Lebensmittel Discounter Netto: Zentrale der Supermarktkette ist in Ostdeutschland

Stavenhagen - Zetti Bitterschokolade, Rotkäppchen-Sekt, Kathi Backmischung, Thurländer Mahlzeit-Salate - insgesamt 51 Artikel aus Sachsen-Anhalt finden sich in den Regalen des Lebensmitteldiscounters Netto. „Das ist auf ein Festsortiment von 1 600 Artikeln verhältnismäßig viel“, sagt Paul Martin Berg, Geschäftsführer in der deutschen Netto-Zentrale in Stavenhagen.
Die kleinste deutsche Discounterkette mit rund 5 000 Mitarbeitern in 349 Filialen - davon 33 in Sachsen-Anhalt, unter anderem in Halle, Dessau, Wittenberg, Teutschenthal, Weißenfels und Eisleben - will ihre regionalen Angebote wegen der steigenden Nachfrage der Kunden nach solchen Waren ausbauen.
Dazu gehört mehr saisonales Obst und Gemüse aus der Region. „Unsere älteren Kunden verstehen unter Regionalität einen Artikel aus dem Osten. Diese Kunden können wir gut bedienen“, sagt Berg, nach dessen Angaben der Anteil des Umsatzes mit Ostartikeln bei 30 Prozent liegt.
Er fügt hinzu: „Jüngere Kunden wollen hauptsächlich lokale Artikel aus der unmittelbaren Umgebung. Bei Bier ist das verhältnismäßig einfach. Bei Fleisch ist das anders. Betriebe mit lokaler Tierhaltung, Schlachtung, Zerlegung und Verpackung sind schwierig zu finden.“
Netto gehört zum Konzern Dansk Supermarked, dem größten Einzelhandelsunternehmen in Dänemark. Vom gleichnamigen Konkurrenten, der Discounter-Kette Netto der Edeka-Gruppe, unterscheidet sich der dänische Netto durch das schwarz-gelbe Logo mit dem Hund „Scottie“ als Maskottchen auf den Ladenschildern.
Außer in Deutschland und Dänemark ist Netto mit Läden in Schweden und Polen vertreten. Der derzeitige Marktanteil in Deutschland in Höhe von 0,8 Prozent soll durch Investitionen in die bestehenden Märkte angesichts des harten Konkurrenzkampfes im Lebensmittelmarkt gehalten und ausgebaut werden.
Bis 2018 will Netto rund 45 Millionen Euro in die Ladeneinrichtung investieren, um beispielsweise mehr Platz für frische Produkte und Kühlwaren zu bieten.
In einem Jahr sollen dann jährlich drei bis fünf neue Märkte eröffnet werden - auch in Sachsen-Anhalt werden in Gemeinden mit mehr als 3 000 Einwohnern neue Standorte mit einer Fläche zwischen 700 und 900 Quadratmetern gesucht.
Mecklenburg-Vorpommern (113 Läden) und Brandenburg (98 Läden) sind für Netto die wichtigsten Bundesländer. Weitere Netto-Märkte gibt es in Sachsen, Berlin, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Lebensmitteldiscounter Netto: Der Fokus liegt auf Ostdeutschland
„Unser Fokus liegt auf unseren Kerngebieten und somit hauptsächlich im Osten“, sagt Berg, nach dessen Angaben alle Mitarbeiter nach den in den jeweiligen Bundesländern gültigen Tarifverträgen bezahlt werden.
Laut Handelsverband Nord haben Discounter seit 2012 Marktanteile an Supermärkte wie Edeka oder Rewe verloren. Als Reaktion darauf investieren Discounter zuletzt verstärkt in die Einrichtung, um den Kunden eine größere Auswahl an frischen Produkten, größere Bequemlichkeit (unter anderem breitere Gänge, niedrigere Regale) und mehr fürs Auge zu bieten. Zudem wirbt man für sich verstärkt mit einem grünen Image - so stattet Netto alle Standorte mit energiesparender LED-Beleuchtung aus.
Noch wichtiger scheint aber eine Portion Ostalgie: Der aktuelle Sonderangebote-Prospekt wirbt für eine Dose „Original DDR Schulküchen Tomatensoße“ aus Halberstadt, darauf abgebildet ein lachendes Mädchen in weißem Hemd und blauem Halstuch, eine schwarz-rot-goldene Banderole mit dem Emblem des Arbeiter- und Bauern-Staates aus Hammer, Zirkel und Ährenkranz und das Versprechen: „Schmeckt wie früher!“ (mz)