Finanzpower für XXL-Baggerfirma Finanzpower für XXL-Baggerfirma: Milliardär kauft Magdeburger Bergbautechnik-Unternehmen FAM

Magdeburg - Wenn irgendwo auf der Welt eine Kupfer- oder Kohlemine entsteht, dann kommen häufig die riesigen Bagger und Bandanlagen von FAM zum Einsatz. Die Magdeburger Förderanlagen- und Baumaschinen GmbH (FAM) gehört zu den fünf führenden Bergbautechnik-Unternehmen der Welt, doch kriselte das Geschäft in den vergangenen zwei Jahren.
Überraschend gab FAM in der vergangenen Woche bekannt, mit der Beteiligungsgesellschaft Ceterum einen neuen Mehrheitsgesellschafter zu besitzen. Öffentlich noch nicht bekannt ist bisher, wer hinter Ceterum alles steht: Neben dem Unternehmer und Luftfahrt-Museumsbesitzer Clemens Aulich ist es der Milliardär Lutz Mario Helmig, Gründer der Helios Kliniken (siehe: „Mit Krankenhäusern reich geworden“).
Ceterum: Zwei Technikfans mit Tatkraft und Geschäftssinn
Mindestens drei wichtige Dinge verbindet beide Männer: ein Medizinstudium, unternehmerische Tatkraft und eine große Luftfahrt- und Technikbegeisterung. 2014 gründeten sie in Wernigerode (Harz) Ceterum. Aulich ist Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft und besitzt laut Geschäftsbericht 2015 zehn Prozent der Anteile. Helmig hält 90 Prozent und besitzt das nötige Kleingeld für Zukäufe. In knapp drei Jahren stieg die Zahl der Firmen-Beteiligungen von drei auf 16. FAM, an der Ceterum 65 Prozent hält, ist die mit Abstand bisher größte Übernahme. Ein Kaufpreis wurde aber nicht genannt.
Lutz Mario Helmig studierte Medizin und arbeitete als Arzt an der Klinik Oberwald in Grebenhain (Hessen), an der er sich auch beteiligte. Diese bildete den Grundstein für den Aufbau der Helios-Kliniken, die in den 90er Jahren auch in Ostdeutschland stark expandierten.
Seine Familie verkaufte das Unternehmen 2005 laut Medienberichten für 1,5 Milliarden Euro an den Gesundheitskonzern Fresenius. Seither beteiligt sich Helmig an verschiedenen Unternehmen.
So hielt er unter anderem Anteile an der Fluggesellschaft dba. Laut Forbes-Liste wird sein Vermögen auf 2,2 Milliarden US-Dollar geschätzt - Platz 84 der reichsten Deutschen.
Aulich führte lange Jahre als Geschäftsführer den Autozulieferer Ifa-Rotorion in Haldensleben (Börde), daneben besaß er schon Anteile an anderen Technologie-Unternehmen. Seine große Leidenschaft ist jedoch die Luftfahrt. Über Jahre kaufte der Hobby-Pilot alte Flugzeuge und Hubschrauber zusammen und restauriert diese. Die Sammlung wuchs und umfasst heute mehr als 50 Fluggeräte.
Aulich fasste diese in Wernigerode zusammen und aus dem Hobby entstand das Luftfahrtmuseum Wernigerode. Doch „nur“ Museumsdirektor zu sein, war dem umtriebigen Unternehmer offenbar zu wenig. Mit Ceterum hat er nun wieder einen Fulltime-Job. Mit Verweis auf Auslandsreisen sagte er auch eine MZ-Gesprächsanfrage ab. Auch Helmig will sich zum FAM-Anteilskauf nicht äußern. Ohnehin wollen sie bei FAM nur beratend und im Hintergrund tätig sein.
Geschäftsführer bleibt Lutz Petermann, der weiterhin 35 Prozent der FAM-Anteile hält. Das 1993 maßgeblich von Petermanns Vater Lothar und Hartmut Mocken privatisierte Unternehmen befand sich seit 2004 mehrheitlich in Familienhand. Beide haben ihre Anteile nun verkauft.
Unternehmen FAM wegen schwieriger Projekte auf Sparkurs
Das Unternehmen befindet sich aktuell in schwierigem Fahrwasser. Vor allem wegen sinkender Rohstoffpreise für Erze haben Bergbaukonzerne wie BHP Billiton oder Glencore in den vergangenen Jahren weniger in neue und bestehende Minen investiert. Nach Worten von Petermann gingen dadurch weniger Aufträge ein. Zusätzlich belastet wurde das Unternehmen durch das Russland-Embargo und kriegerische Auseinandersetzungen in der Ukraine. Aus der Rohstoffnation Russland kamen weniger Aufträge, ein großes Hafenprojekt in Odessa (Ukraine) wurde auf Eis gelegt.
Dies und wirtschaftliche Probleme bei einzelnen Großprojekten führten dazu, dass FAM im vergangenen Jahr rote Zahlen schrieb. Das Unternehmen mit weltweit 1.680 Mitarbeitern, davon 800 in Magdeburg, reagierte mit einem Sparkurs. In der Landeshauptstadt werden 86 Stellen abgebaut. In Chile mussten Hunderte Servicekräfte gehen. Auch im Kohlegeschäft dürfte die Nachfrage nach XXL-Baggern zurückgehen, denn nicht nur Deutschland, sondern auch China und die USA setzen verstärkt auf erneuerbare Energien.
Umsatzziel zurückgeschraubt: Mitarbeiter abgebaut
Petermann erwartet daher auch, dass die Jahresumsätze künftig eher bei 200 Millionen Euro statt wie zuletzt bei 250 Millionen Euro liegen. Da ein Ausstieg aus der Kohle in keinem Land über Nacht möglich ist und die Industrie auch künftig Metalle wie Kupfer nachfragen wird, werden FAM die Aufträge aber nicht ausgehen. Weltweit konkurriert die Firma mit vier großen Wettbewerbern, die alle in Europa sitzen. Einer davon ist Takraf aus Leipzig.
Die Fertigung der Großanlagen, die meist mehrere Millionen Euro kosten, ist teuer. Die Unternehmen benötigen daher viel Kapitalkraft. Mit Ceterum haben die Magdeburger nun einen Mehrheitseigner, der, wenn es nötig ist, wohl eine enorme Finanzpower entwickeln kann. (mz)
