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Rentenlücke schließen Rentenlücke schließen: Altersvorsorge auf den letzten Drücker

13.03.2014, 12:43
Genügend Kleingeld auch im Alter - Experten raten zu einem Mix aus gesetzlicher Rente, geförderter und ungeförderter Vorsorge. So lässt sich der Lebensstandard halten.
Genügend Kleingeld auch im Alter - Experten raten zu einem Mix aus gesetzlicher Rente, geförderter und ungeförderter Vorsorge. So lässt sich der Lebensstandard halten. dpa-tmn

Hamburg - Die Generation 50+ hat ein Problem. Um die Rentenlücke zu schließen, bleibt ihnen nur noch wenig Zeit. Sie müssen deshalb genau überlegen, welche Anlage- und Sparvarianten für sie infrage kommen. „Man kann auch jetzt noch sparen”, macht Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg den Älteren Mut.

Um den Lebensstandard im Alter zu halten, sind zwischen 60 und 70 Prozent des letzten Einkommens nötig, erklärt Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg. Momentan liege die gesetzliche Rente bei etwa 50 Prozent des letzten Bruttolohns, 2035 werde das Rentenniveau bei etwa 40 Prozent liegen, erklärt Raffelhüschen. Die Rentenlücke bezeichnet das, was zwischen dieser Zahl und den angepeilten 60 bis 70 Prozent fehlt. „Man muss erst Bilanz ziehen und dann loslegen”, rät Theodor Pischke von der Zeitschrift „Finanztest”.

Mix aus drei Schichten der Altersvorsorge

Dafür sollten Verbraucher das Renteninformationsschreiben der Deutschen Rentenversicherung zurate ziehen. Dort steht, wie hoch die zu erwartende gesetzliche Rente ist. Mit dem Rentenlückenrechner der Stiftung Warentest lässt sich herausfinden, wie viel Geld dann noch fehlt. Beim Bilanzieren müssen Verbraucher auch die Inflationsrate berücksichtigen. Sie betrug in den vergangenen Jahren zwischen ein und zwei Prozent.

Um den Lebensstandard zu halten, rät Raffelhüschen zu einem Mix aus allen drei Schichten der Altersvorsorge: der gesetzlichen Rente, der geförderten und der ungeförderten Vorsorge. Zur geförderten Vorsorge zählen Riester-Verträge und betriebliche Angebote, zur ungeförderten sämtliche privaten Kapitalanlagen wie Aktien oder Festgeld.

Riestervertrag - Pro und Contra

Die zweite Schicht lohnt sich auch noch für die Generationen 50+. „Es ist noch nicht zu spät, einen Riestervertrag abzuschließen”, sagt Sandra Klug. Man müsse vier Prozent aus dem Bruttoeinkommen sparen, maximal 2100 Euro pro Jahr, um die volle Förderung zu erhalten, erklärt die Verbraucherschützerin. Wer dieses Maximum ausnutzt, kann auch in wenigen Jahren relativ viel Geld ansparen. Das Maximum ausnutzen - das bedeutet aber auch, dass Ältere viel Geld in die Hand nehmen müssen, um in kurzer Zeit genug zu sparen.

„Es gibt rund 1800 Riesterprodukte”, erklärt Raffelhüschen. Um das richtige zu finden, sollten sich Verbraucher beraten lassen, denn viele Faktoren spielen in die Entscheidung hinein: Wie ist meine finanzielle Lage, meine familiäre Situation, wie viel Sicherheit brauche ich, oder wie viel Risiko will ich eingehen?

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Klug rät von einer riestergeförderten Rentenversicherung ab. Dort seien die Abschlusskosten zu hoch. Pischke bestätigt das, weist aber darauf hin, dass es bei der Rentenversicherung zumindest eine garantierte Rente gebe und sie somit sehr planbar sei. Als Banksparplan hat der Riestervertrag laut Klug wenig bis keine direkten Kosten.

Ein Riesterfondssparplan ist laut dem „Finanztest”-Experten für Ältere zu risikoreich. Ein Wohnriester als Baudarlehen komme für diejenigen infrage, die sich auch noch mit Anfang 50 vorstellen können, eine Immobilie anzuschaffen. Denn auch Immobilien seien eine Form der Altersvorsorge, erklärt Pischke. Wer keine Miete mehr zahlen muss, reduziert so seine Ausgaben im Alter. Vom Riester als Bausparvertrag rät Pischke ab. Denn für die Älteren reiche die Zeit oft nicht mehr, genügend Geld für den Hausbau zu sparen.

Was bringt die Betriebsrente noch?

Neben den Riesterverträgen gehört zur zweiten Schicht der Altersvorsorge die betriebliche Rente. Sie habe häufig viele Nachteile, sagt Klug. So werden die Beiträge in der sogenannten Entgeltumwandlung direkt aus dem Bruttolohn bezahlt. Dadurch sinkt das sozialversicherungspflichtige Einkommen - und damit sinken auch die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. In der Einzahlungsphase sparen die Arbeitnehmer außerdem an den Beiträgen zur Krankenversicherung - in der Auszahlungsphase werden die Beiträge dann aber in voller Höhe fällig. Zu der betrieblichen Rente rät Klug daher nur, wenn die Arbeitgeber etwas dazuzahlen.

Die dritte Schicht der Vorsorge besteht aus Festgeld, Aktien und Co. Generell müssen sich Anleger beim Ausnutzen der drei Schichten überlegen, wie sie Risiko und Ertrag über verschiedene Anlagen streuen, so Raffelhüschen. So seien Aktien nicht zu empfehlen, um den Grundbedarf im Alter zu decken, sagt Pischke. Dafür brauche es Geld, das regelmäßig und planbar fließt. „Aktien kommen nur infrage als Sahnehäubchen.” Auch bei Anleihen gibt es keine Sicherheit dafür, was als Rente rauskommt.

Diese Investments eignen sich nur als zusätzliche Möglichkeit für risikobereite Anleger, die keinen festen Zeitpunkt haben, an dem sie auf das Geld zugreifen müssen, sagt Klug. Für die Rente alles auf diese Karte zu setzen, hält die Verbraucherschützerin für verkehrt.

Tagesgeld, Festgeld und Sparbücher

Tages- und Festgeldkonten haben weniger Risiko als diese Investments. Dort profitieren Anleger von Zinsen, die die Bank ihnen zahlt. Bei Tagesgeld können Verbraucher flexibel auf die Zinsentwicklung auf dem Markt reagieren. Steigt der Zins, können sie das Geld anderweitig anlegen, so Klug. Das setzt aber voraus, dass sich der Verbraucher um sein Portfolio kümmert und die Entwicklung auf dem Markt stets im Blick behält.

Hier gibt es am meisten Zinsen für Tagesgeld & Co.:

Tagesgeld, Festgeld, das gute alte Sparbuch - das Kapital aus der dritten Schicht ist insbesondere deshalb wichtig, um im Rentenalter größere Anschaffungen zu bezahlen - zum Beispiel eine neue Küche. Während die ersten beiden Schichten den monatlichen Grundbedarf decken, sind darüber hinaus anfallende Investitionen oft nur mit anderweitig angespartem Kapital möglich.

Das niedrige Zinsniveau macht momentan vielen Anlegern zu schaffen. Für die Generationen 50+ heißt es aber, in den bitteren Apfel zu beißen. Von Verträgen für die Altersvorsorge abhalten sollte der Niedrigzins nicht. Pischke sagt: „Noch schlechter ist es, das Geld unters Kopfkissen zu legen, dann wird es gar nicht verzinst.” (dpa/tmn)