Konkurrent will MKM übernehmen Konkurrent will MKM übernehmen: Kupferverarbeiter aus Hettstedt soll verkauft werden

Halle (Saale) - Der Kupferverarbeiter MKM hat zuletzt einige Erfolgsmeldungen geliefert: Für einen chinesischen Elektro-Autobauer werden Kupferteile geliefert, in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen Hochhäuser in Messingbleche gekleidet.
Das Traditionsunternehmen aus Hettstedt (Mansfeld-Südharz) investierte in den vergangenen vier Jahren 80 Millionen Euro, um neue Anlagen zu bauen und zu modernisieren. Unternehmenschef Roland Harings kündigte hohe Wachstumszahlen an.
Etwas überraschend kommt nun die Nachricht, dass das Unternehmen, dessen Grundstein 1907 gelegt wurde, verkauft werden soll. Die Niedersächsische KME-Gruppe will den großen Produktionsstandort mit rund 1.200 Mitarbeitern übernehmen. Harings ist überzeugt, „dass wir gemeinsam ein starkes Unternehmen formieren können, das eine führende Rolle im internationalen Wettbewerb spielen wird“. Noch müssen die EU-Wettbewerbsbehörden dem Zusammenschluss zustimmen.
KME gehört dem italienischen Konzern Intek
So wie MKM stellt auch KME verschiedenste Kupferprodukte her - beide sind bisher Wettbewerber. Das Unternehmen mit Sitz in Osnabrück hat nach eigenen Angaben weltweit 15 Produktionsstandorte und beschäftigt 3.900 Mitarbeiter. KME gehört wiederum dem italienischen Konzern Intek. Die Produktionsmenge lag 2016 bei 330.000 Tonnen. Zum Vergleich: MKM stellte zuletzt in nur einem Werk 270.000 Tonnen im Jahr her.
Harings betont: „Das Werk Hettstedt wird als großer, integrierter Produktionsstandort auch in einem gemeinsamen Unternehmen eine entscheidende Rolle spielen.“ Zu Auswirkungen auf Arbeitsplätze äußert sich der MKM-Chef nicht. Nach MZ-Informationen ist in Hettstedt kein größerer Stellenabbau oder Verlagerung von Produktion geplant.
Fakt ist allerdings auch, MKM verliert mit dem Zusammengehen seine Eigenständigkeit. Die wichtigen Entscheidungen werden künftig in der niedersächsischen Zentrale getroffen. Dem Verlust an Selbstbestimmung steht eine Gewinn an internationaler Stärke gegenüber. Viele international tätige Konzerne wie Auto-Hersteller fordern auch von ihren Zulieferern, ein globales Produktionsnetz zu betreiben. KME verfügt bereits über Werke in den USA und China. Die Hettstedter hoffen, im Verbund ihre Kapazitäten noch besser auslasten zu können. Laut Harings soll auch die Forschungskompetenz gebündelt werden.
Eigentümer von MKM ist bisher der britische Ex-Investmentbanker Ian Hannam. Er übernahm das Werk im Jahr 2013 vom kasachischen Rohstoff-Konzern Kazakhmys, bereits seit 2010 stand der Standort zum Verkauf. Hannam sah das große Potenzial des Unternehmens zu wenig ausgeschöpft. Er setzte vor allem auf die Produktion von Qualitätsprodukten. Durch Investitionen wurde die Effizienz verbessert. Hat Hannam die Braut nur hübsch gemacht für den Verkauf?
Sowohl MKM als auch KME stehen in einem harten internationalen Wettbewerb. Harings Ziel ist es ursprünglich gewesen, bis 2019 jährlich 400 000 Tonnen Kupferprodukte herzustellen. Der Plan war wohl zu ambitioniert. Offenbar sind Hannam und die MKM-Führung zu der Erkenntnis gekommen, unter einem noch größeren, schützenden Kupfer-Dach besser wirtschaften zu können. (mz)