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Rabattsysteme Rabattsysteme: Gastro- und Freizeit-Gutscheine boomen

Von Gregor Tholl 17.06.2004, 12:36

Frankfurt/Main/dpa. - Zu zweit ins Lokal gehen, aber als Single bezahlen: Eine Welle von Restaurant- Pässen, Gutschein-Systemen, Coupon-Heften und Rabattkarten überschwemmt den Freizeitmarkt.

Nur ganz Gewiefte behalten da noch den Überblick. Der Gutschein-Boom passt zum Sparwillen der Deutschen: Man knausert beim Ausgehen, will aber nicht unbedingt auf Spaß und Essengehen verzichten.

Zu einem Festpreis im Buchhandel oder Internet einmal gekauft, kann man mit den verschiedenen Rabattsystemen meistens ein Jahr lang in bestimmten Restaurants oder auch Kulturstätten Ermäßigungen wahrnehmen. Häufiges Prinzip beim Essen: Bei zwei bestellten Hauptgerichten, gilt für das billigere der Gutschein als Bezahlung. «Ich habe auf diese Weise Restaurants kennen gelernt, die ich nicht mehr missen möchte», sagt Flugbegleiterin Susanne (27) aus Hanau.

Die Gastronomen haben sich mit dem System auch auf den Abwärtstrend in einem immer härter werdenden Markt eingestellt. Für Essen und Trinken außer Haus gab jeder Deutsche im vergangenen Jahr nur noch 351 Euro aus. Vor zehn Jahren waren es noch 434 Euro.

Erfinderin des «Gutscheinbuchs» ist Kerstin Kuffer aus Regensburg. Als 2001 das Rabattgesetz fiel und das Feilschen Mode wurde, hatte Kuffer die Idee, Gutscheine nach amerikanischem Vorbild in Deutschland einzuführen. Werbung in ihrem Buch gegen Rabatt im Lokal @ so lautet der Handel, den Kuffer betreibt. Aus dem Regensburger Versuch ist inzwischen ein riesiges Projekt geworden. Mehr als 100 Lizenznehmer hat das Buch. Die Gesamtauflage in mehr als 190 Regionen Deutschlands beläuft sich auf mehr als 1,7 Millionen. In den regionalen «Gutscheinbüchern» (kosten etwa 16 Euro) befinden sich jeweils um die 30 Gutscheine. Der Käufer hat mit ihnen wie den meisten Rabattsystemen alles in allem eine Ersparnis von 300 bis 1000 Euro.

«Barometer Frankfurt» heißt ein anderes Scheckheft. Damit kann man laut Herausgeber sogar mehr als 6500 Euro sparen - und das bei einem Kaufpreis von 35 Euro. Es enthält etwa 400 Coupons von mehr als 130 Bars, Gaststätten, Ausflugszielen und ausgefallenen Geschäften. Mit der «2-for-1»-Card (29,90 Euro) gibt es in Frankfurt einen weiteren Rabatt-Anbieter. Herausgeber Björn Lautenschläger sieht seine Käufer nicht als Schnorrer oder Geizkragen: «Das ist eher eine Karte für Neugierige und ein hervorragendes Geschenk», sagt der ehemalige Bankmitarbeiter.

Lautenschläger, der die «Marketingagentur zur Förderung von Gastronomie und Kultur» betreibt, kam vor rund drei Jahren auf die Idee zu seiner Card. Eine Bekannte aus Hamburg arbeitete damals vorübergehend in Frankfurt und fand nicht so richtig Anschluss. Für Personen wie sie sei die Karte ideal. «Sie führt einen zu neuen Orten und gibt einem die Möglichkeit, auch nicht so enge Bekannte mit einem guten Vorwand einzuladen und näher kennen zu lernen.» Man spart im Luxusrestaurant, aber auch im Volkstheater. Derzeit sei sie in Frankfurt rund 5000 Mal im Umlauf. Es gibt sie auch in Darmstadt und Stuttgart. Köln und Düsseldorf sind in Planung.

Wer jedoch glaubt, der Trend beschränke sich bloß auf Zugezogene und Großstädter, der irrt. Den Gastro-Pass des Mercussini-Verlags beispielsweise (etwa 30 Ermäßigungen für 29,90 Euro) gibt es nicht nur für Wiesbaden, Frankfurt, Kassel und Darmstadt, sondern auch für die Region Rheingau/Taunus.

Der Restaurantpass der «d&b»-Verlagsgesellschaft (jeweils etwa 25 Ermäßigungen für 22,50 Euro) ist auch für Rüsselsheim, Hanau und Heppenheim auf dem Markt, sowie demnächst für Gelnhausen und Offenbach. In Bad Hersfeld gibt es neuerdings den Restaurantpass der «Gastronomie- und Kulturmanagement-Gesellschaft» (Dresden) mit mehr als 20 teilnehmenden Lokalen (22,50 Euro).

Das «Gutscheinbuch» von Kerstin Kuffer findet sich nicht nur in den südhessischen Rabatt-Hochburgen Frankfurt und Darmstadt, sondern auch in Kassel sowie in Gießen und Marburg. Auch für den Hochtaunuskreis und den Rheingau existiert eines. Groß-Gerau, der Kreis Waldeck-Frankenberg und der Vogelsbergkreis sollen demnächst eine Ausgabe bekommen.