über einen negativen operativen Kapitalfluss, erfordern einen hohen Kapitaleinsatz und werden möglicherweise nie gewinnbringend oder zahlungsmittelgenerierend sein.“

Die Verluste der von Rocket als erfolgreich bezeichneten Firmen betrugen im letzten Jahr 442 Millionen Euro. Wie hoch der Gesamtverlust mit den nicht so erfolgreichen Beteiligungen ist, ist unbekannt. Rocket muss das auch nicht vorlegen, da die Start-up-Fabrik anders als Zalando im unregulierten Entry-Standard gelistete werden wird. Ebenso wenig lässt sich angesichts der vorgelegten Zahlen beurteilen, ob das starke Umsatzwachstum einiger Rocket-Firmen durch Marketing-Ausgaben gepusht ist oder womöglich tatsächlich ein neues Zalando irgendwo in Asien entsteht. Darauf wetten die Investoren. Vor allem aber wetten sie auf Oliver Samwer selbst. Darauf, dass auch sie das nächste Mal von seinem Timing profitieren. Er ist das stärkste Verkaufsargument von Rocket, eigentlich ist es Oliver Samwer, der an die Börse geht.

Mitarbeiter der Firma Rocket Internet arbeiten in Berlin am Firmensitz. Das Unternehmen widmet sich der Neugründung von Internet-StartUps. Man stellt Gründerteams zusammen und unterstützt diese beim Unternehmensaufbau, hilft bei Online-Marketing-Maßnahmen und IT-Strukturen.
Mitarbeiter der Firma Rocket Internet arbeiten in Berlin am Firmensitz. Das Unternehmen widmet sich der Neugründung von Internet-StartUps. Man stellt Gründerteams zusammen und unterstützt diese beim Unternehmensaufbau, hilft bei Online-Marketing-Maßnahmen und IT-Strukturen.
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Die Geschäftsführer der Firma Rocket Internet Johannes Bruder (l-r), Arnt Jeschke und Alexander Kudlich
Die Geschäftsführer der Firma Rocket Internet Johannes Bruder (l-r), Arnt Jeschke und Alexander Kudlich
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