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Pfandleihhaus Pfandleihhaus: Schmuck zu Geld machen

Von Nicola Menke 15.06.2012, 15:41

Hamburg/dpa. -

"Das Ganze funktioniert nach dem Prinzip Geld gegen Pfand", erklärt Berit Schröder-Maas, Justiziarin bei Grüne's Leihhäuser. "Der Kunde bringt einen Gegenstand und bekommt vom Pfandleiher ein Gelddarlehen." Dieser sogenannte Pfandkredit werde sofort ausgezahlt, ohne dass man einen Antrag stellen müsse und sei nicht an Bedingungen wie einen Bonitätsnachweis geknüpft.

Versetzen kann man Wertsachen aller Art. Angefangen von Elektrogeräten über Antiquitäten bis zu Schmuck, Uhren und Designerkleidern. Allerdings nimmt nicht jeder Pfandleiher alles, und manch eigentlich teures Stück bringt weniger als erhofft. "Das gilt beispielsweise für Computer, Fernseher, Stereoanlagen oder Mobiltelefone", erklärt Birgit Höltgen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Da heute ständig neue Geräte auf den Markt kämen, sei der Wertverfall rasant. "Wo der Preis wie bei Goldschmuck oder Sammlerobjekten recht stabil ist, fällt die Darlehenssumme erfahrungsgemäß ungleich höher aus", sagt sie.

Die Darlehenssumme orientiert sich am Zeitwert der Ware. "Wie viel das ist, wird vom Pfandleiher direkt vor Ort geschätzt, wobei er neben dem ursprünglichen Kaufpreis und dem Alter des Produktes natürlich auch seine Handelbarkeit mit einbezieht", erklärt Schröder-Maas. Entdecke der Fachmann bei der Inspektion des Pfandgegen-standes erhebliche Abnutzungsspuren oder Funktionsmängel, mindere das seinen Wert. Das Gleiche gilt, wenn das Stück sich als mehr Schein als Sein erweist, Großmutters Goldkette etwa als vergoldet oder die Nerzstola als gebleichter Fuchs. Ist der Ist-Wert des Pfandes bestimmt, wird eine Sicherheitsmarge abgezogen, die mindestens 20 Prozent beträgt - bei einem preislich instabilen oder schwer einschätzbaren Produkt auch schon mal bis zu 75 Prozent. "Das hat den Hintergrund, dass das Pfand die einzige Sicherheit ist, die der Leihhausbesitzer für das Darlehen hat, das er gewährt", erläutert Joachim Struck, Vorsitzender des Zentralverbandes des Deutschen Pfandkreditgewerbes. Löse jemand sein Eigentum nach Ende der Kreditlaufzeit nicht aus, werde es nach dem normalen Prozedere des Pfandleihsystems nach ein bis sieben Monaten versteigert. Dabei liege der Erlös meist um einiges unter dem Zeitwert, was der Pfandleiher mit einkalkulieren müsse, um keinen Verlust zu machen. "Er hat aber auch kein Interesse daran, den verpfändeten Gegenstand zu niedrig zu beleihen, sondern wird das ausgehend von seiner Schätzung höchstmögliche Darlehen geben", sagt Schröder-Maas. Tatsächlich profitiere er nämlich nicht davon, wenn bei der Auktion ein Überschuss erzielt wird - da er den an den Kunden auszahlen müsse -, sondern verdiene nur am Kredit selbst.

Wie viel der Kunde ihm zu bezahlen hat, hängt von der Darlehenssumme und der Kreditlaufzeit ab - letztere beträgt mindestens drei Monate und kann durch eine Abschlagszahlung verlängert werden. Abgerechnet wird entsprechend den Richtlinien der Pfandleiherverordnung. "Für ein Pfanddarlehen fallen Zinsen von einem Prozent pro Monat an", erklärt Struck. Dazu kommen monatliche Gebühren, die bis zur Kredithöhe von 300 Euro gestaffelt sind.