Gewächshausprojekt Osterweddingen: Tomaten und Gurken für deutsche Supermarktketten

Osterweddingen - Bald stehen die Tomaten-Stauden über hunderte Meter in Reih und Glied: Eines der größten landwirtschaftlichen Projekte in Sachsen-Anhalt steht kurz vor der Fertigstellung. Vor den Toren von Magdeburg, in Osterweddingen, ist auf 6,3 Hektar ein gewaltiger Gewächshauskomplex entstanden. Nach Angaben der Betreiber sollen in drei Wochen die ersten Tomaten- und Gurkenpflanzen in die Gewächshäuser kommen. Insgesamt sollen mehr als 50 Arbeitsplätze entstehen.
Hinter dem 13 Millionen Euro teuren Projekt stehen der niederländische Unternehmer Jorg van der Wilt und der bayerische Projektentwickler Harald Berger-Münch. Van der Wilt hat nach eigenen Angaben 20 Jahre lang in den Niederlanden bereits Tomaten und Paprika angebaut. Das Gemüse aus Osterweddingen soll künftig an die Firma Landgard, Deutschlands führende Vermarktungsorganisation im Gartenbau, geliefert werden. Der Großhändler liefert die Erzeugnisse dann an Supermarktketten.
Gewächshäuser nutzen die bisher ungenutzte Energie aus Glasproduktion
Das Know-how des Projektes sind allerdings nicht die Gewächshäuser, sondern deren Wärmeversorgung. Als Partner wurde das in unmittelbarer Nähe befindliche Flachglaswerk F-Glass gewonnen. Nach Worten Berger-Münchs entstehen bei der Glasproduktion Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius. Die Abwärme muss F-Glass derzeit mit hohem Energieaufwand runterkühlen. Künftig nutzen die Gewächshäuser die bisher ungenutzte Energie. „Für uns wie für F-Glass ist das ein wirtschaftlicher Vorteil“, so Berger-Münch. Die Rentabilität jedes großen Gewächshausprojektes in Deutschland hänge an einer günstigen Energieversorgung.
Bis zur Jahrtausendwende wurden Gewächshaus-Tomaten in Deutschland fast ausschließlich aus den Niederlanden importiert. Doch steigende Strompreise und Transportkosten im Nachbarland führen dazu, dass das Gemüse zunehmend hierzulande unter Glas angebaut wird. „Heimische Tomaten und Gurken sind bei den Verbrauchern auch stärker gefragt“, so Berger-Münch. In Sachsen-Anhalt betreiben drei andere niederländische Investoren bereits seit 2013 Deutschlands größtes Gewächshaus in Wittenberg. Dort werden auf 15 Hektar Tomaten angebaut.
Das Projekt in Osterweddingen firmiert unter den Namen Joris Gemüse und Charlottes Garden. Berger-Münch betont, dass diese Unternehmen nichts mit dem geplanten, gleichnamigen Gewächshaus-Projekt Charlottes Garden in Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) zu tun hat. „Unser Markenname wird widerrechtlich benutzt. Dagegen wehren wir uns“, so der Projektchef. Er fürchtet um den Ruf seines Vorhabens. Derzeit ist unklar, ob es überhaupt seriöse Investoren für das Sangerhäuser Vorhaben gibt.
(mz)