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Geldumtausch Geldumtausch: Wenn der Hund den Euro-Schein frisst

Von Gesa Schölgens 03.01.2013, 14:57
Die Haltbarkeit von Geldscheinen wird im Alltag auf die Probe gestellt.
Die Haltbarkeit von Geldscheinen wird im Alltag auf die Probe gestellt. dpa Lizenz

Banknoten müssen eine Menge aushalten. In der Regelbleibt ein Geldschein nur anderthalb bis zwei Jahre im Umlauf. Wohin bringt man seine abgenutzten und kaputten Scheinchen?

„Grundsätzlich werden die Banknoten, die nicht mehr den 'Fitness-Anforderungen' entsprechen, in der Bank umgetauscht. Auch dann, wenn zum Beispiel mit Edding drauf gemalt wurde“, sagt Stefan Marotzke vom Deutschen Sparkasse- und Giroverband. Ausnahmen gibt es, wenn die Beschädigung mutwillig erfolgt ist. „Aber der Nachweis ist in der Regel schwierig“, weiß Marotzke. Selbst wenn der Hund den Geldschein zerkaut hat, seien die Banken in der Regel kulant.

Wann Papiergeld nicht mehr für den Zahlungsverkehr taugt, hat die Europäische Zentralbank festgelegt. Ersatz wird geleistet, wenn entweder mehr als die Hälfte des Geldscheins vorgelegt wird. Ist weniger übrig, muss man nachweisen, dass die fehlenden Teile der Banknoten vernichtet wurden, etwa durch einen Brand.

Plattgewalzt zum Schrotthändler

Stark zerschnittene, verbrannte oder verschlissene Geldscheine werden der Bundesbank zurückgegeben. Von dieser werden sie – streng überwacht – im Schredder zerstört. Aus den schmalen Schnipseln werden Pellets mit 6,5 cm Durchmesser gepresst. Diese können leichter transportiert und verbrannt werden. Münzen werden platt gewalzt. „So ist sicher, dass sie nicht mehr als Zahlungsmittel verwendet werden können“, sagt Marotzke. Danach kommen die Münzen zum Schrotthändler, der sie wieder verwertet.

Übrigens geben Menschen, die neue Scheine in der Tasche haben, weniger Geld aus. Das hat eine Studie der Universität von Guelph in Kanada ergeben. Mehrere Versuchspersonen durften mit neuen oder schmuddeligen Banknoten einkaufen. Wer mit alten Scheinen ausgestattet wurde, hielt sich beim Konsum weniger zurück. Wurden die Studienteilnehmer allerdings dabei beobachtet, griffen sie lieber zu neuen Scheinen. Offenbar erwarten Menschen dadurch höhere soziale Anerkennung, schlussfolgern die Forscher. (mit Material von dpa)

Seit Jahren hat die D-Mark als Zahlungsmittel ausgedient – doch die alte Liebe zur Währung der Deutschen lebt fort. Nach Zahlen der Deutschen Bundesbank waren Ende November 2012 noch rund 171 Millionen D-Mark-Scheine und rund 23,7 Milliarden D-Mark-Münzen im Umlauf. Der Gesamtwert liegt bei stolzen 13,2 Milliarden D-Mark oder umgerechnet 6,75 Milliarden Euro. Oft führen aber nicht Treue oder Sammlerleidenschaft, sondern schlicht die Vergesslichkeit dazu, dass das ausgediente Geld nicht umgetauscht wird. Es bleibt jahrelang verschollen und wird dann zufällig bei Umzügen irgendwo im Keller oder in alten Koffern entdeckt.

Die Bundesbank berichtet von Geldschein-Funden im Wert von mehreren Tausend D-Mark, die etwa nach dem Tod der Großeltern beim Tapezieren hinter der alten Tapete entdeckt wurden. Eine Frau stieß nach dem Tod der Mutter auf eine außergewöhnlich wertvolle Gardine: In den Vorhang waren von oben bis unten 1000-DM-Scheine eingenäht.

Andere Hinterbliebene wunderten sich nach dem Tod von Oma und Opa darüber, dass der Arzneischrank vollgestopft war mit Tabletten-Röhrchen. „Als sie beim Ausräumen zufällig ein Röhrchen öffneten, stellten sie fest, dass sich in allen fein säuberlich eingerollt Banknoten befanden“, berichtet ein Experte der Notenbank. Auf 2500 D-Mark stieß ein Mann beim Verkauf seines Wohnwagens. Bei der Endreinigung entdeckte er die längst vergessenen Scheine, die ursprünglich für einen Urlaub gedacht waren, den er am Ende doch nicht antrat.

Die Bundesbank vermutet aber auch größere Mengen der D-Mark-Scheine im Ausland, betont ein Fachmann: „Die D-Mark wurde vor allem im damaligen Jugoslawien sowie seinen Nachfolgestaaten und in anderen Teilen Osteuropas zum Teil als Zweitwährung und weltweit als Transaktions- und Wertaufbewahrungsmittel genutzt.“

Dabei halten die Menschen vor allem ihre Münzen zurück. Im Vergleich zum Wert des D-Mark-Bargelds Ende 2000 befanden sich im November 2012 noch rund 2,4 Prozent der Banknoten, aber rund 43 Prozent der Münzen irgendwo auf der Welt im Umlauf.

Die Bundesbank wechselt das alte Geld weiterhin und unbefristet kostenlos in Euro - entweder direkt in einer ihrer Filialen oder postalisch über die Hauptverwaltung Mainz. Der Versand geschieht allerdings auf Risiko des Kunden. In Deutschland wurde von diesem Angebot in den ersten elf Monaten 2012 knapp 215.000 Mal Gebrauch gemacht. Dabei wurden Scheine und Münzen im Wert von 121,7 Millionen D-Mark (62,22 Mio. Euro) aus dem Verkehr gezogen - pro Geschäft gingen demnach bei der Bundesbank durchschnittlich rund 570 D-Mark ein.

Nicht alle Notenbanken des Eurosystems nehmen frühere nationale Währungen bis zum Sankt Nimmerleinstag an: Wer noch Französische Francs, italienische Lira oder griechische Drachmen hat, kommt zu spät. Wer noch Pesetas aus einem Spanien-Urlaub hat, kann sich hingegen Zeit lassen: Die Banco de España will wie die Bundesbank auf unbegrenzte Zeit alte Scheine und Münzen gegen Euro-Bargeld tauschen.

Geld-Analysten arbeiten mit Pinzetten an kaputten Geldscheinen.
Geld-Analysten arbeiten mit Pinzetten an kaputten Geldscheinen.
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