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Schokoladenfabrik Halloren AG: Aktie der Schokoladenfabrik aus Halle brechen ein

Von Steffen Höhne 24.10.2016, 19:15
Der angekündigte Börsenrückzug der Halloren AG schockt tausende Kleinanleger.
Der angekündigte Börsenrückzug der Halloren AG schockt tausende Kleinanleger. dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Der angekündigte Börsenrückzug der Halloren AG schockt viele Klein-Aktionäre: Die Wertpapiere des halleschen Unternehmens verloren am Montag zeitweise bis zu 40 Prozent an Wert, zum Börsenschluss wurde ein Minus von 36 Prozent auf 4,65 Euro verzeichnet. Das Unternehmen büßte erheblich an Börsenwert ein.

Aktionärsschützer Friedrich Franke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) sprach in Bezug auf den Börsenrückzug von einen „unfairen Vorgehen der Halloren-Führung“. Ähnlich äußerte sich Malte Diesselhorst von der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der die Klein-Aktionäre „benachteiligt“ sieht. Diese hätten ihr Geld der Firma anvertraut und würden nun abgeschoben.

Halloren geht von der Börse: Werden Kleinaktionäre benachteiligt?

Halloren hatte am Freitagnachmittag überraschend mitgeteilt, am 2. Dezember dem Frankfurter Börsenparkett den Rücken zu kehren. Das Unternehmen will mit dem Schritt den „Verwaltungs- und Kostenaufwand deutlich reduzieren“

Die Aktien sollen künftig nur noch außerbörslich gehandelt werden. „Damit ist nicht mehr gesichert, dass Klein-Anleger ihre Aktien zu einem angemessenen Preis verkaufen können“, sagte Diesselhorst. Der Handel über außerbörsliche Plattformen sei  zudem für die Aktionäre teurer und intransparenter. „Daher verkaufen nun viele Anleger ihre Wertpapiere.“

Rote Zahlen bei Halloren: Schokoladenfabrik aus Halle verbuchte Verlust

Betroffen sind 33 Prozent der Anteilseigner. Großaktionär und Aufsichtsratschef Paul Morzynski, der 26,75 Prozent der Aktien hält, und der Hauptaktionär Charlie Investors (40,33 Prozent) haben mit dem Vorstand den Börsenrückzug beschlossen. Auf Anfrage wollten sie sich am Montag zu den Hintergründen nicht  äußern.

Nach MZ-Informationen sind Teile der Firmenführung über den Kurssturz selbst erschrocken. Für Dienstag sind offenbar Klarstellungen geplant. Eine Möglichkeit das sogenannte De-Listing an der Frankfurter Börse zu verhindern, haben die Klein-Aktionäre nach Einschätzung von Diesselhorst aber nicht. Es gebe auch „keinen Anspruch auf Abfindungen oder Schadenersatz“. Während größere Unternehmen in den Börsensegmenten Dax, M- und S-Dax bei einem Börsenrückzug den Anlegern ein Abfindungsangebot für ihre Aktien machen müssten, sei das im sogenannten Entry Standard - Freiverkehr, in dem die Halloren-Aktien notieren, nicht notwendig.

Aktionärsschützer Franke kann den Schritt nicht nachvollziehen: „Die Kosten für die Börsennotierung sind für Halloren tragbar.“ Das Unternehmen ging im Mai 2007 an die Börse und nahm dadurch rund 9,5 Millionen Euro ein. Damals lag der Jahresumsatz bei rund 30 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es 122,4 Millionen Euro.

Zu den Hauptversammlungen von Halloren in Halle kamen jährlich hunderte Aktionäre. „Es gibt eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen“, so Franke. Auf den Treffen konnten regelmäßig auch die neuesten Pralinen verkostet werden. Die letzten beiden Aktionärstreffen waren allerdings von kritischen Diskussionen geprägt. 2015 fuhr das Unternehmen erstmals seit Jahren einen Verlust von 1,64 Millionen Euro ein. (mz)