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Kapitalerhöhung geplant Kapitalerhöhung geplant: Commerzbank macht sich frei

Von Bernd Salzmann 13.03.2013, 10:50
Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main
Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main dpa Lizenz

Frankfurt(Main)/MZ - Auf die Frage, seit wann er intensiv darüber nachdenke, dem deutschen Staat jene milliardenschweren Stillen Einlagen zurückzugeben, die dieser der Commerzbank in höchster Not gewährt hatte, kam die Antwort von Vorstandschef Martin Blessing am Mittwoch während einer kurzfristig einberaumten Telefonkonferenz wie aus der Pistole geschossen: „Vom ersten Tag an.“

Staat bleibt zunächst Aktionär

Seine Taten sprechen dafür, dass Blessing nicht geflunkert hat. Drei Jahre nachdem der Staat Deutschlands zweitgrößter Bank in höchster Not beigesprungen war, gab das Kreditinstitut 11,5 Milliarden Euro an Stillen Einlagen zurück. Es war bereits der Löwenanteil jener 18,2 Milliarden Euro, die der Bund der Bank in Form von Stillen Einlagen (16,4 Milliarden Euro) und Aktien (1,8 Milliarden) nach dem Crash der Lehman Bank in New York zur Verfügung gestellt hatte. Hinzu kamen Ausgleichszahlungen, Zinsen und Provisionsleistungen in Höhe von insgesamt 1,4 Milliarden Euro. Alleine hätte es die Commerzbank, die kurz zuvor erst die Dresdner Bank übernommen hatte, nicht geschafft.

Die restlichen Hilfsgelder sollen nun folgen. Der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin darf gut 1,6 Milliarden Euro verbuchen. Außerdem erhält er 60 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen für entgangene Gewinne. Nicht ganz 30 Millionen Euro fließen an den Versicherungskonzern Allianz, an den die Stille Einlage von 750 Millionen Euro zurückgeführt wird. Das Geld will sich die Bank über die Ausgabe von neuen Aktien besorgen.

Die Verbindung von Staat und Commerzbank ist damit aber noch nicht gekappt. Der Bund, der aktuell 25 Prozent der Aktien plus einen weiteren Anteil hält und damit über eine Sperrminorität bei der Commerzbank verfügt, bleibt zunächst Großaktionär. Im Zuge der geplanten Kapitalerhöhung, mit der der Staat und der Versicherungskonzern Allianz ausgelöst werden sollen, schrumpft der Anteil des Bundes voraussichtlich jedoch unter 20 Prozent.

Von der Wertentwicklung dieser rund 1,5 Milliarden Wertpapiere hängt es ab, ob der Bund und damit letzen Endes auch der Steuerzahler bei der Hilfsaktion draufgelegt hat. Wobei in der Rechnung freilich nicht auftaucht, welche Folgekosten entstanden wären, wenn ein systemrelevantes Kreditinstitut wie die Commerzbank zusammengebrochen wäre.

Steuerzahler trägt Verluste

Jenseits dieser Frage kommt es in der Gesamtbilanz des Abenteuers Commerzbank nach Blessings Berechnungen darauf an, dass die Aktien eines Tages mindestens einen Gesamtwert von 3,7 Milliarden Euro erreichen.

Im Moment sieht es nicht gerade gut aus. „Wenn der Bund jetzt komplett aussteigen würde, würde er einen Verlust machen“, räumt der Vorstandschef ein, der sich noch einmal ausdrücklich für die Hilfe der Politik und des Steuerzahlers bedankte.

Auf die Frage, wie hoch der Kurs steigen müsste, um ohne Verlust aus der Affäre zu kommen, antwortete Blessing ausweichend. Der Kurs müsste sich wohl ungefähr verdoppeln, soll ein Verlust vermieden werden.

Commerzbank-Chef Martin Blessing will ohne Hilfe auskommen.
Commerzbank-Chef Martin Blessing will ohne Hilfe auskommen.
dpa Lizenz