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Interview mit Chef Olivier Van den Bossche Interview mit Chef Olivier Van den Bossche: "Kaufhof muss Kaufhof bleiben"

Von Evelyn Binder 18.09.2015, 17:54
Ein paar Dinge sollen sich ändern, der Verkauf soll emotionaler werden. Dennoch wird Kaufhof kein zweites Hudson’Bay.
Ein paar Dinge sollen sich ändern, der Verkauf soll emotionaler werden. Dennoch wird Kaufhof kein zweites Hudson’Bay. dpa Lizenz

In gut zwei Wochen wird Galeria Kaufhof kanadisch, der Verkauf an die Hudson’s Bay Company (HBC) wird vollzogen. Müssen Mitarbeiter um Ihren Job bangen?
Nein, überhaupt nicht. Wir wollen wachsen. Die bereits unter dem Metro-Dach beschlossenen Schließungen werden natürlich umgesetzt. Aber vom neuen Eigentümer wurde eine Sozialcharta verabschiedet, in der steht, dass es keine zusätzlichen Schließungen geben wird – es sei denn es laufen Mietverträge aus. Es wird vielleicht Verschiebungen zwischen Bereichen geben. Wenn es gut läuft, werden wir eher neue Jobs schaffen.

Die Mitarbeiter haben eine dreijährige Jobgarantie. Gilt die eigentlich auch für den Kaufhof-Chef?

Gute Frage. Ich habe einen Vertrag mit der Metro bis 2017. Der wird von HBC übernommen. Ich bin sicher, dass ich bis 2017 bleibe – gerne auch länger. Ich spüre ein großes Vertrauen in unser Management, und es gibt schon jetzt eine exzellente Partnerschaft mit HBC.

Expansion von Köln aus gemanagt

Und was ist mit Lovro Mandac, Chef der Kaufhof-Holding und Aufsichtsratschef? Es gibt Spekulationen, wonach er noch vor Oktober gehen soll.

Darüber kann ich nichts sagen. Ich bin für das operative Geschäft zuständig, nicht für die Holding. Ich kenne ihn viele Jahre und bin dankbar für das, was ich von ihm lernen konnte.

Was wird mit der Kölner Kaufhof-Zentrale?

Die bleibt in Köln. Die Kanadier wollen weiter in Europa expandieren – auch die internationale Expansion wird künftig operativ von Köln aus gemanagt.

Welche Länder interessieren die Kanadier denn?

Wir sind mit Galeria Kaufhof und Inno in Deutschland, in Belgien und bald auch in Luxemburg. In Deutschland wollen wir Konzepte der Kanadier testen, etwa Saks OFF 5th, ein Fashion-Outlet. Köln könnte einer der Standorte werden. Konkrete Entscheidungen sind aber nicht getroffen. Wenn das Konzept gut ankommt, könnten wir damit vielleicht auch in andere europäische Länder gehen.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, ob Abteilungen schließen werden und was sich für den Kunden ändern wird

Auf welcher Fläche sollen denn die neuen Konzepte getestet werden? Werden Abteilungen schließen? Oder werden die Konzepte auf den bisherigen Saturn- oder Lebensmittelflächen getestet?

Saturn ist nur noch in sieben Filialen. Ob die Saturn-Filialen dort bleiben, ist auch eine Entscheidung der Metro. An Lebensmitteln wollen wir grundsätzlich festhalten. Ein großes Kaufhaus braucht aus meiner Sicht Lebensmittel. Entscheidend ist das richtige Konzept. Bei den kleineren Häusern müssen wir uns die Produktivität anschauen.

Brauchen wir das gleiche Angebot wie ein Supermarkt? Oder wird dort eher das Besondere angeboten, etwa Delikatessen. Davon abgesehen gibt es schon jetzt viele Nebenflächen, die besser genutzt werden können. Wir haben in einigen Filialen eine Etage nur für Büros. Ich fände besser, wenn insbesondere die Abteilungsleiter in der Nähe der Kunden, der Ware und des Personals wären.

Was wird sich denn für Kunden die ändern? Wird Kaufhof ein bisschen mehr Hudson’s Bay?

Kaufhof muss Kaufhof bleiben. Wir müssen unsere eigene Identität behalten, regionale Bedürfnisse sind sehr wichtig. Aber der Verkauf soll emotionaler werden. Die Kunden werden schon im Weihnachtsgeschäft Veränderungen bemerken: Wir investieren mehr in Marketing, in die Warenpräsentation und in die Personalausstattung. Man kann auch viel erreichen mit Licht, mit Musik. Wir können von Hudson’s Bay lernen: Es muss Spaß machen, in die Schuhabteilung zu gehen. Für Handtaschen und Kosmetik sehen wir große Potenziale. Wir haben durch HBC’s Einkaufsstärke auch Zugang zu ganz anderen internationalen Marken als mit der Metro. Marken wie etwa Tommy Hilfiger, Longchamp, Bobby Brown, Calvin Klein. Es geht nicht um Luxusmarken. Chanel-Handtaschen wird es in den Häusern auch weiterhin nicht geben.

Am Ende bleibt alles bei HBC

In Medienberichten wird über eine deutliche Erhöhung der Mieten spekuliert, wenn die Kanadier übernehmen, was Ihren Gewinn deutlich drücken würde.

Am Ende bleibt doch alles bei HBC, auch wenn unsere Immobilien in ein Joint-Venture ausgegliedert werden. HBC hält 80 Prozent an dem Joint-Venture, die von uns gezahlte Miete bleibt zum großen Teil im Unternehmen und kommt uns auch zugute über die anstehenden Investitionen. HBC-Chef Richard Baker ist ein großer Warenhausfan. Er will hier unbedingt Erfolg haben. Das ist für uns eine Riesenchance.

Wie lange dauert es, bis alle Filialen, die sie demnächst modernisieren wollen, umgestaltet sind?

Drei bis vier große Umbauten im Jahr würde ich gerne realisieren. Es wird über das gesamte Filialnetz große und kleinere Veränderungen geben. Das wird dauern, aber wir verändern uns als Warenhaus permanent weiter.

Sehen Sie auch Potenzial für weitere Warenhäuser?

Es gibt heute keine konkreten Pläne. Aber wenn die Gelegenheit da ist, wird HBC vermutlich eher zugreifen. Die sehen in erster Linie Chancen und Möglichkeiten. Übrigens auch für Amerika: Nicht nur wir werden Konzepte aus Kanada testen, die Kanadier haben großes Interesse an unseren Eigenmarken wie etwa Manguun, die sie künftig auch in Kanada verkaufen wollen.

Das Gespräch führte Evelyn Binder

Olivier van den Bossche spricht im Interview über die Zukunft von Kaufhof.
Olivier van den Bossche spricht im Interview über die Zukunft von Kaufhof.
Christoph Hennes Lizenz