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Folgen der Corona-Krise Folgen der Corona-Krise: Wie ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt?

Von Alexander Schierholz 04.06.2020, 06:00
Die Zahl der Erwerbslosen in Sachsen-Anhalt ist gestiegen.
Die Zahl der Erwerbslosen in Sachsen-Anhalt ist gestiegen. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Markus Behrens ist guter Dinge. „Die erste große Coronawelle auf dem Arbeitsmarkt liegt hinter uns“, sagt der Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Bundesagentur für Arbeit. Am Dienstag präsentierte Behrens die jüngsten Zahlen für den Mai. Wie ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt im dritten Krisenmonat in Folge? Ein Überblick.

Ohne Job: Die Zahl der Erwerbslosen steigt weiter.

Die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt lag im Mai bei 8,2 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Rund 91.600 Menschen suchten eine neue Arbeitsstelle, das sind 3.700 mehr als im April. Der Anstieg fiel laut Behrens damit geringer aus als von März zu April. Allerdings: Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Arbeitslosen von April zu Mai um 1.200 Menschen.

„Die Wirtschaft fasst langsam wieder Tritt“, sagt Behrens, „wir können aber noch keine Entwarnung geben.“ Mit einer Erholung auf dem Arbeitsmarkt sei erst im Herbst zu rechnen. Für den Monat Juni erwartet Behrens coronabedingt noch einen weiteren Anstieg. Im Juli und August wiederum sei die Erwerbslosenquote saisonal bedingt ohnehin höher als in anderen Monaten.

Dienstleistung und Handel: Diese Branchen sind besonders betroffen.

Nach wie vor meldeten sich im Mai mehr Männer und Frauen arbeitslos (6.000) als eine neue Stelle fanden (3.600). Am stärksten betroffen sind neben der Zeitarbeitsbranche Dienstleistungen, Handel und das verarbeitende Gewerbe.

Kurzarbeit: Das Interesse lässt nach.

Im Mai registrierte die Arbeitsagentur in Sachsen-Anhalt insgesamt 1.245 neue Anzeigen für Kurzarbeitergeld für 16.600 Beschäftigte. „Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber März und April“, sagt Agenturchef Behrens. In diesen beiden Monaten waren 20.800 Anzeigen für 199.000 Mitarbeiter eingegangen.

Insgesamt sei in den drei Krisenmonaten für jeden vierten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Land Kurzarbeit angezeigt worden, so Behrens. Das sagt allerdings noch nichts darüber aus, wie viele Arbeitnehmer am Ende tatsächlich Kurzarbeitergeld erhalten haben. Die Unternehmen müssen ihren Bedarf zunächst bei der Arbeitsagentur anzeigen. Abgerechnet wird dann später.

Für Behrens ist aber schon jetzt klar: „Das Kurzarbeitergeld hilft, Beschäftigte in den Firmen zu halten.“ Ohne dieses Instrument wären in der Krise noch wesentlich mehr Menschen erwerbslos, betont der Geschäftsführer.

Berufsausbildung: Es gibt mehr Stellen als Bewerber.

Daran hat die Coronakrise nichts geändert: Noch immer bietet der Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt mehr Stellen als es Bewerber gibt. Im Mai waren rund 10.200 Lehrstellen zu besetzen, 1.000 weniger als vor einem Jahr. Dem standen 8.000 Bewerber gegenüber, 840 weniger als im Vorjahresmonat.

„Junge Menschen haben trotz der Krise gute Chancen“, resümiert Behrens. Er appelliert an Unternehmen, weiterhin Lehrstellen bereitzustellen: „Wen wir jetzt nicht ausbilden, der fehlt in drei Jahren auf dem Arbeitsmarkt.“ Junge Menschen würden als Fachkräfte aber dringend gebraucht.

Hartz IV: Mehr Selbstständige brauchen Hilfe.

Die Krise trifft auch Selbstständige: 670 von ihnen wurden im Mai Hartz-IV-Leistungen als sogenannte Grundsicherung bewilligt. Insgesamt werden laut Behrens damit mehr als 2.000 Selbstständige im Land auf diese Weise unterstützt.

Bundesweit suchen 2,8 Millionen Menschen Arbeit

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai bundesweit im Vergleich zum April noch einmal um 169.000 auf 2,813 Millionen Menschen gestiegen. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,3 Punkte auf 6,1 Prozent, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mit. Im Vergleich zum Mai 2019 ging die Arbeitslosigkeit um 577.000 Personen nach oben.

Die Arbeitslosigkeit ging damit im Mai weniger stark nach oben als im April. Damals waren mehr als 300.000 Menschen wegen der Corona-Krise in die Arbeitslosigkeit gegangen. Normalerweise erlebt der Arbeitsmarkt im April und Mai einen Frühjahrsaufschwung.

Im Mai wurde von den Unternehmen für 1,06 Millionen Menschen Kurzarbeit angezeigt. Diese kommen zu den zuvor getätigten Anzeigen für 10,66 Millionen Menschen hinzu. Die Zahl der tatsächlichen Kurzarbeiter liegt erfahrungsgemäß deutlich darunter, weil Unternehmen die Anzeigen teilweise vorsorglich vornehmen. (mz)