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Private Krankenversicherung Private Krankenversicherung: DKV erhöht Tarife um 7,8 Prozent

Von Stefan Sauer 03.03.2016, 12:37
Die DKV hat die Tarife für gut die Hälfte ihrer Versicherten erhöht.
Die DKV hat die Tarife für gut die Hälfte ihrer Versicherten erhöht. dpa

Schock für knapp 500 000 Kunden der zweitgrößten privaten Krankenversicherung Deutschlands:  Die Tarife der DKV steigen um bis 130 Euro im Monat.  Wo liegen die Gründe? Sind alle DKV-Versicherten  betroffen? Und werden andere Versicherungen nachziehen?

Welche Tarife werden angehoben?

Von den deutlichsten Steigerungen sind Krankenversicherte in einem laut DKV besonders beliebten Tarif mit einem bisher günstigen Preis-Leistungsverhältnis. Die monatliche Belastung im Tarif BM4 steigt  nach Angaben von DKV-Sprecherin Sybille Schneider um 129,90 Euro  pro Monat auf durchschnittlich 580 Euro an. Abzüglich des Arbeitgeberanteils steigt der Anteil der für die Versicherten also von 225 auf 290 Euro monatlich. Insgesamt sind 490 000 der 815 000 DKV-Kunden mit Vollversicherung von Tarifsteigerungen betroffen. Das Plus beträgt im Schnitt 7,8 Prozent. Für über 65-Jährige hat die DKV den Anstieg auf 79,90 Euro pro Monat begrenzt. 

Wie begründet das Versicherungsunternehmen den Anstieg?

Im Wesentlichen sind zwei Entwicklungen für die deutliche Erhöhung der Tarife maßgeblich. Zum einen haben sich die Leistungsausgaben der  DKV  in den vergangenen Jahren erhöht. Manche neuen Medikamente in der Krebstherapie schlagen mit mehr als 100 000 Euro pro Patient und Jahr zu Buche. Auch Krankenhauskosten sowie  die Anzahl der Erkrankungen sind laut DKV gestiegen. Zweitens machen die niedrigen Zinsen den privaten Krankenversicherern zu schaffen. Die Unternehmen haben insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro aus den Einzahlungen ihrer Kunden zurückgelegt, um den Tarifanstieg im Alter abzufedern. Diese Rückstellungen werden aber seit geraumer  Zeit viel schlechte verzinst als ursprünglich kalkuliert. Daher muss mehr Geld ins System, die Tarife steigen.

Ist auch der Rückgang im Neukundengeschäft verantwortlich?

Ja, aber nur in geringem Umfang.  Zwar  ist die die Zahl der voll krankenversicherten DKV-Kunden gegenüber 2010 kräftig um fast 100 000 auf 815 000 gesunken. Dies hat aber nur wenig Einfluss auf die Tarife insgesamt.  Denn in der Privaten Krankenversicherung (PKV) gibt es keinen „Generationenvertrag“, bei dem jüngere Versicherte mit ihren Beiträgen die Ausgaben für die Älteren finanzieren.  Vielmehr orientiert sich die  Höhe der Prämien für die Versicherten einer Altersstufe an den Ausgaben, die in dieser diese Altersstufe anfallen. Sie finanzieren sich also im Wesentlichen selbst. Nur ein kleiner Teil der Prämien, die junge gesunde Kunden einzahlen, kommen in eine Art Überschusstopf, aus dem dann auch die Ausgaben anderer Versicherter mitfinanziert werden.  Das Neukundengeschäft ist also für die Prämienentwicklung nicht ganz bedeutungslos, aber auch nicht entscheidend.

Setzen Konkurrenten der DKV zu?

Der Wechsel  zu anderen privaten Versicherungsunternehmen spielt für die DKV durchaus eine Rolle, allerdings in unvermuteter Weise: Weil im letzten Jahr weniger  DKV-Versicherte ihre Verträge kündigten als zuvor, verfügt das Unternehmen über weniger Geld. Wie das?  Bei einem Wechsel können die Kunden den Großteil ihrer Altersrückstellungen zwar zum neuen Vertragspartner  mitnehmen, ein Teil aber verbleibt im bisherigen Krankenversicherer. Je weniger Kunden wechseln, desto geringer ist dieser Betrag. 

Werden andere Versicherungskonzerne ebenfalls die Tarife für die Krankenversicherung anheben?

Unter niedrigen Zinsen und steigenden Ausgaben leiden auch andere PKV-Unternehmen. Das heißt aber nicht, dass die Tarife überall und im gleichen Umfang steigen. Selbst bei der DKV bleiben rund  325 000 Vollversicherte von den aktuellen Tariferhöhungen verschont. Fakt ist aber, dass die Beiträge in der PKV in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen sind als die in der Gesetzlichen Krankenversicherung.  Seit  der Jahrtauendwende haben sich die Prämien in etwa verdoppelt.