Grüne Woche Grüne Woche: Dönersuppe wird zum Verkaufsschlager

Berlin - Skeptisch, neugierig und verwundert stehen die Kunden dem Schild gegenüber. Darauf steht „Dönersuppe“. In den ersten Tagen ist das Produkt zum Verkaufsschlager avanciert und Steffen Hübner strahlt. „Die Suppe löst Emotionen aus“, sagt der Entwickler stolz. Denn egal wie die Kunden dazu stehen, die meisten probieren sie ja doch. Und sie scheint zu schmecken. „Wir haben schon über tausend Portionen verkauft“, sagt Hübner. Damit sind die Grenzen fast erreicht. „Morgen wird sie ausverkauft sein“, fügt er hinzu.
Es sind vor allem die neuen und ungewöhnlichen Produkte, die viele Menschen zu der Grünen Woche in Berlin anlocken. Am Montagmittag ist kaum noch ein Durchkommen in der sachsen-anhaltischen Halle. Dicht an dicht drängen sich die Menschen und schieben sich von Stand zu Stand. Mittendrin sind Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Agrarminister Hermann Onko Aeikens (CDU), die es sich zum Sachsen-Anhalt-Tag nicht nehmen ließen, vorbeizukommen.
Haseloff spricht von einer Spitzenleistung, von der die 82 Aussteller in Halle 23b zeugen. „Was Umsatz und Beschäftigungszahlen angeht, hat Sachsen-Anhalt den größten Sektor in der Ernährungswirtschaft in den neuen Bundesländern“, fügt Hermann Onko Aeikens hinzu. Im vergangenen Jahr konnten immerhin 5,4 Milliarden Euro von Januar bis Oktober umgesetzt werden. Was die Gäste anzieht, da sind sich die Politiker einig, sind die regionalen Produkte. Alte und neue Marken, die die Vielfalt Sachsen-Anhalts darstellen. Es ist die größte Messe weltweit für Bauern, Ernährungswirtschaft und Tourismus. Und auf der buhlen die Anbieter mit neuem Neuem, Kuriosem und Klassikern um die Gunst der Kunden.
Mit der Dönersuppe ist die Firma Keunecke aus Ballenstedt (Harz) jedenfalls gut gefahren. Der 29-jährige Steffen Hübner hat die Suppe zu Hause entwickelt. Hat damit angefangen, beim Döner-Laden um die Ecke das Fleisch zu kaufen und verschiedene Zutaten hinzufügen. „Das Brot wird durch Kartoffeln ersetzt. Dann ist noch Weißkohl drin, wie auch beim echten Döner - und Zwiebeln.“ Irgendwann hat er einen regionalen Partner gesucht und diesen in Keunecke gefunden.
„Ich bin überrascht, dass sie wirklich so gut angenommen wird“, erklärt Vertriebsleiter Andreas Menzel. „Solche Angebote sind immer ein Wagnis, aber das müssen wir eingehen.“ Denn es gilt die Zielgruppe zu erweitern. Es sei vor allem die ältere Generation, die auf Konserven zurückgreife, gleichzeitig treten frische und gesunde Produkte wieder in den Vordergrund. Der Konservenmarkt stagniert. Für Menzel ist es daher wichtig, solche Produkte auf der Grünen Woche zu testen und eine jüngere Zielgruppe für sich zu gewinnen.
Den Kontakt zu neuen Händlern suchen auch Christof Hawerkamp und Ulf Steinforth. Gemeinsam präsentieren sie das Sudenburger Bier aus Magdeburg. Erst seit Mitte 2014 wird es produziert. Und damit gehören sie zu den Neulingen der diesjährigen Messe. Speziell für die Grüne Woche haben sie drei Biersorten in einem Sechser-Karton zusammengestellt. „Die anderen haben natürlich über die Jahre schon Erfahrungen gesammelt, aber wir sind auch nicht unvorbereitet hierher gekommen“, sagt Christof Hawerkamp. Im Magdeburger Raum sind das Bier und die Marke bekannt, aber natürlich soll sie auch andern Orts erhältlich sein. „Hier bekommen wir gute Kontakte zu Händlern aus der Region, das ist wichtig für unseren Vertrieb“, sagt Ulf Steinforth.
Altbekannt und doch neu, heißt es dagegen am Stand der Börde Fleischwaren aus Oschersleben. Mit der Whisky-Salami wird ein neues Produkt vorgestellt. Durch und durch regional. Denn der Whisky stammt von Jürgen Eckart aus Lindhorst. „Die Resonanz ist einfach gut“, sagt Geschäftsführer Reinhard Weber. Für ihn sind es diese Dinge, die Kunden binden. Man muss sie überraschen und immer wieder Neues entwickeln.
Das Fleisch bezieht er von Bauern aus der Region. Die müssen im Moment das Schweinefleisch günstig verkaufen, weil die Preise dafür im vergangenen Jahr gesunken sind. Als Verarbeiter seien für Weber die gesunkenen Fleischpreise gut, für die Bauern jedoch nicht, das weiß er. Das sieht auch Thomas Lange, Geschäftsführer der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt, so. „Noch sind die Auswirkungen der gesunkenen Rohstoffpreise nicht so extrem.“ Schwankungen gebe es immer. „Wenn sich der Trend aber bis zum Sommer nicht verändert, dann wird das zu einem großen Problem für die Bauern“, prognostiziert er. Für Milch-, Getreide- und Schweinebauern bleibe die Arbeit und die Herstellung ihrer Produkte gleich. Allerdings bekämen sie jetzt deutlich weniger Geld dafür.
Auf der Messe ist von einer gedrückten Stimmung jedoch nichts zu merken. Es wird verkostet und verkauft. Auch die Süßwaren sind gefragt. Bei Argenta aus Weißenfels gibt es ganz neu Pommes aus Schaumzucker. Sie sehen nach Pommes aus, schmecken aber eben wie Schaumzucker. Und auch das kommt bei den Kunden gut an.

