Schkopau, Leuna, Böhlen Dow Olefinverbund investiert 300 Millionen Euro in Schkopau, Leuna und Böhlen

Halle (Saale) - Ostdeutschlands größtes Chemie-Unternehmen, Dow Olefinverbund, will seine drei mitteldeutschen Standorte, Schkopau, Leuna (beide Saalekreis) und Böhlen (Sachsen), ausbauen. „Unsere Planungen sehen vor, in den kommenden zwei Jahren bis zu 300 Millionen Euro zu investieren“, sagte Standortleiter Reiner Roghmann im MZ-Gespräch. Die anstehenden Innovationen könnten die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Chemieregion stärken.
Die deutsche Tochter des US-Chemieriesen Dow will allein in den Erhalt und die Modernisierung bestehender Anlagen rund 200 Millionen Euro stecken. Nach Worten von Roghmann sind 100 Millionen Euro für den Bau weiterer Chemieanlagen veranschlagt. Dow will vor allem die vorhandenen Produktionsstätten ausbauen.
Schkopau, Leuna, Böhlen: In diese mitteldeutschen Standorte will Dow investieren
„Im vergangenen Jahr arbeiteten wir in fast allen Bereichen an der Kapazitätsgrenze“, so der Unternehmenschef. Dow stellt an den Standorten unter anderem Klebstoff für die Autoindustrie, Kunststoffe für PET-Getränkeflaschen und Pulver für Fliesenkleber und Mörtel her.
Das Herzstück des Unternehmens, ein sogenannter Cracker in Böhlen, wird 2018 für sechs Wochen abgestellt und überholt. Dort werden auf Basis von Rohbenzin wichtige chemische Grundstoffe wie Ethylen und Propylen hergestellt. In der Vergangenheit wurde als Rohstoff Rohbenzin (Naphtha) verwendet, das überwiegend über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock bezogen wurde.
„Inzwischen setzen wir zu 15 Prozent tiefkaltes Gas ein, welches wir über Kesselwagen beziehen“, so Roghmann. Mittelfristig will der Dow-Manager den Anteil des Flüssiggases (Propan) auf 50 Prozent erhöhen. Dazu müsste der Cracker jedoch umgebaut werden. Die Investitionsentscheidung dafür ist noch nicht gefallen, wird aber vorbereitet.
Was sich technisch anhört, kommt einer kleinen Revolution gleich. Denn Naphtha wird aus Erdöl hergestellt und ist vergleichsweise teuer. In den USA wird zur Kunststoff-Herstellung zunehmend billiges Schiefergas verwendet. Die Produktionskosten für Grundstoffe wie Ethylen sind mitunter nur halb so hoch wie hierzulande. Kann Dow in Böhlen die Produktionskosten für Ethylen durch den Einsatz von Flüssiggas deutlich senken, so könnten auch viele andere Chemiefirmen in der Region davon profitieren, da sie die Grundstoffe von Dow beziehen.
Die Vorhaben von Dow könnten auch Signalwirkung für die gesamte Chemie in Ostdeutschland besitzen. Die Firmen haben seit 2012 ihre Investitionen zurückgefahren. Im Jahr 2015 lagen sie bei nur noch 700 Millionen Euro (siehe Grafik). Das reicht nicht einmal aus, um das jetzige Produktionsniveau zu halten. Als Ursache für die Zurückhaltung werden die hohen Energiekosten genannt.
Positiv heraus sticht allerdings der Chemiestandort Leuna. Aktuell investieren mehrere Unternehmen, darunter Domo, Leuna-Harze und die Total-Raffinerie, etwa 250 Millionen Euro in neue Werke. Bemerkenswert hier: Total setzt aufgrund sinkender Kraftstoffverbräuche in Deutschland verstärkt auf die Herstellung von Chemieprodukten. (mz)