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Längere Umwege Längere Umwege: ICE-Strecke Berlin-Hannover länger gesperrt

Von Alexander Schierholz 09.07.2013, 14:40
Blick auf die ICE-Strecke Berlin - Wolfsburg bei Schönhausen. Durch das Elbe-Hochwasser kam es zu Überflutungen von Gleisanlagen und Sicherungstechnik.
Blick auf die ICE-Strecke Berlin - Wolfsburg bei Schönhausen. Durch das Elbe-Hochwasser kam es zu Überflutungen von Gleisanlagen und Sicherungstechnik. dpa/archiv Lizenz

Stendal/MZ - Wie ein Betondamm in einem See - so sieht derzeit die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-Hannover bei Stendal aus. Nach dem Juni-Hochwasser sind die Gleise selbst weitgehend wieder trocken, doch unmittelbar daneben steht rechts und links das Wasser. Wie durchweicht der Bahndamm ist, wo er womöglich unterspült ist, das kann derzeit noch niemand sagen. Modernste Radartechnik könnte über Schäden Aufschluss geben, doch die kann erst eingesetzt werden, wenn das Wasser weg und der Bahndamm durchgetrocknet ist. Das kann Wochen dauern.

Rund einer Stunde längere Fahrzeit

Deshalb hat die Bahn gestern eine folgenschwere Entscheidung getroffen: Die Schnellfahrstrecke, eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen, bleibt für Monate gesperrt. Wie lange, darauf wollen sich die Bahn-Vorstände Volker Kefer und Ulrich Homburg nicht festlegen. Vor Ende des Jahres dürften dort aber wohl keine Züge mehr rollen. Die Privatbahn Ostdeutsche Eisenbahn GmbH jedenfalls hat ihre Regionalzüge bis und ab Stendal bis „voraussichtlich“ Mitte Dezember durch Busse ersetzt. Für den Fernverkehr gilt ab dem 29. Juli ein neuer Fahrplan. ICE-Züge aus Berlin nach Westdeutschland werden über verschiedene Routen umgeleitet (siehe Karte). Weiterhin werden Reisende deshalb längere Fahrzeiten von rund einer Stunde in Kauf nehmen müssen. Lediglich die ICE-Linie 12 braucht ab Ende des Monats nur noch eine halbe Stunde länger - sie wird über Halle und Bitterfeld umgeleitet. Dort ist die wegen durchgerosteter Schwellen fast ein Jahr gesperrte Schnellfahrstrecke seit zwei Wochen wieder frei.

Von der Sperrung in der Altmark sind laut Bahn täglich rund 90 000 Reisende betroffen. Darunter sind viele Pendler, die etwa in Berlin wohnen und in Wolfsburg arbeiten. Der Oberbürgermeister der niedersächsischen Stadt, Klaus Mohrs (SPD), erwägt deshalb jetzt, Pendlern vorübergehend Wohnraum in einer ehemaligen Kaserne oder in Wohnwagen anzubieten. Die Bahn ihrerseits zeigt sich zumindest bis zum Monatsende kulant: Bis zum 31. Juli können betroffene Fahrgäste ihre Tickets kostenlos zurückgeben und bekommen den Preis erstattet. Verpflichtet dazu ist das Unternehmen nicht, weil die Flut als höhere Gewalt gilt.

Bahndamm erst in einigen Wochen trocken

Das Wasser an dem gesperrten fünf Kilometer langen Streckenabschnitt an der Elbe zwischen Stendal und Rathenow (Brandenburg) zieht sich unterdessen nur langsam zurück, nach Angaben des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW) um rund drei Zentimeter pro Tag. Es werde über Gräben und einen See abgeleitet, sagt LHW-Chef Burkhard Henning. „Aber für die riesigen Wassermassen ist dieses Grabensystem nicht ausgelegt.“ Ende vergangener Woche hat das LHW deshalb einen Deich aufschlitzen lassen, damit Wasser schneller in Richtung Elbe zurückfließt. Der Bahndamm dürfte deshalb erst in einigen Wochen so trocken sein, dass er mit Radar-Technik auf Unterspülungen und dadurch entstandene Hohlräume untersucht werden kann.

„Wenn alles gut läuft“, sagt Bahnsprecher Martin Walden, „wissen wir in sechs bis acht Wochen erst einmal, welche Schäden überhaupt aufgetreten sind.“ An Stellen, an denen das Radar-Gerät anschlägt, will die Bahn Bohrungen vornehmen, um den Untergrund und die Betonfahrbahn, welche die Gleise trägt, zu untersuchen. Im schlimmsten Fall müsste der Beton-Unterbau ersetzt werden - wie erst jüngst zwischen Halle und Bitterfeld.

Ein Mann geht in Hannover an einem ICE vorbei. Bahnpendler brauchen weiter Geduld. An der Elbe steht neben der Verbindung Berlin-Hannover noch Wasser. Deshalb bleibt die Strecke gesperrt.
Ein Mann geht in Hannover an einem ICE vorbei. Bahnpendler brauchen weiter Geduld. An der Elbe steht neben der Verbindung Berlin-Hannover noch Wasser. Deshalb bleibt die Strecke gesperrt.
dpa Lizenz
Ausweichstrecken um die gesperrte ICE Strecke Berlin - Stendal.
Ausweichstrecken um die gesperrte ICE Strecke Berlin - Stendal.
dpa-infografik Lizenz