Anwohner fürchten weitere Nacht-Flüge Flughafen Leipzig/Halle wird für DHL ausgebaut - weitere Nachtflüge drohen
Schkeuditz - Der Flughafen Leipzig/Halle soll stark ausgebaut werden: Geplant sei, für 210 Millionen Euro Rollwege und Standflächen für Flugzeuge zu erweitern, sagte Airport-Chef Johannes Jähn am Mittwoch. Die Erweiterung werde notwendig, weil das Sendungsaufkommen des europäische DHL-Luftfrachtdrehkreuzes stetig steige. Laut einer Prognose von DHL-Manager Markus Otto werde sich das Aufkommen bis 2030 mehr als verdoppeln. Das bedeutet mehr Nachtflüge und damit auch zusätzlichen Fluglärm.
Konkret ist geplant, im südwestlichen Teil des Flughafen das sogenannte Vorfeld zu erweitern. Bisher können vor den DHL-Sortierzentren etwa 60 Flugzeuge parken. „Geplant sind 36 zusätzliche Parkpositionen“, sagte Otto, Chef der DHL-Frachtairline European Air Transport (EAT) mit Sitz in Leipzig.
Nach Angaben von Otto stieg das tägliche Sendungsaufkommen seit 2010 von 150.000 auf derzeit 350.000. „Unsere Prognosen bis 2030 sagen dann ein Aufkommen von 800.000 Sendungen voraus“, so Otto. Das sei mit den derzeit zur Verfügung stehenden Kapazitäten nicht zu schaffen.
Aktuell landen und starten in der Zeit von 23 bis 5 Uhr wochentags im Schnitt 65 DHL-Flieger. Sie bringen Express-Päckchen vor allem aus Europa und Asien, die in zwei Sortierzentren umgeschlagen werden. 5.600 Mitarbeiter arbeiten inzwischen am Standort. DHL sichert seinen Kunden eine Zustellung innerhalb eines Tages zu, daher finden die Flüge nachts statt.
Flughafen Leipzig/Halle wird für DHL ausgebaut: Wie entwickelt sich die Zahl der Nachtflüge?
Laut Otto würde die Zahl der Flüge lediglich auf 80 bis 85 ansteigen. Er begründet das damit, dass DHL künftig vor allem größere Flugzeuge einsetzen will. Aktuell besteht die Flotte vor allem aus dem Typen Boeing 757 und 767 sowie Airbus 300. Vor kurzem hat der Logistiker fünf Langstreckenflugzeuge vom Typ Airbus 330 erworben und am Flughafen Leipzig/Halle stationiert.
Darüber hinaus plant der Flughafen die Errichtung eines kleinen Hangars für Privatflugzeuge.
Für den Ausbau des Airports ist ein sogenanntes Planänderungsverfahren notwendig, die Unterlagen dafür sollen Anfang 2019 bei der Landesdirektion eingereicht werden. Einen Zeitplan für das Projekt nannte der Flughafen-Chef wohl bewusst nicht. Das Verfahren dürfte jedoch drei bis vier Jahre dauern. „Wir wollen die Bürger frühzeitig über die Maßnahmen informieren und in Dialog treten“, sagte Jähn. Damit soll die Akzeptanz für DHL und den Airport erhalten bleiben.
Mehrere Bürgerinitiativen protestieren seit Jahren gegen die steigende Zahl von Nachtflügen. Thomas Pohl von der IG Nachtflugverbot sagte am Mittwoch in einer ersten Reaktion: „Das kann DHL alles machen, aber nicht am stadtnahen Flughafen Leipzig/Halle. Schon jetzt leiden viele Menschen unter dem nächtlichen Fluglärm, die Belastungsgrenze ist schon überschritten.“ Laut Pohl würden größere Flugzeuge auch mehr Fluglärm erzeugen.
Aktuell nutzt DHL vor allem die Süd-Bahn des Flughafens. Das steigende Frachtaufkommen muss künftig jedoch auch über die Nordbahn abgewickelt werden, bestätigte DHL-Manager Otto. Das heißt, weitere Orte um Halle und Leipzig würden mit Lärm belastet.
Dass der Flughafen in zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen investieren muss, ist jedoch unwahrscheinlich. Der bestehende Planfeststellungsbeschluss umfasst eine gewisse Zahl an Flugbewegungen. Auch nach dem Ausbau für DHL würde diese nach Einschätzung von Otto noch nicht überschritten. (mz)