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Sortierhalle eröffnet Flughafen Leipzig/Halle: DHL schafft 1.300 neue Jobs und neue Sortierhalle

Von Steffen Höhne 12.10.2016, 15:15
DHL-Mitarbeiter ziehen am Drehkreuz in Schkeuditz einen Frachtcontainer.
DHL-Mitarbeiter ziehen am Drehkreuz in Schkeuditz einen Frachtcontainer. dpa-Zentralbild

Leipzig - Mit 2,5 Metern pro Sekunde flitzen die Sendungen über das Band. Scanner leuchten rot auf und navigieren die Päckchen und Postsäcke über Barcodes auf der Anlage. In Sekunden werden die Daten verarbeitet. Die Reise eines Päckchens endet auf dem sechs Kilometer langen Band bereits nach sieben Minuten. Über große gelbe Rutschen oder Förderbänder gelangen sie wieder in Container.

230 Millionen Euro in neue Sortierhalle am Flughafen  Leipzig/Halle investiert

Am europäischen Frachtdrehkreuz der Post-Tochter DHL wird die Nacht zum Tag. In der Zeit von 23 bis 5 Uhr werden am Flughafen Leipzig/Halle Hunderttausende Päckchen sortiert. Im Jahr 2008 nahm der Standort mit damals rund 2.000 Mitarbeitern den Betrieb auf. In den vergangenen zwei Jahren hat DHL nun kräftig ausgebaut. Neben die vorhandene Sortierhalle wurde für 230 Millionen Euro eine zweite errichtet. Statt wie bisher 100.000 Päckchen pro Stunde können künftig 150.000 sortiert werden. In der neuen Anlage wurden zunächst aber nur zwei Bänder installiert. Perspektivisch wären auch 200.000 Pakete pro Stunde möglich. Das ist ganz nach dem Geschmack von Deutsche-Post-Vorstandschef Frank Appel. Bei der offiziellen Inbetriebnahme am Mittwoch sagte Appel, dass er mit einem weiteren Wachstum im Expressgeschäft rechnet. „Das Drehkreuz in Leipzig spielt bei unserer Expansion eine zentrale Rolle“, betonte Appel.

Per Express-Sendung schicken zumeist Unternehmen Geschäftspost aber auch neue Computer, Smartphones oder Arzneimittel in die ganze Welt. DHL ist in diesem Segment mit 34 Prozent Marktanteil weltweiter Branchenprimus - vor UPS und Fedex. Der Bonner Konzern betreibt weltweit sehr viele kleine Drehkreuze - aber nur drei große sogenannte Hubs: in Cincinnati (USA), Hongkong (China) und Leipzig - wobei der sächsische Standort der größte ist. Dort wird vor allem Fracht aus Europa und Asien umgeschlagen.

Ralph Wondrak, Geschäftsführer am Leipziger DHL Hub, betonte, dass das Wachstum ohne den hohen Einsatz der Beschäftigten nicht möglich sei. Durch die Erweiterung wollte DHL ursprünglich 400 zusätzliche Jobs schaffen, geworden sind es 1.300. Wondrak begründet das damit, dass zusätzliche Frachtströme nach Leipzig geleitet werden. Inzwischen sind am Hub insgesamt 4.900 Frauen und Männer tätig. Da der Umschlag in wenigen Stunden in der Nacht stattfindet, arbeitet ein Großteil der Beschäftigten 30 Stunden in der Woche. Ohne Zweifel ist DHL für die Region ein Jobmotor. Das betonte auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU): „Ein Drittel der Beschäftigten stammt aus Sachsen-Anhalt.“ Zudem sei DHL ein wesentlicher Bestandteil der mitteldeutschen Infrastruktur geworden. Davon profitierten auch international agierende Unternehmen aus der Region.

Dauerlärm von über 70 Dezibel am Flughafen Leipzig/Halle

Die Expansion hat allerdings auch einen Preis. Dieser heißt mehr Flüge und damit nächtliche Lärmbelastung. Bei diesem Thema zeigen sich die DHL-Manager schmallippig. Es heißt, durch die neue Sortieranlage könnten Auftragsspitzen besser bewältigt werden. Zudem gebe es nun ein neues, automatisches Band für schwere Fracht bis 170 Kilogramm. Wondrak äußert sich nicht dazu, wie stark die Zahl der Flüge in den kommenden Jahren steigen könnte.

Die Nachtflug-Gegner rechnen mit einer deutlichen Zunahme von Lärm. Laut der Bürger-Initiative „Gegen die neue Flugroute“ wurde im September ein Anstieg der Nachtflüge von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Die lauteste Nacht sei Freitag, der 30. September, mit 137 Starts und Landungen gewesen, davon 86 in der Nachtkernzeit. „Nächtliche Überflüge über dicht besiedelte Wohngebiete finden in bestimmten Zeiten im Zwei-Minuten-Takt mit Dauerlärm von über 70 Dezibel statt“, sagt Fluglärm-Aktivist Lutz Weickert. Das entspricht etwa der Lautstärke eines Rasenmähers. Der Flughafen Leipzig/Halle sei die lauteste stadtnahe nächtliche Lärmquelle Deutschlands.

Der Chef des Flughafens Leipzig/Halle, Johannes Jähn, verweist darauf, dass zum Lärmschutz in den vergangenen Jahren bereits 100 Millionen Euro ausgegeben wurden. So erhielten Häuser in umliegenden Orten Schallschutzfenster. Ob der Lärmschutz  künftig erweitert wird, ließ Flughafenchef Jähn am Mittwoch offen: „Dafür gibt es klare gesetzliche Regelungen, die sich am Verkehrsaufkommen orientieren.“ (mz)