Die Rente aufbessern Die Rente aufbessern: Wie Menschen über 40 vorsorgen sollten

Halle (Saale//DMN - Mit Anfang 40 stecken die meisten Menschen voll im Berufsleben, haben Kinder und/oder zahlen eine Immobilie ab. Doch denken auch viele mit schlechtem Gewissen an die Altersvorsorge. Denn jeder weiß: Je früher man etwas zurücklegt, desto besser. „Durch den Zinseszinseffekt werden dem Sparer bessere Renditen beschert, ganz pragmatisch und mathematisch“, weiß Gabriela M. Keinert. Die Berliner Finanzberaterin ist mit den Bedürfnissen der Generation 40 plus bestens vertraut: „Ich habe immer enorm hohe Anfragen in dieser Altersgruppe.“
Welche Berufsabsicherungen brauche ich?
Berufstätige sollten abwägen, ob und wenn in welcher Höhe eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) für sie in Frage kommt. Zudem sollten sie auch über das Prinzip der Dread-Disease-Versicherung informiert werden. Diese Police springt bei fest definierten schweren Krankheiten ein. „Die viel zitierte Unfallversicherung würde ich persönlich pro Jahr, natürlich je nach Einkommen, berücksichtigen, aber nicht mit überschwänglichen Prämien bedenken“, sagt Finanzexpertin Gabriela M. Keinert.
Wie viel sollte ich monatlich zurücklegen?
Manche Finanzexperten raten zu bis zu einem Drittel des Einkommens. Expertin Gabriela M. Keinert hält das für übertrieben: „Sollen die (über) 40-Jährigen neben der vielen Arbeit nicht auch noch etwas Geld für ein schönes Leben übrig behalten? Ja, in jedem Fall. Und erst wenn ich mir dessen sicher bin, reden wir über zusätzliche Varianten.“
Auf jeden Fall sollten drei Nettogehälter als „Notgroschen“ zurückgelegt werden, zum Beispiel für notwendige Reparaturen oder teure neue Haushaltsgeräte. Auch müssen eventuell noch Hypotheken getilgt werden - erst dann kann man über die weitere Altersvorsorge nachdenken.
Ermitteln Sie hier die Kosten für Ihre private Vorsorge:
In der Regel empfiehlt Gabriela M. Keinert, ein Jahresgehalt mittelfristig - also bis zu fünf Jahre - anzulegen, zum Beispiel in einen breit gestreuten Investmentfonds. Weiteres Kapital kann dann darüber hinaus auch längerfristiger angelegt werden. Auf diese Weise können sich Anleger einfach an den Aktien- und Rentenmärkten beteiligen und davon partizipieren.
Sind Aktienfonds immer sinnvoll?
Die Anlage breit zu streuen, ist immer wichtig. Fast alle Finanzberater empfehlen deswegen, einen Teil des Vermögens in Aktienfonds zu investieren. Dabei muss berücksichtigt werden, welches Risiko die Kunden eingehen wollen. „Im Klartext: Fällt mein Fonds um 5 Prozent, 10 Prozent oder 15 Prozent, dann wird die Reißleine gezogen und der Fondswert auf Festgeld bzw. Tagesgeld geparkt“, erklärt Gabriela M. Kleinert. Sinnvoll ist auch eine Stop-loss-Order (dt.: „Verlustvermeidung“) , die das Verlustrisiko beschränkt.
Eine Frage treibt Aktienbesitzer auch im Urlaub um: Wie entwickeln sich die Kurse? Um sich vor Verlusten zu schützen, können Anleger ihrer Bank vor der Abreise einen entsprechenden Auftrag erteilen, eine sogenannte Stop-loss-Order. Darauf weist die Aktion „Finanzwissen für alle“ der Fondsgesellschaften hin
Die Aktien werden dann automatisch verkauft, wenn ein bestimmter Kurs erreicht wird. Wird der zuvor festgelegte Kurswert nicht erreicht, verfällt der Auftrag nach Ablauf der angegebenen Zeit.
Mit einer Stop-loss-Order stellen Sparer sicher, dass sie Erträge, die durch vorherige Kurssteigerungen erreicht wurden, nicht wieder verlieren. Denn sie realisieren automatisch ihre Gewinne, wenn eine bestimmte Kursmarke unterschritten wird.
