Insolvenz Insolvenz: Gläubiger debattieren über Zerlegung von Air Berlin

Die Gläubiger von Air Berlin haben am Donnerstag darüber debattiert, wie die insolvente Fluggesellschaft zerlegt werden soll.
Ein heikles Unterfangen: Denn es geht nicht nur um Millionensummen, sondern vor allem auch darum, welche Offerten Bestand haben können. Gut möglich, dass Insolvenzverwalter Lucas Flöther noch weitere Gespräche mit potenziellen Investoren führen muss.
Das Ergebnis der Verhandlungen soll jedenfalls erst Anfang nächster Woche bekannt gegeben werden - also nach der Bundestagswahl. Der Hintergrund: Die Bundesregierung mischt heftig mit, will aber keinen weiteren Ärger vor dem Urnengang und versucht eine Lösung zu finden, die Wettbewerbsbehörden ohne eine langwierige Prüfung durchwinken können.
Eine schnelle Entscheidung ist wichtig, da Air Berlin das Geld ausgeht. Der staatliche Überbrückungskredit über 150 Millionen Euro dürfte Ende September aufgebraucht sein, heißt es in der Branche.
Dass es bei den Verhandlungen nur um einer Zerschlagung gehen kann, wird auch aus aktuellen Äußerungen von Lufthansa-Chef Carsten Spohr erkennbar. Er hat betont, dass sein Konzern an insgesamt maximal 78 der 144 Maschinen von Air Berlin interessiert ist. Dazu zählen die 38 Jets, die die Kranichgesellschaft nebst Crews schon von Air Berlin gemietet hat. Die übrigen mindestens 66 Jets würden an andere Airlines gehen.
Zu den aussichtsreichsten Kandidaten zählen die britische Easyjet, sowie ein Konsortium aus dem Ex-Rennfahrer Niki Lauda und dem Ferienflieger Condor. Wobei diese Bieter ausschließlich an der Kurz- und Mittelstrecke nebst entsprechender Start- und Landerechte (Slots) und dazu passenden Maschinen und Crews interessiert sind.
Die Beschlüsse der Gläubiger werden indes nur vorläufig sein. Vor allem: Interessenten, die nicht zum Zuge kommen, könnten gegen die Entscheidung des Gläubigerausschusses klagen und für erhebliche Verwerfungen sorgen. So stellt sich die Frage, was die Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Utz Claassen im Schilde führen.
Beide haben Offerten für Air Berlin vorgelegt. Beide gelten in der Branche als schwer berechenbar. Es kursiert in die Spekulation, dass sie womöglich bluffen und es nur darauf abgesehen haben, von ernsthaften Bietern für einen Verzicht auf Klagen eine Gegenleistung zu verlangen – etwa in Form von Geld.
Dieses Pokerspiel könnte auch dazu führen, dass Investoren sich zurückziehen das sogenannte Grounding unvermeidbar wird: die Einstellung des Flugbetriebes. „Ich gehe davon aus, dass am 25. September der Drops noch längst nicht gelutscht sein“, sagte Gerald Wissel, Chef des Beratungsunternehmen Airborne Consulting, dieser Zeitung und fügt hinzu. „Die Wahrscheinlichkeit eines Groundings von Air Berlin schätze ich auf 50:50.“
Nutznießer könnte der Billigflieger Ryanair sein
Bei einer Einstellung des Flugbetriebes, müssen alle Slots abgegeben werden. Sie würden dann von der deutschen Flughafenkoordination neu verteilt. Die Behörde bevorzugt dabei an den jeweiligen Airports Fluglinien, die bislang dort noch nicht präsent sind. Nutznießer könnte der Billigflieger Ryanair sein. Wissel vermutet, dass die Iren auch aus diesem Grund derzeit Flüge in größerer Zahl absagen. So können Flugzeuge und vor allem Crews geschont werden – für den Fall, dass kurzfristig Slots hinzukommen. Es könnten bis zu 40 zusätzliche Jets inklusive Besatzung benötigt werden.
Dabei muss man wissen, dass bei Ryanair die Personaldecke bei den Piloten extrem dünn ist. Die Einsatzzeiten der Flugzeugsführer werden ohnehin schon bis an die Grenze des Zulässigen ausgereizt. Und Ryanair könnte im Gegensatz zu Easyjet oder Lufthansa kaum Flugzeuge und Piloten von Air Berlin übernehmen. Denn die Iren setzen nur die 737 von Boeing ein. Air Berlin verfügt aber nur über einige wenige Maschinen diesen Typs.