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ÖPNV-Zuschuss Jobticket MDV: Viele Unternehmen zahlen bei Monatskarten dazu

Von Alexander Schierholz 07.01.2020, 05:00
Blick in die Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof in Halle (Saale). 
Blick in die Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof in Halle (Saale).  www.imago-images.de

Halle (Saale) - In Mitteldeutschland nutzen immer mehr Bus- und Bahnpendler ein Jobticket für die Fahrt zur Arbeit. Derzeit haben 19.000 Kunden im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) - der das südliche Sachsen-Anhalt und Westsachsen verbindet - eine solche vergünstigte Abo-Monatskarte, mehr als dreimal so viele wie vor acht Jahren.

Insgesamt hat der Verkehrsverbund die Zahl der Nutzer mit weiteren Abo-Tickets seit 2012 von 87.000 auf 130.000 gesteigert. „Das ist eine sehr gute Entwicklung, die unsere Erwartungen übertroffen hat“, sagte MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann der MZ. Dass allerdings noch Luft nach oben ist, macht auch eine andere Zahl deutlich: Täglich nutzen im Schnitt 685.000 Fahrgäste Busse und Bahnen im MDV.

Jobticket: Zuschuss von Arbeitgeber für Monatskarte

Beim Jobticket handelt es sich um eine rabattierte Abo-Monatskarte, die sowohl der Arbeitgeber als auch der Verbund bezuschussen. Die Höhe ist dabei flexibel. Es gibt mehrere Rabattstufen; Nach MDV-Angaben lassen sich bis zu 54 Prozent Ersparnis gegenüber einem herkömmlichen Monatsticket ohne Abo erzielen. So kostet beispielsweise das Monatsticket zwischen Halle und Leipzig ohne Vergünstigungen 205,10 Euro. Pro Unternehmen müssen mindestens 20 Jobticket-Verträge abgeschlossen werden. Allerdings können sich Firmen auch zusammenschließen, um diese Mindestabnahmemenge zu erreichen.

Eingeführt worden war das Jobticket 2007 beim Paketriesen DHL. Mittlerweile sind 188 Unternehmen im Großraum Halle/Leipzig dabei. „Wir stoßen auf großes Interesse bei Arbeitgebern“, sagte Lehmann. Diese seien bestrebt, Fachkräfte zu halten und neue zu finden; das Jobticket sei dabei zu einem „Instrument der Mitarbeiter-Bindung“ geworden. Lehmann kündigte an, Pendlern neue Angebote zu unterbreiten und Gewerbegebiete noch besser an das Nahverkehrsnetz anzuschließen. „Wir wollen bei unseren Stammkunden wachsen“ - also bei denjenigen, die Abo-Karten wie das Jobticket haben und regelmäßig Bus und Bahn nutzen. Die Ansage kommt zur rechten Zeit: Erst vor kurzem hatten die Wirtschaftskammern im Großraum Halle/Leipzig fehlende Angebote im öffentlichen Nahverkehr beklagt.

Umweltbundesamt für Ausbau von Buslinien

Auch das Dessauer Umweltbundesamt (Uba) drängt auf einen Ausbau von Bus- und Bahnlinien. „Gerade in ländlichen Regionen ist das Privatauto immer noch der Garant für individuelle Mobilität, weil der Nahverkehr nur ungenügend ausgebaut ist“, sagte die Uba-Verkehrsexpertin Katrin Dziekan der MZ. Zwar müsse nicht gleich eine S-Bahn in jedes Dorf fahren, so Dziekan. Notwendig sei aber ein stabiles Kernnetz aus S-Bahn- und Busverbindungen, auf dem Land ergänzt um Shuttledienste oder Rufbusse.

„Letztere funktionieren in Sachsen-Anhalt schon seit Jahren ganz gut“, urteilte die Verkehrsexpertin, sie müssten allerdings noch stärker bekannt gemacht werden. In Sachsen-Anhalt arbeitet der Verbund für den Burgenlandkreis an einem entsprechenden Modell. Geplant sind vertaktete Buslinien und Rufbusse auf weniger nachgefragten Strecken.

OBS muss Anrufbus wieder einstellen

Allerdings stoßen Angebote auf Abruf derzeit an rechtliche Grenzen, wie ein Fall aus dem nördlichen Saalekreis zeigt. Dort musste der Busbetreiber OBS Anfang Mai aus rechtlichen Gründen den sogenannten Anrufbus einstellen, nicht zu verwechseln mit dem Rufbus. Beim Anrufbus handelte es sich um Fahrten ohne feste Linie und festen Fahrplan, die bei Bedarf telefonisch bestellt werden konnten.

Laut OBS ist dieser seit Jahren erprobte Service nicht mehr genehmigungsfähig. Der Rufbus dagegen fährt zwar auch nur auf telefonische Anforderung, folgt dann aber einem Fahrplan und einer vorgegebenen Linienführung. Damit ist er weniger flexibel als der Anrufbus es war. (mz)