Jetzt auch Eistee Jetzt auch Eistee: Neues Produkt von Coca-Cola entsteht in Halle

Halle (Saale) - In hoher Geschwindigkeit jagen die Flaschen durch das Karussell der Abfüllanlage. Mit bloßem Auge sind sie einzeln kaum zu erfassen. „50.000 kleinere Flaschen können wir in der Stunde produzieren“, sagt Uwe Blabusch. Seit Anfang des Jahres läuft nach Worten des Betriebsleiters des Coca-Cola-Werkes in Halle eine neue Eistee-Marke über die Bänder. „Fuze Tea“ heißt das Getränk, das der US-Getränkekonzern erstmals auf den europäischen Markt bringt. Für den deutschen Markt werden vier verschiedene Geschmacksrichtungen produziert - ausschließlich in Halle.
Eistee gibt es bereits seit Jahrzehnten in den Geschäften. Doch erst seit einigen Jahren greifen die deutschen Kunden verstärkt zu dem Erfrischungsgetränk.
„58 Prozent der Deutschen haben noch nie Eistee getrunken“, sagt Produktmanagerin Daniela Depping. Der Markt sei zuletzt aber um neun Prozent im Jahr gewachsen. „Das sind beste Voraussetzungen für einen Markteintritt“, sagt Depping, denn es gebe noch viel Potenzial. Bisher würde jeder Deutsche im Schnitt neun Liter Eistee im Jahr trinken, Schweizer kommen dagegen auf 26 Liter.
Coca-Cola-Werk in Halle: Steril wie in einer Molkerei
Mit der Herstellung von Eistee kennen sich die Mitarbeiter im halleschen Werk aus. Bereits seit 2003 werden an dem Standort kohlensäurefreie Getränke abgefüllt - 100 Millionen Liter waren es im Jahr 2017 insgesamt. Bisher wurden an der Saale in Kooperation mit dem Nahrungsmittel-Konzern Nestlé die sogenannten „Nestea“ produziert. Die Zusammenarbeit endete 2017, nun geht Coca-Cola eigene Wege und bringt eine eigene Marke heraus.
Die Produktion von Eistee ist laut Mathias Rupf, Leiter Qualitätssicherung, anspruchsvoll. „Sie muss in einer keimfreien Umgebung stattfinden.“ In Halle steht dazu eine sogenannte aseptische Abfüllanlage. Die Plastikflaschen gelangen vor der Befüllung in eine Art Waschmaschine. Dort werden sie mit einer Essigflüssigkeit gereinigt und die Luft aus den Flaschen entzogen. Der Eistee wird parallel im sogenannten Mostraum hergestellt. Das Trinkwasser wird nicht aus einer eigenen Quelle, sondern über eine Pipeline von den Stadtwerken Halle geliefert.
Wasser aus der Rappbodetalsperre wird zu Eistee
Es stammt - wie das gesamte Trinkwasser in Halle - aus der Rappbodetalsperre im Harz. Im Coca-Cola-Werk bereitet es noch einmal eine Anlage auf und mischt es mit den Tee-Extrakten. Vor der Abfüllung wird der Eistee noch einmal kurzzeitig erhitzt, um mögliche Bakterien abzutöten. „Die Abforderungen sind vergleichbar mit denen in einer Molkerei“, sagt Betriebsleiter Blabusch. Kohlensäurehaltige Getränke seien dagegen weniger anfällig für Keime. Daher sei bei der Produktion der Arbeitsaufwand in bestimmten Bereichen auch niedriger.
Neben Eistee werden im Werk mit insgesamt 250 Mitarbeitern auch Sportgetränke wie Powerade abgefüllt und Rohlinge (Pre-Formen) für die Plastikflaschen hergestellt. Die Spezialisierung hilft dem Werk im Standortwettbewerb.
Der Konzern Coca-Cola, der auch Marken wie Fanta, Sprite oder Vio-Wasser verkauft, ist mit einem Absatz von 3,9 Milliarden Litern das größte deutsche Getränke-Unternehmen. Produziert wird an 16 Standorten. Seit 2015 wurden nach Firmenangaben jedoch sieben kleinere Produktionswerke geschlossen - darunter zuletzt Weimar (Thüringen). „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich nicht nur die Produktionstechnik stark verändert, auch der Wettbewerb ist deutlich intensiver geworden. Wir verfolgen grundsätzlich die Strategie, unsere Produktion an weniger Standorten mit mehr und modernen Linien zu bündeln“, erläutert Unternehmenssprecherin Marlen Knapp die Schließungen. Der Absatz des Getränkeriesen ist hierzulande in den vergangenen Jahren nur noch leicht gestiegen.
Coca-Cola will Produkt mit weniger Zucker anbieten
Das liegt auch daran, dass mehr Menschen sich bewusster ernähren und auf stark zuckerhaltige Getränke verzichten. Coca-Cola selbst rechnet damit, dass Aspekte wie „Bio“, „Regionalität“ und „Nachhaltigkeit“ noch wichtiger werden. Für den internationalen Multi ist das eine Herausforderung.
Konkurrenz für Lipton & Co.
Mit Eistee wie Grüner-Tee-Mango will Coca-Cola nun Produkte anbieten, die weniger Zucker enthalten. Die neue Marke muss sich gegen die vier etablierten großen Anbieter Nestea - wird nun von der Brauerei Krombacher abgefüllt -, Lipton, Volvic und Pfanner durchsetzen. Der hallesche Betriebschef Blabusch ist vorbereitet. Von Montag bis Freitag werde in Halle in drei Schichten gearbeitet. „Wir können im Sommer aber auch rund um die Uhr produzieren.“ (mz)