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Der Brezel-König baut an Ditsch in Oranienbaum Der Brezel-König baut an -Großbäcker schafft 100 neue Arbeitsplätze in Oranienbaum

Von Steffen Höhne 27.02.2019, 09:38
Ditsch will kräftig in das Werk Oranienbaum investieren.
Ditsch will kräftig in das Werk Oranienbaum investieren. imago/suedraumfoto

Oranienbaum - Der Rohbau für die dritte Halle ist im vollen Gang. Mehr als zehn Meter ragen die Betonwände bereits in die Höhe. „Es gibt einen straffen Zeitplan, bereits in diesem Jahr wollen wir in dem neuen Gebäude mit der Produktion von Laugengebäck beginnen“, sagt Sebastian Gooding, der vor der Baustelle steht.

Der neue Geschäftsführer des Großbäckers Ditsch betreut die Produktionserweiterung in Oranienbaum bei Dessau. 100 neue Mitarbeiter sollen am Standort eingestellt werden, kündigt der 36-Jährige an.

Millionen-Investition bei Großbäcker Ditsch in Oranienbaum

Den meisten Deutschen ist Ditsch als Brezelbäcker bekannt, der in Bahnhöfen und in Innenstädten mehr als 200 Filialen betreibt. Doch das Unternehmen verkauft sein Gebäck inzwischen weltweit. Das Werk in Oranienbaum ist die größte Produktionsstätte des Unternehmens.

100 Jahre ist die Großbäckerei bereits alt. Wilhelm Ditsch gründet 1919 eine Bäckerei in Mainz (Rheinland-Pfalz) und beginnt in den 30er Jahren, Brezeln auf Volksfesten zu verkaufen. Er trifft damit den Geschmack der Kunden und spezialisiert sich auf das sogenannte Laugengebäck.

1999 eröffnet Ditsch ein zweites Werk in Oranienbaum. Dort werden inzwischen auf acht Produktionslinien täglich 1,25 Millionen Backprodukte hergestellt. In den Produktionshallen stehen Maschinen, die über Fließbänder miteinander verbunden sind. Jede Anlage erfüllt ihren Zweck, heißt es bei Ditsch, um den Teig zu kneten, zu formen, zu belegen, zu backen, wieder herunterzukühlen und schließlich das Tiefkühl-Produkt zu verpacken.

„Unsere Anlagen sind voll ausgelastet“, sagt Gooding. In der neuen Halle seien daher zunächst zwei Produktionslinien geplant. Die Kapazität steige so um 15 Prozent. Investiert werde ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag.

Ditsch liefert auch nach USA und Japan

Nach Worten des Firmenchefs wird nur ein kleinerer Teil der Backprodukte in den Ditsch-Filialen an Endkunden verkauft. Der Großteil werde an Geschäftskunden geliefert. Laut Gooding sind das beispielsweise mittelständische Bäckereien. „Die Verbraucher erwarten ein breites Produktangebot, das viele Bäcker nicht mehr allein herstellen können“, erläutert der Produktionsfachmann. Diese würden teilweise von Ditsch beliefert.

Die meisten Bestellungen kommen aus Europa. „Wir liefern aber auch in die USA und nach Japan“, erklärt Gooding. Deutsche Backqualität sei gefragt. Ditsch könne auch durch seine Firmenhistorie überzeugen. „Wir verzeichnen eine steigende Nachfrage von unseren Kunden.“ Daher wird auch in der USA expandiert. „Wir bleiben in der Nische“, so Gooding, „sind bei Laugengebäck allerdings Weltmarktführer“.

Der Mittelständler mit etwa 750 Mitarbeitern gehört seit 2012 zum Schweizer Einzelhandelskonzern Valora - die Familie Ditsch übernahm dafür Anteile bei Valora. Seither werden keine Firmenkennzahlen mehr veröffentlich. Einblick gibt begrenzt der im Bundesanzeiger veröffentlichte Geschäftsbericht. Danach machte Valora Deutschland, dazu gehören unter anderem auch 350 Back-Shops von Backwerk, im Jahr 2017 einen Umsatz von knapp 560 Millionen Euro. Der Gewinn lag laut Geschäftsbericht bei knapp 20 Millionen Euro.

Die aktuell größte Herausforderung für Gooding ist: Die Zahl der Beschäftigten im Werk Oranienbaum soll von 500 auf 600 steigen. „Wie alle Bäcker haben wir es nicht einfach, geeignete Mitarbeiter zu finden“, so der Geschäftsführer. Ein ausgebildeter Konditor könne jedoch ohne Probleme in eine industrielle Bäckerei eingearbeitet werden.

Großbäcker fördert Mitarbeiter

Für Gooding ist eine Unternehmenskultur wichtig, die die Mitarbeiter einbindet. „Das Unternehmen fordert Flexibilität von seinen Mitarbeitern, da muss es auch flexibel auf deren Wünsche reagieren.“ Das sei etwa bei der Einteilung der Schichtarbeit wichtig. Für Azubis gibt es bei Ditsch ein sogenanntes Mentorenprogramm. Das heißt, sie werden von Führungskräften bei ihrer Laufbahnplanung beraten.

Auch der britisch-deutsche Manager selbst will sich bei der Arbeit wohlfühlen. Zuletzt war Gooding Zentral- und Osteuropa-Chef beim Wettbewerber Aryzta, der auch ein großes Backwerk in Eisleben betreibt. Gründe für den Wechsel nennt er nicht und sagt nur knapp: „Ich fühle mich wieder wohl und freue mich auf die Zukunft mit Ditsch.“ Führungswechsel und Sparprogramm bei Aryzta könnten sein Unwohlsein verursacht haben. (mz)