Reichster Deutscher gestorben Reichster Deutscher gestorben: Aldi-Gründer Karl Albrecht ist tot
Berlin - Geboren in Essen, Mitbegründer von Aldi. Sehr viel mehr weiß man nicht gesichert über den angeblich reichsten Deutschen. Selbst der Tod des öffentlichkeitsscheuen Unternehmers wurde fast wie ein Staatsgeheimnis behandelt: Karl Albrecht starb bereits am vergangenen Mittwoch im Alter von 94 Jahren. Er wurde am Montag in Essen im engsten Familienkreis bestattet.
Karl Albrecht hat zusammen mit seinem 2010 verstorbenen Bruder Theo mit dem Aldi-Konzern das größte Handelsimperium der Bundesrepublik geschaffen und damit die Kauf- und wohl auch die Essgewohnheiten der Deutschen maßgeblich mitbestimmt. Die Geschichte der Brüder ist die des deutschen Wirtschaftswunders. Sie prägten die Entwicklung, zusammen mit anderen großen Gründerpersönlichkeiten wie den Versandhändlern Werner Otto und Josef Neckermann oder dem Industriellen Max Grundig.
Gestartet nach Kriegsende
Albrecht wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, der Vater arbeitete als Brothändler, die Mutter führte im Essener Arbeiterviertel Schonnebeck einen kleinen Lebensmittelladen. Nach dem Besuch der Volksschule lernte Albrecht bei einem Delikatessenhändler den Beruf des Verkäufers.
Gleich nach dem Krieg übernahmen Karl und sein zwei Jahre älterer Bruder den elterlichen Laden. Bereits Anfang der 50er Jahren kontrollierten sie eine kleine Kette von 13 Filialen, die unter dem Namen Albrecht KG firmierte. Anfang der 60er Jahre waren es dann bereits rund 300 Filialen. Anders als es in den bis dahin bekannten Lebensmittelläden üblich war - ein Verkäufer bedient an einer Theke und packt die meist losen Waren ein -, boten die Albrecht-Brüder verpackte Waren in schmucklosen Hallen zu konkurrenzlos niedrigen Preisen an. Die Geschäftsidee setzte sich durch, die Kette wuchs weiter. Um sich gegenseitig nicht ins Gehege zu kommen, trennten die Brüder 1961 das Unternehmen in zwei Teile. Karl Albrecht übernahm Aldi Süd im Gebiet südlich der Ruhr, nördlich davon herrschte Theo Albrecht mit Aldi Nord.
Stiftung sorgt für Kontinuität
Aldi wuchs und wuchs und machte die Brüder immer reicher. Irgendwann auch ohne deren direktes Zutun: Aus dem operativen Geschäft zog sich Karl Albrecht bereits Mitte der 90er Jahre zurück. Danach führte er den Aufsichtsrat. Seit 2002 wird Aldi überwiegend von familienfremden Managern geleitet. Das Vermögen von Karl Albrecht liegt in einer Stiftung, über die sein Sohn und seine Tochter heute die Geschicke von Aldi mitbestimmen.
Privates weiß man von Karl Albrecht kaum. Mitte der 50er Jahre zogen er und sein Bruder sich aus der Öffentlichkeit zurück. Interviews lehnte er ab, Filmaufnahmen existieren nicht. Die Abschirmung wurde noch extremer, nachdem Bruder Theo 1971 entführt worden war. Erst nach 17 Tagen und der Zahlung von sieben Millionen Mark kam er wieder frei.
Bis zuletzt soll Karl Albrecht recht bescheiden gelebt haben. Das Begräbnis soll dazu gepasst haben: ohne Pomp und Aufsehen, fern von Neugierigen, Kameras und Paparazzi. Begraben wurde er neben seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau und seinem Bruder.