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Naturrohstoff Quarzsand und Bausand: Darum wird in Deutschland der Sand knapp

Von Steffen Höhne 24.02.2018, 08:00
Begehrter Rohstoff: Sand auf einer Baustelle
Begehrter Rohstoff: Sand auf einer Baustelle dpa

Halle (Saale) - Vor einigen Jahren hat der Dokumentarfilm „Sand - Die neue Umweltzeitbombe“ für Aufsehen gesorgt. Darin wird unter anderem geschildert, wie der Wüstenstadt Dubai der Sand ausgeht.

Durch den Bauboom in den Vereinigten Arabischen Emiraten werden große Mengen Bausand benötigt. Doch Wüstensand ist weitgehend nutzlos, weil er vom Wind rund geschliffen wurde und sich für die Bauwirtschaft nicht eignet. Also werden inzwischen riesige Mengen etwa aus Indien importiert.

Diese Probleme schienen weit weg. Doch am Freitag veröffentlichte die „Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)“ nun eine Studie mit dem Titel: „Sand - auch in Deutschland bald knapp?

Quarz und Bausand in Deutschland reichlich vorhanden

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Bundesrepublik ist reich an Sand. Quarz und Bausand sind aus geologischer Sicht in ausreichendem Maße verfügbar. „Dennoch drohen bei wichtigen Baurohstoffen auf dem heimischen Markt aktuell erhebliche Versorgungsengpässe“, schreibt Studienautor Harald Elsner.

Der Grund: Der vorhandene Sand ist nicht verfügbar. Ein Großteil der Sand-, Kies- und Natursteinvorkommen Deutschlands sei durch konkurrierende Nutzungen wie nationale und europäische Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzgebiete sowie überbaute Flächen nicht mehr abbaubar, erläutert Elsner.

„In Baden-Württemberg zum Beispiel sind 85 Prozent der Landesfläche durch diese vorrangigen Nutzungen bereits verplant und stehen für eine potenzielle Rohstoffgewinnung nicht zur Verfügung.“

Insgesamt wurden 2016 in Deutschland rund 247 Millionen Tonnen Bausand und Kies im Wert von 1,6 Milliarden Euro verkauft. Da der Transport per Lkw teuer ist, wird Bausand in der Regel nicht weiter als 50 Kilometer vom Abbaugebiet eingesetzt. Die Knappheit führt zu regional unterschiedlichen Preisen. So kostet laut BGR Bausand in den Regionen München und Stuttgart derzeit 13 bis 15 Euro pro Tonne, fünf Euro sind es im Raum Halle/Leipzig und drei Euro in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Warnung der Bundesanstalt ist jedoch nicht die erste dieser Art. Bereits 2009 teilte die Behörde mit, dass Sand regional knapp werden könnte.

Glasindustrie ist abhängig vom Sand

In Sachsen-Anhalt werden nach Angaben des „Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe“ jährlich etwa zwölf Millionen Tonnen Bausand und Kies gefördert. Die Produktionsmenge sei seit dem Jahr 2000 stabil, sagt Verbandsgeschäftsführer Bert Vulpius der MZ. Versorgungsengpässe gebe es nicht. „Doch es wird auch in Sachsen-Anhalt immer schwieriger, neue Abbaufelder zu erschließen.“ Die Genehmigungsverfahren würden inzwischen zehn Jahre dauern. In den 90er Jahren seien es maximal drei Jahre gewesen. Zudem gibt es laut Vulpius verstärkt Bürgerinitiativen gegen neue Rohstoffprojekte. Als Beispiel nennt er die Proteste gegen einen neuen Steinbruch bei Quedlinburg (Harz). Dort soll sogenannte Grauwacke für den Straßenbau gefördert werden.

Nach Worten des Verbandsgeschäftsführers Vulpius gehören Betriebe in Sachsen-Anhalt zu den wichtigsten Quarzsand-Produzenten in Deutschland. Quarzsand werde vor allem in der Industrie benötigt. Abbaugebiete im Norden des Landes beliefern unter anderem zwei große Glaswerke bei Magdeburg mit 1 300 Mitarbeitern. „Ein Drittel des gesamten Flachglases in Deutschland wird bei Magdeburg produziert“, sagt Vulpius. Einschränkungen bei der Rohstoffversorgung hätten daher schwere Folgen für eine Reihe von Industrien. (mz)