Meinfernbus, Fixbus und Co. Meinfernbus, Fixbus und Co.: Deutsche Bahn sagt Fernbus-Anbietern den Kampf an

Berlin - Zwei Jahre nach der Liberalisierung des Fernbus-Marktes will nun auch die Deutsche Bahn ihr Angebot in dem Boom-Segment massiv ausbauen. Um dem zunehmenden Konkurrenzdruck von aufstrebenden Busgesellschaften zu begegnen, plant das Staatsunternehmen bei seinen eigenen Bus-Töchtern eine Vervierfachung des Angebots, wie Bahn-Vorstand Ulrich Homburg am Montag in Berlin mitteilte.
Neue Relationen seien insbesondere auf stark nachgefragten Strecken wie zwischen Berlin und Bremen sowie zwischen Thüringen und Bayern geplant. "Schneller als von uns erwartet" habe sich der Fernbus als wesentlicher Bestandteil der Mobilität in Deutschland entwickelt, räumte Homburg ein. Dem müsse das Unternehmen Rechnung tragen.
Die Fernbus-Offensive soll im Sommer starten und Ende 2016 abgeschlossen werden. Die bisherige Busmarke IC-Bus wird auf die Marke Berlinlinienbus verschmolzen. Auf den bisherigen Strecken der IC-Busse soll Kunden auch in Zukunft mit einem Ticket Bahn und Bus gemeinsam nutzen können. Das Fernbus-Angebot insgesamt wird in das Kundenbindungsprogramm "Bahn Bonus" einbezogen. Homburg versprach niedrige Ticket-Preise und eine einfache Preis- und Tarifstruktur.
Die Bahn gehört bereits jetzt zu den größten Fernbus-Anbietern im Land. Sie kommt in diesem Markt bislang aber nur auf einen Anteil von weniger als zehn Prozent. Der Konzern hatte lange Zeit die neue Konkurrenz von der Straße unterschätzt. Zahlreiche Fernbus-Kunden waren vorher in den Zügen der Deutschen Bahn unterwegs, stiegen dann aber wegen deutlich niedrigerer Ticket-Preise um. Vorstandschef Rüdiger Grube hatte unlängst mitgeteilt, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr 120 Millionen Euro Umsatz an die Fernbus-Betreiber verloren habe.
Marktkonzentration im vollen Gange
Der deutsche Fernbusmarkt war erst Anfang 2013 liberalisiert worden. Seitdem erlebt er ein rasantes Wachstum. Nach Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes waren im vergangenen Jahr bis zu 19 Millionen Menschen mit Fernbussen unterwegs, etwa doppelt so viele wie im Vorjahr. Fachleute gehen davon aus, dass die Zahl der Reisenden schon bald die Marke von 25 Millionen erreichen wird.
Noch tummeln sich mehrere Dutzend Anbieter im Markt, doch die Konsolidierung hat längst eingesetzt. So schließen sich gerade die beiden Marktführer Meinfernbus und Flixbus zu einem neuen Riesen zusammen. Gemeinsam kommen die beiden Unternehmen derzeit auf einen Marktanteil von drei Vierteln. Das neue Gemeinschaftsunternehmen will bis zum Jahresende rund 1.000 Busse auf den Straßen haben, was gegenüber dem derzeitigen Stand einer fast einer Verdoppelung entspricht. Am Montag kündigte es an, in den kommenden Monaten mehr als 50 neue Linien und mehr als 500 neue Direktverbindungen zu starten, darunter auch nach Brüssel und Paris. Mit einem dichten Taktfahrplan in Deutschland und den angrenzenden Ländern will der neue Großanbieter die Bahn noch stärker in Bedrängnis bringen. Bahn-Manager Homburg sagte, sein Unternehmen wolle "die Marktbedingungen als zweiter starker Anbieter mitbestimmen".
Das Marktforschungsinstitut Iges geht davon aus, dass mittelfristig nur drei bis vier große, finanzstarke Anbieter sowie eine kleine Anzahl von Nischenunternehmen im Fernbusmarkt überleben werden. Zu den Großen werden neben den fusionierten Firmen Meinfernbus und Flixbus voraussichtlich die Bus-Sparte der Bahn sowie der ADAC Postbus gehören. Letzter wird inzwischen nur noch von der Deutschen Post betrieben, der krisengeschüttelte Automobilclub war nach beträchtlichen finanziellen Verlusten ausgestiegen. Die Bus-Töchter der Bahn und der ADAC Postbus kamen zuletzt jeweils auf einen Marktanteil von neun Prozent.
Kampfpreise auf der Schiene
Mit der starken Konkurrenz im Fernbusmarkt geht bislang auch ein gnadenloser Preiskampf zwischen den Anbietern einher. Tickets für Rennstrecken wie Berlin-Hamburg oder Frankfurt-Köln sind häufig für weniger als zehn Euro zu haben. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Preise in Zukunft spürbar steigen werden.
Die Bahn hatte bereits in der Vergangenheit auf die Konkurrenz durch den Fernbus reagiert und zwischen Berlin und Hamburg den Interregio-Express IRE gestartet. Das Ticket für die einfache Strecke in diesem Zug kostet 19,90 Euro, die Hin- und Rückfahrt ist für 29,90 Euro zu haben. Die Fahrtzeit zwischen beiden Metropolen beträgt rund drei Stunden. Das ist deutlich mehr als im ICE. Mit dem Fernbus kann der IRE aber allemal mithalten, zumal der Bus auch häufiger im Stau steht.
Gleichzeitig bietet die Bahn auf Fernbus-Vergleichsportalen im Internet Bahnfahrten innerhalb Deutschlands zu Kampfpreisen an. Zum Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember verzichtete sie auch generell auf Preiserhöhungen in der zweiten Klasse, um nicht noch mehr Fahrgäste an den Bus zu verlieren. Das Unternehmen arbeitet auch an neuen Rabatt-Modellen für jene Kunden, die sich nicht mit einer Bahncard an den Konzern binden wollen.