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Mercedes-Niederlassungen in Mitteldeutschland Mercedes-Niederlassungen in Mitteldeutschland: Autohaus S&G erwägt Kauf-Angebot

Von Wolfram Schlaikier 25.09.2014, 08:28
An rund 1.200 Orten in Deutschland ist „ein Stern drauf“, sagte die Mercedes-Sprecherin. Darunter sind die 33 konzerneigenen Niederlassungen mit 158 Standorten.
An rund 1.200 Orten in Deutschland ist „ein Stern drauf“, sagte die Mercedes-Sprecherin. Darunter sind die 33 konzerneigenen Niederlassungen mit 158 Standorten. Daimler Lizenz

Halle (Saale) - „Mercedes-Benz will Autohäuser in Ostdeutschland verkaufen“, meldete die Berliner Morgenpost vor wenigen Tagen, „Daimler erwägt Verkauf aller Mercedes-Autohäuser im Osten“ weiß der Tagesspiegel. Die „Stuttgarter Nachrichten“ titelten verhaltener: „Mehr Autohäuser im Osten stehen zum Verkauf“.

Solche Nachrichten dürften bei den Beschäftigten für Unruhe sorgen, vor allem, weil sie oberflächlich sind. Denn nach Auskunft von Konstanze Fiola, der Sprecherin des Mercedes-Vertriebs in Deutschland, sollen nicht „alle Mercedes-Autohäuser“  in Ostdeutschland verkauft werden, sondern die konzerneigenen Vertriebszentren, die so genannten Niederlassungen.

Auf MZ-Nachfrage stellte Fiola klar, dass die Niederlassungen nur ein kleiner Teil des Netzes der Marke sind (siehe „33 Niederlassungen in Deutschland“).  Sie betont: „Es geht nicht darum, Niederlassungen zu schließen.“ Vielmehr solle der konzerneigene Vertrieb durch den Verkauf „profitabler ausgerichtet werden“. Die Geschäftsleitung habe „Signale von renommierten Unternehmern“ bekommen, mit denen man verhandele.

Mercedes-Benz erwartet trotz politischer Spannungen und einer Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds in diesem Jahr in Europa einen Rekordabsatz. „Wir haben europaweit in den ersten sieben Monaten 7,6 Prozent mehr Autos verkauft als im Vergleichszeitraum“, sagte Ola Källenius, der Vertriebschef der Daimler-Tochter, der Zeitung „Die Welt“. Das Russlandgeschäft sei durch die Ukraine-Krise bislang nicht beeinträchtigt. Im ersten Halbjahr habe Mercedes in Russland 20 Prozent mehr Autos abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. (Reuters)

Eine der zum Verkauf stehenden Niederlassungen ist die Am Großen Silberberg in Magdeburg mit Betriebsteilen in Burg (Jerichower Land) und Wernigerode (Landkreis Harz). Die Verkaufs-Absichten seien seit einem Vorstandsbeschluss im Mai bekannt, bestätigte Geschäftsführerin Astrid Stolze der MZ. Über Details erfahre sie aber nichts. An den drei Orten arbeiten zusammen rund 220 Menschen.

Im Juni meldete die Magdeburger Volksstimme, die Niederlassung Magdeburg solle noch im Jahr 2014 mit denen in Dresden und Leipzig fusionieren zu einer „Vertriebsdirektion Ost“. Mercedes-Sprecherin Fiola erklärte damals, dass wahrscheinlich Arbeitsplätze in der Verwaltung abgebaut würden. Betriebsbedingte Kündigungen solle es nicht geben.

Zum Kreis der Kauf-Interessenten gehört auch Stephan Kinzel, der Geschäftsführer der S&G Automobil GmbH, einer Gruppe von acht Mercedes-Autohäusern in Sachsen-Anhalt mit zusammen rund 400 Beschäftigten. „Wir werden nicht angerufen, sondern wir verfolgen die Verhandlungen“, sagte Kinzel der MZ. „Wenn es Niederlassungen gibt, die in unser Konzept passen, werden wir ein Angebot abgeben.“  Dabei gehe es um „gesundes Wachstum“. Neben S&G in Sachsen-Anhalt mit Hauptsitz in Sennewitz bei Halle arbeiten in der S&G-Gruppe weitere rund 1.000 Beschäftigte in elf Autohäusern in Baden-Württemberg.

Ob und wie viele Arbeitsplätze nach dem Verkauf der Niederlassungen wegfallen, ist offenbar noch unklar. Auch die Gewerkschaft weiß nichts Näheres. „Bei einem solchen Geschäft geht es immer darum, hinterher zu rasieren, was doppelt ist“, sagt Peter Friedrich, bei der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen zuständig für das Kfz-Handwerk. Nächste Woche Montag tagen in Berlin Konzern- und Gesamtbetriebsrat von Mercedes, bei der Gelegenheit hofft Friedrich, mehr zu erfahren. (mz)