Regiocom und SNT Regiocom und SNT: Call-Center werden umgebaut - Jetzt als Aktiengesellschaft

Magdeburg - Eines der größten deutschen Call-Center-Unternehmen, die Magdeburger Regiocom mit bundesweit 17 Standorten, wird umgebaut. Wichtigste Neuerung: Die Aktivitäten der Regiocom und des zugekauften Call-Center-Betreibers SNT werden zusammengelegt. „Das erhöht deutlich unsere Flexibilität und wir können schneller auf Großaufträge neuer Kunden reagieren“, sagt Dirk Moritz, neuer SNT-Vorstandschef. Er löst Florian Rietz ab, der das Unternehmen verlässt.
Gewinne werden weniger
Regiocom hatte im März 2017 die SNT mit 3.000 Mitarbeitern gekauft. Damit stieg die inhabergeführte Firma in die deutsche Call-Center-Spitze auf. Der Zukauf wurde aber offenbar noch nicht bewältigt. Auf MZ-Nachfrage sagte Regiocom-Verwaltungsratschef Klemens Gutmann: „2018 war ein anspruchsvolles Jahr.“ Aufgrund von vielfältigen Investitionen würden weniger Gewinne erwirtschaftet. Laut Gutmann gehört das zum Geschäftsleben. „Wir legen jetzt die Basis für künftiges Wachstum.“
Große Erwartungen setzt das Unternehmen in die Regiocom-Cloud. Bei Regiocom handelt es sich schon lange nicht mehr um einen reinen Call-Center-Betreiber. Seit zehn Jahren bietet das Unternehmen beispielsweise die Komplettbetreuung und -abrechnung von Energiekunden an - etwa für den Energiekonzern Eon. Künftig will Regiocom die Betreuung von Mail- oder Chat-System für andere Firmen ausbauen. „Die Datenverwaltung dahinter ist sehr anspruchsvoll“, erläutert Gutmann.
Öffnet sich das Unternehmen auch für externe Investoren, um weiter zu wachsen? Zum Jahreswechsel wurde die Rechtsform von einer GmbH in eine SE - eine europäische Aktiengesellschaft - geändert. Die Gründer Sebastian Kerz und Joan Schlieker fungieren als geschäftsführende Direktoren. Der dritte Gründer, Klemens Gutmann, ist nun Vorsitzender des neu geschaffenen Verwaltungsrates. Gutmann ist zudem seit Jahren in Sachsen-Anhalt ehrenamtlicher Arbeitgeberpräsident. „Durch die neue Rechtsform sind wir offener für Kapitalquellen“, sagt er. Einen nun möglichen Börsengang solle es aber nicht geben.
Branche im Umbruch
In der deutschen Call-Center-Branche gibt es einen Umbruch. Immer mehr Dienstleistungen werden nicht mehr am Telefon erbracht, sondern digital, etwa über Internet-Seiten. Die klassischen Call-Center-Firmen verlieren dadurch Kunden, gleichzeitig müssen sie in neue Technik und die Weiterbildung der Mitarbeiter investieren, um neue digitale Dienstleistungen anbieten zu können. Bereits 2016 schlüpfte der damals drittgrößte deutsche Anbieter BUW - mit einem Standort in Halle - unter das Dach des US-Konzerns Convergys. Der Medienkonzern Bertelsmann kündigte im Mai 2018 an, gleich sieben ostdeutsche Call-Center zu schließen oder zu verkaufen. Der Standort Halle mit 125 Mitarbeitern wurde verkauft.
Gutmann sieht in dem Wandel aber auch viele Chancen: „Wir haben keine Probleme, am Markt neue Aufträge zu bekommen, man muss die aber auch ordentlich bewältigen können.“ (mz)