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Getränkehersteller Getränkehersteller: Coca-Cola steigt teilweise aus Mehrwegsystem aus

Von Frank-Thomas Wenzel 17.02.2015, 16:38
Coca-Cola schafft die Mehrwegflaschen ab.
Coca-Cola schafft die Mehrwegflaschen ab. dpa Lizenz

Berlin - Coca-Cola schafft die  Mehrwegflaschen ab – und zwar bei den Plastikgefäßen mit einem Volumen mit 0,5 und 1,5 Liter. „Wir werden dadurch die Effizienz in der Abfüllung steigern“, sagte eine Sprecherin von Coca-Cola Deutschland dieser Zeitung. Das Aus betreffe nicht nur die Marke Coca-Cola, sondern auch Fanta oder Sprite.  Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), wertet den Schritt des Unternehmens als Einstieg in den Ausstieg: „Nach unseren Informationen will Coca-Cola sich einmal mehr aus dem Mehrwegsystem verabschieden.“ Dies könnte Signalwirkung für die gesamte Branche haben. Die Tochter des US-Konzerns ist mit einem Absatzvolumen von 3,8 Milliarden Liter und rund 80 verschiedenen Produkten das größte deutsche Getränkeunternehmen.

Mit der teilweisen Abschaffung der Flaschen aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET), die sich bis zu 40 Mal wiederverwenden lassen, würden Umrüstzeiten in Abfüllanlagen reduziert und längere Produktionsintervalle ermöglicht, sagt die Coca-Cola-Sprecherin. Auch die Logistik werde vereinfacht. Mehrweg ist für Getränkehersteller erheblich aufwendiger als Einweg. Die Flaschen müssen eingesammelt, transportiert und gereinigt werden, bevor sie wieder neu mit Erfrischungsgetränken befüllt werden. Insbesondere die  0,5-Liter-Flasche werde häufig  im Außer-Haus-Verkauf abgesetzt, so die Sprecherin. Die Flaschen würden anderswo abgegeben als verkauft, wodurch leere Kisten in großer Zahl transportiert werden müssten.

Ein-Liter-Flasche bleibt „zentrale Verpackung“

Die Sprecherin hebt aber hervor, dass die Ein-Liter-PET-Mehrwegflasche „von einer sehr großen Zahl treuer Verwender“ regelmäßig gekauft werde und daher eine „unserer zentralen Verpackungen bleibe“. Darüber hinaus gebe es weiterhin auch die  Glas-Mehrwegflaschen in verschiedenen Größen. Coca-Cola werde auch künftig  einen Mehrweganteil - 2013 lag er bei 56,7 Prozent - weit über dem Marktdurchschnitt alkoholfreier Getränke haben, der deutlich unter 30 Prozent liegt.

Aus Reschs Sicht geht es Coca-Cola bei der Abkehr von Mehrweg vor allem vor allem darum, Renditen zu steigen. Ziel sei über kurz oder lang eine komplette Umstellung auf Ex-und-Hopp-Verpackungen. Laut Medienberichten gibt es auch aus dem Getränkegroßhandel Hinweise darauf, dass das Unternehmen künftig weitere Gefäßgrößen nur noch in Einweg anbieten will.

Umweltschützer kämpfen seit Jahren dafür, Mehrweg hochzuhalten – vor allem weil die Energiebilanz erheblich günstiger ausfällt als bei Wegwerfflaschen. Sollten sich aber andere Unternehmen Coca-Cola  zum Vorbild nehmen, könnte das gesamte Recyclingkonzept für Getränke ins Wanken geraten. Resch jedenfalls fordert von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Konsequenzen. „Es stellt sich jetzt die Frage, wie ernst es die Regierung mit  umweltfreundlichen Verpackungen meint“, sagt der DUH-Geschäftsführer.  In der Verpackungsverordnung ist als Ziel eine Quote von 80 Prozent für Mehrweg und sogenannte ökologisch vorteilhafte Verpackungen (zum Beispiel Schlauchbeutel) vorgesehen. 2012 wurden aber nur 47 Prozent erreicht, neuere Zahlen liegen nicht vor.

Resch verlangt „Lenkungsabgabe“

Resch verlangt deshalb eine „Lenkungsabgabe“ für Einweg. Für jedes verkaufte Gefäß müsste neben dem Pfand von 25 Cent noch ein Aufschlag von 20 Prozent auf den Verkaufspreis gezahlt werden. Das würde Einweg-Flaschen und Getränkedosen erheblich teurer als die wiederverwendbaren Gefäße machen. Die Einnahmen sollen für die Förderung von Mehrweg  eingesetzt werden. Auch die Grünen machen sich für die Lenkungsabgabe stark.

Peter Meiwald, Umweltexperte der Grünen-Bundestagsfraktion sagt: „Die Bundesregierung muss endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um den Anteil von Mehrwegflaschen zu erhöhen“  Es gehe dabei auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Neben einer Abgabe fordert die Ökofraktion Ausnahmen für Fruchtsäfte beim Einwegpfand zu streichen. Es brauche ferner eine eindeutige Kennzeichnung auf den Gefäßen. Das Nichtstun der  Bundesregierung jedenfalls sei umweltpolitisch und arbeitsmarktpolitisch ein falsches Signal.