Kommentar zur Staatspleite Kommentar zur Staatspleite: Mutig gegen die Heuschrecken

Buenos Aires - Man möchte wirklich nicht in der Haut der Argentinier stecken. Ihr Land ist zahlungsunfähig, schon wieder. Die Schrecken vom letzten Mal 2002 sind noch in frischer Erinnerung: Der Zusammenbruch der Wirtschaft, weil niemand mehr Geld für gar nichts hatte. Die Verelendung von Millionen, die in besseren Zeiten Kredite aufgenommen hatten und nun das Häuschen, das Auto, die Waschmaschine nicht mehr abstottern konnten. Der Hunger derer, die schon vorher kaum genug zu essen hatten.
Auch diesmal wird das Land zu leiden haben, und wieder wird es die Schwächsten am härtesten treffen. Doch vieles ist anders als vor zwölf Jahren. Denn auch wenn die Wirtschaft nicht so robust dasteht, wie es die Präsidentin gern darstellt; auch wenn die Inflation schon jetzt höher ist als offiziell eingestanden; auch wenn die Devisenreserven schnell schrumpfen werden: Argentinien hat sich enorm konsolidiert in den Regierungsjahren der beiden Kirchners.
Der einst von Carlos Menem betriebene neoliberale Ausverkauf ist gestoppt und umgekehrt worden, wodurch der Staat überhaupt erst wieder handlungsfähig wurde. Das Land hat mit Brasilien, China, Venezuela wieder gewichtige Verbündete, die auch aus eigenem Interesse Argentinien helfen werden. Die Regierung hat eine reelle Chance, dem Erpressungsversuch der New Yorker Heuschrecken-Fonds standzuhalten. Zu ihrem Mut, diese Chance zu ergreifen, kann man sie nur beglückwünschen.