Erinnerungen an die DDR-Mark Erinnerungen an die DDR-Mark: Sagenhafte 50 Kugeln Eis für fünf Mark

Halle (Saale) - Ach, wie ist der Fünfer niedlich! Handelt es sich vielleicht um Spielgeld? Die im Vergleich zur D-Mark kleinen DDR-Scheine lösen heute bei vielen Hallensern großes Erstaunen aus. Junge Leute wissen mit den historischen Zahlungsmitteln häufig gar nichts anzufangen. Aber auch die Älteren brauchen eine ganze Weile, um sich an die Zeit vor 25 Jahren zu erinnern, als die D-Mark als gemeinsame Währung Ost und West vereinte.
Liebevolle Erinnerung
Den kleinen Fünf-Mark-Schein aus der DDR behält Anette Kochmann, Inhaberin des An- und Verkaufsgeschäfts „Flodders“ in Halle, dennoch in liebevoller Erinnerung, ungefähr so wie das Sandmännchen. Es komme immer darauf an, was man für sein Geld kriegen könne - fünf Ost-Mark bedeuteten als Kind für sie sagenhafte 50 Kugeln Eis. Noch mehr gefreut habe sie sich aber über ein Geld-Geschenk zur Jugendweihe nach 1990, dann natürlich in D-Mark.
Fleischfachverkäuferin Jennifer Ganz, die in Halles bekanntester Currywurstbude bedient, denkt und rechnet nur in Euro. Ob DDR- oder D-Mark, diese alten Scheine stammen für die 21-Jährige aus einer anderen Zeit, die weit zurück liegt. „Wurst und Pommes für vier Euro - das steht hier hoch im Kurs.“ Über Rechenexempel, wie viel vier Euro in Ostmark wären, lacht sie. „Vorbei ist vorbei!“
Auch Felix Schiedlowski ist erst nach der Währungsunion geboren. Für den 21-jährigen Hallenser, der Politikwissenschaft studiert, ist eine Währung immer auch ein Abbild des Zustandes der Wirtschaft. Insofern sei es wohl kein Zufall, dass DDR-Münzen ausgesprochene Leichtgewichte und die Scheine etwas mickrig waren.
Warten in der Schlange
Der ehemalige Obstbauer Siegfried Hruby aus Eisleben (Mansfeld-Südharz) verbindet mit dem Wechsel von Ost- zu Westgeld seine erste Tour durch die alten Bundesländer - damals noch mit dem stinkenden Trabi. Das Reisegeld hatte sich der inzwischen 75-Jährige regelrecht erstanden, in einer langen Warteschlange an der Deutschen Bank, der er dafür bis heute die Treue halte.
Fünf DDR-Mark als Andenken bewahrt Dessous-Verkäuferin Anke Bergner auf. Fundort des abgegriffenen Scheins war ihr zufolge eine alte Jacke ihres Mannes. Unvergesslich ist ihr die Ankunft der D-Mark, die Warenfülle bescherte. „Zu DDR-Zeiten gab es nur wenige BH, die wirklich passten.“ Das habe sich durch die Vielfalt der Angebote nach der Währungsunion quasi über Nacht geändert. (mz)

