Einstellungen geplant Einstellungen geplant: Hallesche IT-Firma Gisa will wachsen

Halle (Saale) - Anfang Februar waren mehrere deutsche Krankenhäuser wie gelähmt. Die Kliniken hatten sich einen Virus eingefangen, der ihre Computer-Systeme attackierte. Sogenannte Verschlüsselungstrojaner wie „Tesla-Crypt“ und „Locky“ landeten als E-Mail-Anhang auf Klinik-Computern und verschlüsselten, wenn ausgeführt, Teile des Systems. Krankenakten waren dadurch nicht zugänglich. Die verantwortlichen Hacker fordern oft ein „Lösegeld“, um einen Zugang wieder zu ermöglichen.
Rechenzentrum stark gesichert
Da die Attacke auf eine kritische Infrastruktur - in diesem Fall Krankenhäuser - gerichtet war, fand sie medial auch viel Aufmerksamkeit. „Doch auch viele Unternehmen aus anderen Branchen wurden bereits angegriffen und auch Opfer solcher Cyber-Attacken“, sagt Michael Krüger, Geschäftsführer des halleschen IT-Dienstleisters Gisa, im MZ-Gespräch. Laut IT-Verband Bitkom haben drei von vier Firmen bereits Angriffe auf ihre Computersysteme bemerkt.
Die Kunden vor Cyber-Angriffen zu schützen, nimmt bei der Gisa immer mehr Raum ein und ist damit auch ein wachsendes Geschäftsfeld. „Wir analysieren für die Firmen den Schutzbedarf und erstellen daraufhin ein Sicherheitskonzept“, so Krüger. Im Zentrum der Abwehr steht dabei das Gisa- Rechenzentrum. Dies befindet sich in einem Bürokomplex am Rande der Saalestadt. Wer es betreten will, muss unter anderem durch eine Sicherheitsschleuse, die an einen Beamer auf Raumschiff Enterprise erinnert. Der hohe Standard hat einen Grund: „Die Kunden können mit ihren Daten hinter unseren Schutzschirm“, erläutert Krüger.
Dieser ist breit gespannt. Die Gisa ging einst aus der IT-Abteilung regionaler Energie-Unternehmen hervor. Der ostdeutsche Versorger Envia-M, der bis vor zwei Jahren noch Mehrheitsgesellschafter war, ist heute noch der wichtigste Kunde. Für diesen werden unter anderem Millionen von Kundenabrechnungen erstellt. Gerade Energie-Firmen müssen, da sie eine kritische Infrastruktur besitzen, besonders geschützt werden. „Wir beschäftigen beispielsweise einen ganzen Stab von Mitarbeitern, die weltweit beobachten, welche neuen Virus-Varianten im Umlauf sind“, sagt Krüger. Davon würden alle Kunden profitieren. Dazu gehörten inzwischen auch Industriebetriebe, Universitäten und die öffentliche Verwaltung.
Auch durch den zunehmenden Bedarf an IT-Sicherheit wächst das Geschäft der Gisa. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um 3,2 Millionen Euro auf 87,1 Millionen Euro zu. Der Gewinn blieb mit 5,2 Millionen Euro stabil auf dem Vorjahresniveau. Krüger ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Unser Wachstum kostet Geld.“ Zudem seien die Preise für IT-Dienstleistungen in den vergangenen Jahren um 30 bis 40 Prozent gefallen. „Um überhaupt ein Umsatzplus zu erreichen, muss das Geschäftsvolumen deutlich zulegen“, so der Geschäftsführer.
Krüger erwartet, dass das Wachstum in den kommenden Jahren weiter anhält. Bis zum Jahr 2020 will die Gisa, heute Tochter der Itelligence AG aus Bielefeld, den Umsatz auf 100 Millionen Euro erhöhen. Nach seinen Worten werden bei vielen Industriebetrieben und Dienstleistern Geschäfts-Prozesse digitalisiert. Dazu würden die Firmen eine IT-Infrastruktur benötigen, die sie selbst häufig nur eingeschränkt aufbauen und betreiben können. „So haben viele Unternehmen Probleme, die nötigen IT-Fachkräfte für ihre Prozesse zu gewinnen“, so Krüger.
Zusammenarbeit mit Hochschulen
Das Rekrutieren von Fachkräften ist auch für die Gisa eines der zentralen Themen. Im Jahr 2015 stockte das Unternehmen die Zahl der Mitarbeiter um 61 auf 660 auf. Die Hallenser arbeiten intensiv mit den umliegenden Hochschulen zusammen. Krüger setzte sich in der Vergangenheit auch öffentlich intensiv dafür ein, dass der Fachbereich Informatik an der Uni Halle erhalten bleibt. Das Land wollte diesen streichen, um die Kosten bei den Hochschulen zu senken.
Die Gisa-Mitarbeiter sind nach Auffassung von Krüger einer, wenn nicht sogar der wichtigste Unternehmenswert. „Wir müssen ihnen daher auch ein attraktives Arbeitsumfeld bieten“, so Krüger. Dies sind nicht nur Worte. Die Gisa wurde bereits mehrfach als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet. (mz)
