Glyphosat-Streit Glyphosat-Streit bei Bayer: Kurswechsel gefordert - Lauterbach und Neubaur kritisieren Baumann

Leverkusen/Köln - Nach der Schlappe bei der Bayer-Hauptversammlung steigt auch der Druck aus der Politik auf den Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach forderte den Konzernchef auf, seine Haltung zum Unkrautvernichter Glyphosat zu ändern. Schaffe Baumann das nicht, „sollte er jemand anderem Platz machen. Das wäre nur fair gegenüber dem Unternehmen“, sagte der SPD-Fraktionsvize dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Nach dem Debakel um die Übernahme von Monsanto hatten die Bayer-Aktionäre dem Vorstand um Baumann am späten Freitagabend die Entlastung verweigert. Der Bayer-Kurs war eingebrochen, weil in den USA Tausende Krebskranke wegen des Bayer-Monsanto-Mittels Glyphosat Klage eingereicht haben. Der Bayer-Vorstand verteidigt hingegen das Herbizid und erklärt, es sei nicht gesundheitsschädlich.
Lauterbach empfiehlt eigene Studien zu Unkrautvernichter Glyphosat
Lauterbach sagte, die Haltung der Weltgesundheitsorganisation, die den Unkrautvernichter als wahrscheinlich krebserregend eingestuft hat, könne man nicht vom Tisch wischen. Bayer wäre gut beraten, „eine große eigene Studie zu Glyphosat in Auftrag zu geben. Von Wissenschaftlern, die über jeden Zweifel erhaben sind“. Ihm fehlten auch „der Dialog mit den Umweltorganisationen“ und Programme, die das Anwenden von Herbiziden sicherer machten.
NRW-Grünen-Chefin Mona Neubaur stellte die Eignung des Bayer-Vorstandes in Frage. „Wir brauchen eine nachhaltige Agrar- und Chemieindustrie und eine Wirtschaft, die Klima- und Umweltschutz ernst nimmt“, sagte Neubaur dieser Zeitung. Es sei „mindestens zweifelhaft“, ob der aktuelle Vorstand von Bayer „dazu noch in der Lage ist“.
Anton Hofreiter hatte Entlassung Baumanns gefordert
Nach Ansicht des SPD-Fraktionschefs in NRW, Thomas Kutschaty, muss sich die Bayer-Führung auf Regressansprüche der Aktionäre einstellen. „Diese Hauptversammlung beweist, dass Aktionäre nicht mehr bereit sind, alle Entscheidungen eines Vorstands abzusegnen. Dieses Ergebnis ändert die Unternehmenskultur in Deutschland“, sagte Kutschaty dieser Zeitung.
Die Zustände bei der Hauptversammlung kommentierte er mit den Worten: „Vor der Tür demonstrieren junge Menschen gegen die Zerstörung der Umwelt, hinter der Tür demonstrieren die Aktionäre gegen die Zerstörung des Börsenwertes.“ Der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, hatte zuvor die Entlassung von Baumann gefordert.
Aktionärsvertreter warnen davor, dass Hedgefonds die Krise nutzen könnten, um den Konzern zu zerschlagen: „Wir müssen aufpassen, dass aktivistische Investoren nun keinen Keil in den Konzern treiben“, sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.