Schokoladenfabrik in Halle Halloren-Schokoladenfabrik in Halle: Belgische Pralinen verderben die Bilanz

Halle (Saale) - Deutschlands älteste Schokoladenfabrik ist erstmals seit Jahren tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Halloren AG schrieb im vergangenen Jahr einen Verlust von 1,64 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Im Vorjahr wurde noch ein Mini-Gewinn von 200.000 Euro erwirtschaftet.
Vor allem durch Firmen-Zukäufe ist der hallesche Schokoladen-Produzent in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Im Jahr 2013 wurde auch der belgische Pralinen-Hersteller Bouchard erworben. Dieser sollte das Auslandsgeschäft weiter voranbringen. Doch die neue Tochter verlor nach Unternehmensangaben einen Großauftrag. „Wir waren daher gezwungen, bei Bouchard eine Restrukturierung vorzunehmen“, sagte Firmenchef Klaus Lellé bei der Bilanzvorstellung 2015. So trennte man sich von der Hälfte der Belegschaft in Belgien. Ende 2015 waren dort noch 60 Mitarbeiter tätig. Die Restrukturierung hat Kosten von rund zwei Millionen Euro verursacht, die laut Finanzvorstand Andreas Stuhl nun die Bilanz verhageln. Exporterfolge, die der neue Großaktionär Ehlert mit der Marke Bouchard in den USA erzielen will, lassen noch auf sich warten.
Auch beim Umsatz macht sich das bemerkbar, wenn auch in abgeschwächter Form. Die Erlöse stiegen im vergangenen Jahr nur noch leicht um 700.000 Euro auf 122,41 Millionen Euro. Das ist kein Vergleich mit dem starken Wachstum in den Vorjahren, das stets zweistellig ausfiel.
Als stabile Säule im Unternehmen erweist sich weiter die Hallorenkugel. Die Hauptmarke sei 2015 um drei Prozent gewachsen, so Stuhl. Positiv entwickelten sich auch die Töchter Delitzscher Schokoladenfabrik (Sachsen), Weibler Confiserie (Niedersachsen) und Steenland Chocolate (Niederlande).
Die Probleme bei Bouchard fallen in eine ohnehin schwierige Zeit für die gesamte Schokoladenbranche. So stagniert der deutsche Pro-Kopf-Konsum von Schokolade bei 9,57 Kilogramm pro Jahr. Das heißt, eine Marke kann nur auf Kosten von Wettbewerbern wachsen. Zudem steigen laut Lellé die Rohstoffpreise, insbesondere bei Mandeln und Haselnüssen, gleichzeitig setze sich der „harte Preiskampf im Lebensmittelhandel“ fort. Für alle Hersteller ist es daher schwer, auskömmliche Renditen zu erwirtschaften. Auch in den Vorjahren fielen die Gewinne bei Halloren nicht üppig aus.
Dennoch sieht Lellé das Unternehmen weiter auf einer „grundsoliden wirtschaftlichen Basis“. Dafür spreche eine Eigenkapital-Quote von 54,5 Prozent. Hochverzinsliche Firmenanleihen in Höhe von 30 Millionen Euro hat Halloren nach Angaben von Finanzvorstand Stuhl in den vergangenen zwei Jahren durch Bankkredite abgelöst. Aufsichtsratschef Paul Morzynski verspricht, dass Halloren 2016 „operativ ordentliche Gewinne“ erwirtschaften wird. Auch das Sorgenkind Bouchard soll bald Gewinne abliefern. (mz)