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Hochwasser 2013 Hochwasser 2013: Fluthilfe rettet Firmen in Sachsen-Anhalt

Von Steffen Höhne 18.05.2015, 17:54
Das Gewässerüberwachungsschiff „Haithabu“ für den Küstenschutz Schleswig-Holstein lief 2014 in der Tangermünder Werft SET vom Stapel.
Das Gewässerüberwachungsschiff „Haithabu“ für den Küstenschutz Schleswig-Holstein lief 2014 in der Tangermünder Werft SET vom Stapel. Werft SET Lizenz

Halle/Tangermünde - Die Schiffswerft funkte SOS: Am 9. Juni 2013 erreichte das Elbehochwasser in Tangermünde (Landkreis Stendal) mit 8,38 Metern den historischen Höchststand. Die direkt am Fluss gelegene SET Schiffsbau- und Entwicklungsgesellschaft stand komplett unter Wasser. „Die Produktionshallen, das Lager und die Sanitärräume waren geflutet“, erinnert sich Geschäftsführer Olaf Deter. Durch den Millionenschaden stand dem Unternehmen mit 120 Mitarbeitern über Nacht auch finanziell das Wasser bis zum Hals. Vier Wochen ruhte die Arbeit auf der Werft. „Allein der Verdienstausfall war hart“, sagt Deter.

Zur Beseitigung der Schäden griff das Land Sachsen-Anhalt dem Traditionsunternehmen, das Binnen- und Küstenschiffe baut, unter die Arme. Drei Millionen Euro erhielt es aus dem Aufbauhilfefonds, um beispielsweise Kaianlagen und unterspülte Hallenböden zu erneuern. „Aus eigener Kraft hatten wir schnell alles notdürftig wiederhergestellt. Doch ohne die staatliche Hilfe hätten wir den Wiederaufbau so nicht geschafft“, so Deter. Bereits 2014 verließen sechs neue Schiffe den Betrieb.

Kammer lobt Innvestitionsbank

Nicht nur in Tangermünde sind mittlerweile „die allermeisten Schäden behoben“, zog gestern Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) Bilanz zur Fluthilfe für Unternehmern. Aus der Soforthilfe und aus dem Aufbauhilfefonds des Landes seien heimischen Firmen dafür bislang gut 119 Millionen Euro bewilligt worden. Die Mittel stammen überwiegend vom Bund und der EU und wurden von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) verteilt. „Bis zu 80 Prozent der Wiederherstellungskosten werden über den Aufbauhilfefonds abgedeckt“, erläutert IB-Chef Maas. Im Fall der SET seien aufgrund der drastischen Schäden sogar die vollen Kosten übernommen worden. Auch bei Spätfolgen sagt Maas weiter Hilfe zu. „Wir haben immer ein offenes Ohr und suchen gemeinsam mit dem Unternehmen nach individuellen Lösungen. Anruf genügt“, so Maas. Betroffene Unternehmer werden ihn wohl beim Wort nehmen.

Die Unternehmensvertreter stellen dem Landes und der IB für ihre bisherige Arbeit ein gutes Zeugnis aus. „Die Ersthilfe für Firmen und auch die Aufbauhilfe haben gut funktioniert“, sagt Reinhard Schröter. Er ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Zwar hätten einige Firmen den hohen bürokratischen Aufwand bei den Antragstellungen kritisiert. Allerdings handele es sich auch um Steuergeld, das sorgfältig eingesetzt werden müsse. Mitarbeiter der IHK und der Investitionsbank hätten beim Ausfüllen der Anträge geholfen.

Schäden geringer als erwartet

Auch hätten die Unternehmen nicht mehr jeden Reparaturauftrag ausschreiben müssen, wenn eine bestimmte Schadenshöhe nicht überschritten wurde. Nach Worten von Schröter hatte die Bauwirtschaft eine Sonderkonjunktur, um die Flutschäden zu beseitigen.

Insgesamt sind bei der Investitionsbank knapp 7 000 Hochwasser-Anträge eingereicht worden, davon stammen rund gut 1 500 von Unternehmen. Mehr als 5 000 Bewilligungen über 236 Millionen Euro wurden für die Schadensbeseitigung an Wohneigentümer, Vermieter und Mieter und an Unternehmen erteilt.

Rund eineinhalb Jahre nach der Hochwasserkatastrophe sind in Sachsen-Anhalt insgesamt Hilfsanträge in einem Gesamtvolumen von 1,25 Milliarden Euro (Stand 31. Dezember 2014) gestellt worden. Den größten Anteil daran haben Anträge zur Wiederherstellung der kommunalen Infrastruktur mit 600 Millionen Euro. Die Landesregierung rechnet damit, dass insgesamt Schäden in Höhe von 1,5 bis zwei Milliarden Euro entstanden sind. Kurz nach der Flut war noch mit bis zu 2,7 Milliarden Euro gerechnet worden. (mz)