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Konjunktur in Sachsen-Anhalt Konjunktur in Sachsen-Anhalt: Aufschwung am Bau, Skepsis in der Industrie

Von Ralf Böhme 26.10.2016, 17:38

Halle (Saale) - Besser könnte es für das Baugewerbe im südlichen Sachsen-Anhalt nicht laufen. Ob Eigenheimbau, neue Straßen und Brücken oder große Sanierungsprojekte - überall im Land herrscht derzeit Hochbetrieb. Wer da noch meckert, ist selber schuld: Aufträge für mehr als 15 Wochen im voraus! Das ist der absolute Höchstwert im Vergleich seit 1991.

Prima Klima, sagen dazu die Analysten der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Gutachter in ihrem am Mittwoch vorgestellten Konjunkturbericht für das dritte Quartal sogar poetische Fähigkeiten: „Das Baugewerbe strebt himmelwärts“, heißt es da beispielsweise.

Und so könnte es sogar noch eine ganze Weile weiter gehen. Denn aktuell sorge die öffentliche Hand mit neuen Baustellen zum Ausbau der Infrastruktur für zusätzliche Impulse.

Auch mit den Dienstleistungen ist es zuletzt weiter nach oben gegangen. Einen Ausdruck findet dieser Trend, so IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel, in einer ungewöhnlich großen Bereitschaft zu Neueinstellungen in diesem Wirtschaftszweig.

Handel in Sachsen-Anhalt: branche profitiert laut IHK von guter Konjunktur

Stichwort Handel. „Wenn es anderswo rund läuft, profitieren auch die Händler“, so der Volkswirt. Umsätze und Gewinne hätten sich stabilisierten - auf hohem Niveau. Kein Wunder, dass man nun auch ein reges Weihnachtsgeschäft erwartet.

Mittlerweile gewinnt sogar das bisherige „Sorgenkind“, das Verkehrsgewerbe, an Tempo. Die Auftragseingänge, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, steigen seit Wochen.

Die Industrie in Sachsen-Anhalt hat wenig Grund zum jubeln

Einzig und allein der einheimischen Industrie ist offenbar nicht nach Jubeln. Gewinne und Aufträge könnten größer sein, geht aus der Konjunktur-Umfrage hervor. IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Brockmeier: „Die Stimmung in der Wirtschaft ist zweigeteilt.“

Teile der Industrie würden zurück bleiben. „Faktoren wie stabile Beschäftigung und geringes Preisniveau, die anderswo beflügeln, haben hier nicht den erhofften Aufwind gebracht.“

Antworten auf die Frage, warum Teile der einheimischen Industrie an Fahrt verlieren, suchen die Fachleute der Industrie- und Handelskammer vor allem außerhalb der Region.

An den Bedingungen in Sachsen-Anhalt könne es ursächlich nicht liegen. Denn das Land falle im bundesweiten Vergleich kaum auf. So würden sich die Umfrage-Ergebnisse kaum von anderen Ländern unterscheiden.

Brockmeier verweist auf „immer mehr Signale, dass Unternehmen im internationalen Wettbewerb auf Hindernisse stoßen“. Schwierigkeiten bereite ihm zufolge ein zunehmender Hang zu Protektionismus und Blockaden des Freihandels. Im Inland schlügen hingegen Arbeits- und Energiekosten negativ zu Buche. Zudem sorge die anhaltende Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank für wachsende Zweifel im Mittelstand. (mz)