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Halle Halle: Halloren kauft belgische Pralinen-Firma

Von Steffen Höhne 11.06.2013, 18:32
Halloren-Kugeln in der Fabrik in Halle
Halloren-Kugeln in der Fabrik in Halle dpa Lizenz

Halle/MZ - Der hallesche Schokoladen-Hersteller Halloren lässt sich jetzt belgische Schokolade schmecken. Bereits im Dezember 2012 kündigte Unternehmens-Chef Klaus Lellé den Kauf einer belgischen Firma an. Dazu sammelte Deutschlands älteste Schokoladenfabrik zehn Millionen Euro bei Anlegern ein. Das Geld war schnell beisammen, nur die Übernahme ließ auf sich warten.

Am Montag meldete Lellé nun Vollzug: Halloren übernimmt 50 Prozent plus eine Aktie am Schokoladen-Hersteller Bouchard Daskalidès in Gent. „Mit Bouchard erwerben wir einen renommierten Pralinen-Produzenten, der weltweit seine Produkte vertreibt“, sagte Lellé der MZ.

Belgien ist die Hochburg der Pralinenmacher mit den Stammsitzen der weltweit verkaufenden Hersteller Godiva, Neuhaus und Leonidas. Jean Neuhaus gilt als Erfinder des mundgerechten mit Creme gefüllten Schokoladenkonfekts. Im Jahr 1912 soll er die erste Praline hergestellt haben. Heute gibt es laut „FAZ“ im kleinen Belgien schätzungsweise 200 Schoko-Unternehmen, die einen Gesamtumsatz von rund vier Milliarden Euro im Jahr erwirtschaften.

Die Belgier sind stolz auf ihre Pralinen-Kunst. Verscherbelt wird sie daher nicht. Und so zogen sich wegen des Verkaufspreises nach Worten von Lellé auch die Verhandlungen mit Bouchard hin. Der Preis wurde am Montag auch nicht mitgeteilt. Bouchard setzte mit 70 Mitarbeitern zuletzt 18 Millionen Euro um. Zum Vergleich: Halloren erwirtschaftete mit 633 Mitarbeitern im Jahr 2012 Erlöse von knapp 90 Millionen Euro. Der Kauf der restlichen Bouchard-Anteile ist laut Lellé in Zukunft anvisiert.

Mit der Übernahme setzt Halloren die internationale Expansion fort. Bereits Ende 2011 erwarb die hallesche Firma den niederländischen Schoko-Hersteller Steenland. Halloren kauft gezielt Firmen, die im höherpreisigen Segment anbieten. Dort sind die Gewinnmargen höher. „Mit Bouchard wollen wir vor allem in den nordamerikanischen Ländern und asiatischen Märkten eine stärkere Verbreitung erlangen“, kündigt Lellé an. „Interessant ist auch die Produkt-Nische für Gastronomie und Hotellerie.“

Nach seinen Worten arbeitet Bouchard profitabel. Durch die Übernahme werde der Gewinn von Halloren nicht belastet. Weitere Übernahmen anderer Hersteller schließt Lellé nicht aus. Gerüchte, dass Halloren auch an dem insolventen Keks-Hersteller Pauly Biskuit aus Dessau interessiert sei, weißt Lellé allerdings zurück. „In den Gebäck-Bereich wollen wir uns nicht begeben“, sagte der Vorstandschef.

Für den Bouchard-Kauf hat Halloren in zweieinhalb Monaten zehn Millionen Euro von privaten Anlegern eingesammelt. Für die Unternehmensanleihe zahlt die Firma 6,25 Prozent Zinsen pro Jahr. Doch warum legt das börsennotierte Unternehmen trotz historisch niedriger Kreditzinsen im Markt eine Anleihe auf? Lellé nennt dafür zwei wesentliche Gründe: Zum einen erspare man sich langwierige Kreditverhandlungen mit Banken, zum anderen möchte man weniger abhängig von Kreditinstituten sein. „Derzeit sind Mittelstandskredite bei den Banken angesagt. Das kann sich aber auch schnell wieder ändern“, so Lellé. Für mehr Unabhängigkeit sei Halloren bereit, auch etwas mehr Zinsen zu zahlen.