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Schkopau, Leuna, Böhlen  Dow Olefinverbund investiert 300 Millionen Euro in Schkopau, Leuna und Böhlen

Von Steffen Höhne 10.03.2017, 08:06
Das Dow-Werk in Schkopau.
Das Dow-Werk in Schkopau. Dow

Halle (Saale) - Ostdeutschlands größtes Chemie-Unternehmen,  Dow Olefinverbund, will  seine drei mitteldeutschen Standorte, Schkopau, Leuna (beide Saalekreis) und Böhlen (Sachsen), ausbauen.  „Unsere  Planungen sehen vor, in den kommenden zwei Jahren bis zu 300 Millionen Euro  zu investieren“, sagte Standortleiter  Reiner Roghmann im MZ-Gespräch. Die anstehenden Innovationen könnten die Wettbewerbsfähigkeit  der gesamten Chemieregion stärken.

Die deutsche Tochter des US-Chemieriesen Dow will allein in den Erhalt und die Modernisierung bestehender Anlagen rund 200 Millionen Euro stecken. Nach Worten von Roghmann sind 100 Millionen Euro für  den Bau weiterer Chemieanlagen veranschlagt. Dow will vor allem die vorhandenen   Produktionsstätten ausbauen.

Schkopau, Leuna, Böhlen: In diese mitteldeutschen Standorte will Dow investieren

„Im vergangenen Jahr  arbeiteten wir in  fast allen Bereichen an der Kapazitätsgrenze“, so der Unternehmenschef.  Dow stellt an den Standorten unter anderem Klebstoff für die Autoindustrie, Kunststoffe für PET-Getränkeflaschen und Pulver für Fliesenkleber und Mörtel her.

Das Herzstück des Unternehmens, ein sogenannter Cracker in Böhlen, wird 2018 für sechs Wochen abgestellt und überholt.  Dort werden auf   Basis von Rohbenzin wichtige chemische Grundstoffe wie Ethylen und Propylen hergestellt.  In der Vergangenheit wurde als Rohstoff   Rohbenzin (Naphtha) verwendet, das überwiegend über eine Pipeline aus dem Hafen Rostock bezogen wurde.

„Inzwischen setzen wir zu 15 Prozent tiefkaltes Gas ein, welches wir über Kesselwagen beziehen“, so Roghmann. Mittelfristig will   der Dow-Manager den Anteil des Flüssiggases (Propan) auf 50 Prozent erhöhen.  Dazu müsste der Cracker jedoch umgebaut werden. Die Investitionsentscheidung dafür ist  noch nicht gefallen, wird aber vorbereitet.

Was sich technisch anhört, kommt  einer kleinen Revolution gleich.  Denn   Naphtha wird aus Erdöl hergestellt und ist vergleichsweise teuer. In den USA wird zur Kunststoff-Herstellung zunehmend billiges Schiefergas verwendet. Die Produktionskosten für Grundstoffe wie Ethylen sind  mitunter nur halb so hoch  wie hierzulande. Kann Dow in Böhlen die Produktionskosten für Ethylen durch den Einsatz von Flüssiggas deutlich senken, so könnten auch viele andere Chemiefirmen in der Region davon profitieren, da sie die Grundstoffe von Dow beziehen.

Die Vorhaben von Dow  könnten auch Signalwirkung für die gesamte Chemie in Ostdeutschland besitzen. Die Firmen haben seit 2012 ihre Investitionen  zurückgefahren. Im Jahr 2015 lagen sie bei nur noch 700 Millionen Euro (siehe Grafik). Das reicht nicht einmal aus, um das jetzige Produktionsniveau zu halten. Als Ursache für die Zurückhaltung werden die hohen Energiekosten genannt.   

Positiv heraus sticht allerdings der Chemiestandort Leuna. Aktuell investieren mehrere Unternehmen, darunter Domo, Leuna-Harze  und die Total-Raffinerie,  etwa 250 Millionen Euro in neue Werke. Bemerkenswert hier: Total setzt aufgrund sinkender Kraftstoffverbräuche in Deutschland  verstärkt auf die Herstellung von Chemieprodukten.  (mz)