Hannover Messe Hannover Messe: Weltgrößte Industrieausstellung eröffnet am Montag

Berlin - Einst war sie das Symbol für das deutsche Wirtschaftswunder. Jetzt ist sie eine Art Forum, auf dem demonstriert wird, wie die allumfassende Digitalisierung der Industrie funktioniert. Doch auf der Hannover Messe wird vom 13. bis 17. April auch über die Konsequenzen für die Arbeitswelt diskutiert – und die werden einschneidend sein. Vielleicht war keine Ausgabe der weltgrößten Industrieausstellung so politisch wie die des Jahres 2015.
Yumi könnte einer der Stars der Messe werden. Es handelt sich um einen Roboter mit zwei Armen, aber ohne Kopf. Seine ausgefeilte Sensorik sorgt dafür, dass (Roboter)-Hand in (Menschen)-Hand etwa bei der Fertigung elektronischer Bauteile gearbeitet werden kann. Der Maschinenbauer ABB, der Yumi konstruiert hat, spricht von einem „Paradigmenwechsel“ und davon, dass Automatisierungsmöglichkeiten fundamental erweitert würden.
Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group legte gerade eine Studie vor, der zufolge in Deutschland durch die Industrie-4.0-Technologien 390 000 neue Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren entstehen könnten.
Das Investitionsvolumen infolge der notwendigen Aus- und Umbauten in der Wirtschaft bezifferte Boston Consulting auf 250 Milliarden Euro. (fw)
Die Mensch-Maschine-Integration – das ist ein wichtiger Aspekt der sogenannten Industrie 4.0, die das zentrale Thema der Hannover Messe ist: „Integrated Industry – Join the Network“, so das offizielle Motto. Ganze vollautomatisierte Fertigungsanlagen gibt es in den Messehallen zu sehen, die im Live-Betrieb Produkte herstellen. Erstmals würden Technologien gezeigt, die der Besucher kaufen und direkt in seine Fabrik integrieren könne, sagt Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen Messe AG, die die Ausstellung organisiert.
Jeder siebte Aussteller aus China
Es geht nicht nur um Roboter, die sehen und fühlen. Es geht um Maschinen und Bauteile, die mit Chips und Sendern ausgestattet sind, mit anderen Maschinen und Bauteilen kommunizieren können und so Produktionsprozesse autonom organisieren. Gerade für die ruhmreichen deutschen Maschinen- und Anlagenbauer bedeutet das, dass sie immer mehr zu IT-Firmen werden.
Das heißt auch, dass die Karten in der Investitionsgüter-Industrie neu gemischt werden. Bezeichnend ist, dass in Hannover von den 6500 Ausstellern allein rund 900 aus China kommen. Die dortige Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Land bei der vierten industriellen Revolution ganz vorne zu platzieren. Wie sich Deutschland behaupten kann, will auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in Hannover erläutern.
Doch zahlreiche Studien zeigen, dass viele Unternehmen nicht mal wissen, wie sich auf den Wandel einstellen sollen. Auf der Hannover Messe gibt es da für Manager jede Menge Hilfestellungen. Das „Forum Industrie 4.0“ bietet 45 Vorträge und zehn Podiumsdiskussionen an den fünf Messetagen.
Da werden wieder die Chancen der digitalen Transformation gepriesen. Vergessen wird oftmals, dass Yumi und andere Maschinen viele Jobs überflüssig machen werden. Facharbeiter und Beschäftigte, die bislang die Produktion organisieren und koordinieren, werden künftig nicht mehr gebraucht. Auch darüber wird auf der Messe diskutiert. Wissenschaftler Daniel Buhr wird auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie vorstellen, die fordert, dass die technische Innovation der Industrie 4.0 eine soziale Innovation bringen muss.