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Kampf ums Ackerland Kampf ums Ackerland: Preise für Ackerland im Osten gestiegen

Von Stefan Sauer 21.12.2013, 09:04
Regenwolken ziehen über ein Feld bei Mühlberg (Thüringen).
Regenwolken ziehen über ein Feld bei Mühlberg (Thüringen). DPA/ARCHIV Lizenz

Berlin/MZ - Die Preise für Ackerflächen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Vor allem in ostdeutschen Bundesländern verlief die Entwicklung rasant: In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg verdreifachten sich die Agrarbodenpreise zwischen 2003 und 2012 annähernd, in Sachsen-Anhalt legten sie auf mehr als das Doppelte zu. Im Bundesdurchschnitt fiel der Wertzuwachs wegen der etwas gemächlichen Preisentwicklung im Westen nicht ganz so steil aus: Nach Angaben des Statistischen Bundesamts mussten 2003 im Schnitt 9 184 Euro pro Hektar gezahlt werden, 2012 waren es 14 424 Euro. In Sachsen-Anhalt lag der Durchschnitt im vorigen Jahr bei knapp 11 000 Euro.

Starkes West-Ost-Gefälle

Derweil ist der durchschnittliche Hektarpreis zwischen Ostsee und Erzgebirge mit 9 600 Euro noch immer deutlich niedriger als der westliche mit 22 270 Euro. Für manchen Landwirt im Osten sind die Böden mittlerweile dennoch zu teuer geworden, um sie dauerhaft rentabel bewirtschaften zu können. Parallel zu den Kaufpreisen steigen auch die Pachten. Das trifft Landwirte im Osten besonders. Während im Westen nur gut die Hälfte der Böden zugepachtet wird, sind es im Osten drei Viertel der Agrar-Flächen.

Und das geht ins Geld: In Thüringen etwa stieg der Pachtpreis pro Hektar laut Bauernverband von unter 100 Euro Ende der 90er Jahre auf aktuell 270 Euro. Die hohen Ausgaben gehen zulasten von Investitionen in die Modernisierung, die wegen der gegenüber dem Westen noch immer geringeren Wertschöpfung ostdeutscher Agrarbetriebe dringend nötig wären.

Für die Entwicklung maßgeblich sind landwirtschaftsfremde Investoren, die in Zeiten niedriger Zinsen nach lohnenden und zugleich stabilen Anlagemöglichkeiten Ausschau halten. Allein im Jahr 2011 lag der Umsatz der Flächenverkäufe bei 1,56 Milliarden Euro. Preistreibend wirkt sich nach Ansicht der Bauernverbände auch die Strategie der Bodenverwertungs- und –verwaltungs GmbH (BVVG) aus, die staatseigene Flächen aus DDR-Zeiten veräußert – und zwar meistbietend. Für die BVVG ist es mithin gleichgültig, ob es sich bei den Bietern um Landwirte handelt oder um agrarferne Finanzinvestoren.

Die Bauernverbände in Sachsen-Anhalt sowie Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) haben in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, dass zudem mitunter auch große Flächen verkauft werden. Sie dringen deshalb darauf, dass die BVVG kleinere Flächen anbietet, so dass auch landwirtschaftliche Betriebe mitbieten können.

Biogas-Boom treibt die Preise

Zusätzlich befeuert wurde die Preisrallye in den vergangenen Jahren durch die staatliche Förderung der Biogasanlagen, die in Konkurrenz zur traditionellen Landwirtschaft Anbauflächen beanspruchen und so die Flächen verknappten. Zwar ist der Boom, der zwischen 2007 und 2012 Anlagen wie Pilze aus dem Boden sprießen ließ, wegen geänderter Förderbedingungen erst einmal vorbei. Die Flächen von 7 800 Biogas-Betrieben bundesweit aber stehen dem Ackerbau nicht mehr zur Verfügung.
Ein Ende des Booms ist derzeit nicht abzusehen. Das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig geht davon aus, dass die Nachfrage nach Agrarflächen auch 2014 hoch bleiben wird – zulasten vor allem kleiner Pachtbetriebe.

Mittlerweile hat auch die Politik erkannt, dass es mit den Preissprüngen nicht ewig weitergehen kann. Im schwarz-roten Koalitionsvertrag heißt es, man werde „rechtliche Instrumentarien“ prüfen, die eine bessere Kontrolle des Agrarflächenkaufs durch branchefremde Investoren ermöglichen sollen.