Glücksspiel Glücksspiel: Die Verlockungen der Lotterien

Düsseldorf/Berlin/dpa. - Jeder kann Millionär werden: Diesen Eindruck bekommt, wer die Werbung der deutschen Lotterien verfolgt. Zur Samstags- ist die Mittwochsziehung des Lottoblocks gekommen, und Meldungen über volle Jackpots schaffen es bis in die Nachrichten.
Hinzu kommen Lotto-Shows, Tagesmillionen der Klassenlotterien und Werbespots der Fernsehlotterien. Marktführer ist mit rund 80 Prozent der Deutsche Lottoblock, der neben dem Lotto 6 aus 49 die Lotterien Spiel 77, Super 6 und die Glücksspirale veranstaltet. Auch Rubbellose zählen zum Angebot. Um Platz zwei streiten sich Nord- und Süddeutsche Klassenlotterie, kurz NKL und SKL, die beide bundesweit agieren.
Während Lottozahlen bei rund 27 000 Annahmestellen angekreuzt werden, wickeln die Klassenlotterien den Verkauf über den Versandweg und Handelsvertreter ab. Die Spielsysteme von NKL und SKL, die von den nord- und süddeutschen Bundesländern getragen werden, sind ähnlich - und ähnlich undurchschaubar. «Das versteht im Grunde kein Mensch», sagt Alfred Töpper von der Stiftung Warentest Berlin.
Eine Lotterie besteht aus sechs Spielrunden, die als Klassen bezeichnet werden und jeweils einen Monat dauern. Währenddessen finden täglich Ziehungen statt. Jedes Los gilt jeweils für eine Klasse. Wer die ganze Spielrunde über dabei sein will, muss es immer wieder erneuern. «Das empfiehlt sich, da die Gewinne mit zunehmender Klasse höher werden», sagt Jan Christiansen von der NKL in Hamburg.
Aber dann steigen auch die Kosten. Ein ganzes Los kostet bei der NKL 140 Euro, was sich für die ganze Spielrunde auf 840 Euro addiert. Die SKL ist mit 125 Euro pro Los etwas günstiger. Für beide Lotterien sind auch Losanteile erhältlich: bei der NKL halbe, viertel oder achtel Lose, bei der SKL Bruchstücke in Schritten von zehn Prozent.
Während der Einsatz im Vergleich zum Lotto, wo schon ein Euro ausreicht, deutlich höher ist, sind auch die Chancen auf einen Hauptgewinn größer. Sie betragen bei der NKL 1 zu 3 Millionen, bei der SKL 1 zu 2,5 Millionen - beim Lotto sind es 1 zu 140 Millionen.
Auch dann können Lottospieler noch nicht zwingend davon ausgehen, auch wirklich Millionär geworden zu sein: Sie müssen sich den Gewinn mit all jenen teilen, die auf dieselben Zahlen getippt haben. Dagegen gibt es jede Losnummer bei den Klassenlotterien nur einmal, und die Gewinnsummen sind im Gewinnplan von vornherein festgeschrieben.
Der Lottoblock hat aber einen Trumpf: den Jackpot. Räumt niemand die Erste Klasse ab, wird die Gewinnsumme der nächsten Ziehung zugeschlagen. «Lotto lebt von dem Traum, mit wenig Einsatz viele Millionen zu gewinnen», sagt Alexander Malwitz, Leiter der Abteilung Strategie und Planung beim Deutschen Lottoblock in Münster.
Die magische Wirkung des Jackpots will nun auch die NKL nutzen. Bis zu 15 Millionen Euro liegen in dem Topf, der in der am 1. April startenden 112. Lotterie erstmals ausgespielt wird. Bisher betrug der Höchstgewinn 10 Millionen Euro, bei der SKL 12,5 Millionen.
Die Effizienz einer Lotterie lässt sich an einer Zahl ablesen: der Ausschüttungsquote. Sie schwankt bei den drei staatlichen Lotterien zwischen 50 und 52 Prozent. Der Rest fließt in die Staatskasse, Verwaltung und Vertrieb. Deutlich geringer ist die Ausschüttung mit rund 30 Prozent bei den Fernsehlotterien von ARD und Aktion Mensch, die neben dem Spiel mit dem Glück auch einem guten Zweck dienen. Dafür gewinnen dabei garantiert die Richtigen.