Gut versichert? Gut versichert?: Für wen sich der Rechtsschutz lohnt

Rund 40 Prozent der deutschen Haushalte haben mittlerweile eine Rechtsschutzversicherung. Mit einer solchen Police ist man finanziell abgesichert, wenn man zum Beispiel in einem Nachbarschaftsstreit oder nach einem Verkehrsunfall vor Gericht um sein Recht kämpfen muss.
Das kann sich auszahlen, denn in solchen Fällen entstehen oft Anwaltskosten in Höhe von mehreren tausend Euro. „Gerade wenn zwischen den Parteien große Unterschiede bestehen, etwa Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer, ist eine Rechtsschutzversicherung wertvoll“, sagt Stephan Schweda vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Abschluss bei besonderen Risiken
Doch nicht für jeden lohnt sich der Abschluss, berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Wichtig kann sie für Menschen sein, die in einer unsicheren Branche beschäftigt sind, regelmäßig am Straßenverkehr teilnehmen, einen schwierigen Vermieter haben oder befürchten, um Leistungen aus einer privaten Krankenversicherung streiten zu müssen.
Auch wer im Beruf besondere Risiken trägt, etwa als Selbstständiger, sollte über den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung nachdenken. Denn gerade im Arbeitsrecht muss in erster Instanz jede Partei unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits die Anwaltskosten selbst tragen. „Auch bei Streitigkeiten mit dem Vermieter oder bei Verkehrsrechtssachen kann der Streitwert sehr schnell sehr hoch sein“, so Schweda.
Neben den Anwalts- und Gerichtskosten übernimmt der Versicherer auch die Ausgaben für Gutachten oder Zeugengelder. Welche weiteren Auslagen erstattet werden, hängt vom individuellen Vertrag ab. „Zahlreiche Rechtsschutzversicherer übernehmen auch die Kosten für eine außergerichtliche Streitbeilegung - die so genannte Mediation“, sagt Schweda. Außerdem leisten die Versicherer auch eine erste Orientierung bei Rechtsfragen - zum Beispiel durch eine Telefonberatung. Kunden können sich auch einen für ihren Streitfall spezialisierten und erfahrenen Anwalt empfehlen lassen.
Auch Kombipakete sind möglich
Als Faustregel gilt: Nicht jeder muss sich gegen alles absichern. „Welche Rechtsschutzversicherung für den Einzelnen sinnvoll ist, darüber sollte man direkt mit dem Versicherer sprechen“, rät Schweda. Eine Möglichkeit sind Kombipakte. Versicherte erhalten damit zum Beispiel einen Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz. Wer möchte, kann zusätzlich den Baustein Mietrechtsschutz hinzunehmen.
Privat vorsorgen? Ermitteln und vergleichen Sie die Kosten:
Finanztest hat im vergangenen Jahr ausgewählte Kombipakete verschiedener Versicherer getestet. Fast die Hälfte der Angebote erhielt im Ergebnis die Note „Gut“, die Kosten lagen zwischen 342 und 403 Euro pro Jahr. „Allerdings gibt es auch gute Angebote, die nur leicht schlechter sind, aber mehr als 100 Euro billiger“, berichten die Experten. Sie raten Kunden, einen Selbstbehalt in Höhe von 150 Euro zu vereinbaren. Versicherte bekommen dann nicht die gesamten Anwaltskosten ersetzt, sondern tragen 150 Euro selbst. Ohne diesen Selbstbehalt ist der Vertrag im Schnitt rund 100 Euro teurer pro Jahr.
Vorsicht bei Ausschlüssen
Wie bei allen Abschlüssen sollten Kunden das Kleingedruckte sorgfältig lesen - denn es ist gespickt mit Leistungsausschlüssen. „Kostenträchtige Streitigkeiten rund um den Bau eines Hauses etwa sind meist komplett ausgeschlossen“, warnt Finanztest. Außerdem greift der Rechtsschutz nicht bei Streitfällen, die vor dem Abschluss einer solchen Versicherung liegen. Das sorge immer wieder für böse Überraschungen beim Kunden, berichten die Finanzexperten.
„In jedem Rechtsschutzfall zahlt die Versicherung höchstens die vereinbarte Versicherungssumme“, so die Verbraucherzentrale Niedersachen. Deswegen sollten Verbraucher stets Vergleichsangebote einholen. (mit Material von dpa)