Wer seine Wertpapiergeschäfte per Internet organisiert, kann eine Stop-loss-Order online selbst erteilen. Kunden von Filialbanken lassen sich am besten persönlich beraten.
Wer sein Vermögen von Profis managen lässt, ist unter anderem auch mit den kleinen, aber feinen Fondsboutiquen gut bedient. Deren Fondsmanager haben meist großzügigere Freiräume - unabhängig von den Banken.
Wie teuer ist eine private Rentenversicherung?
Hier kommt es natürlich darauf an, wie viel Zusatz-Rente gezahlt werden soll. Egal ob man selbständig oder Angestellter ist: Am besten schaut man sich die letze Bescheinigung der gesetzlichen Rentenversicherung an. Anhand dessen kann die Versorgungslücke errechnet werden. Wer noch keine betriebliche Altersvorsorge hat, sollte sich darum kümmern. Jeder festangestellte Arbeitnehmer hat laut Gesetz Anspruch auf eine Betriebsrente.
Interessant für Familien mit Kindern ist auch die Riester-Rente - denn pro Kind gibt es Zulagen von Staat. Allerdings muss die Riester-Rente voll versteuert werden, und man sollte sich sicher sein, die vereinbarten Raten über die gesamte Laufzeit des Vertrages zahlen zu können.
Was ist eine aufgeschobene Rentenpolice?
Bei der aufgeschobenen Rentenversicherung beginnen die Rentenzahlungen nicht sofort, sondern erst später. Zwischen Vertragsabschluss und Rentenzahlung können sogar Jahre liegen. Für Anleger, die eine größere Summe zur Verfügung haben, gibt es die aufgeschobene Rentenpolice gegen Einmalbeitrag – im Unterschied zur aufgeschobenen Rentenversicherung, in die der Anleger in monatlichen oder Jahresraten einzahlt. Die Versicherungsgesellschaft sollte hierbei den Faktor, mit dem sie später die monatliche Rente ausrechnet, garantieren.
Lohnt sich eine Lebensversicherung für mich?
„Hier muss man die Familiensituation genau betrachten'“, sagt Gabriela M. Keinert. Wenn ein Partner ohne bezahlten Job zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, oder wenn das Eigenheim noch nicht abbezahlt ist, kann eine Risikolebensversicherung (LV) sinnvoll sein. „Eine solche Police ist zu günstigen Prämien möglich, ich kann sie auch als 'fallende Risiko-LV' gestalten“, so die Finanzberaterin. Bei der fallenden Police verringert sich die Absicherungssumme - und damit der Beitrag - schrittweise nach einem vereinbarten Schema.
Wichtig ist, dass man die Versicherungssumme an neue Lebensumstände anpassen kann - etwa wenn ein weiteres Kind geboren wird. Möglich macht das eine Nachversicherungsgarantie. „Mit ihr stellen Versicherte sicher, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt die Versicherungssumme ohne Gesundheitsprüfung anpassen können, beispielsweise nach einer Heirat, der Geburt von Kindern oder einem Immobilienkauf“, erklärt Bianca Boss vom Bund der Versicherten.
Eine bequeme Alternative wäre die so genannte Dynamik: Die Versicherungssumme erhöht sich damit automatisch Jahr für Jahr, wenn der Kunde nicht ausdrücklich widerspricht.
Je länger Risikolebensversicherungen laufen, umso teurer werden sie. Der Vertrag sollte aber nicht enden, bevor die Kinder finanziell auf eigenen Beinen stehen und die Immobilie zum Großteil abbezahlt ist. „Im Idealfall ist die Laufzeit auf das Lebensmodell, das Alter und die Familienplanung zugeschnitten“, sagt Versicherungsberater JörgDeppner.
Allerdings müssen bestimmte Kunden mit Zuschlägen rechnen - zum Beispiel wenn sie rauchen oder Motorrad fahren. In bestimmten Fällen, zum Beispiel bei Selbstmord innerhalb einer definierten Zeit nach Vertragsabschluss, kann die Versicherung ihre Leistungen verweigern.
Von einer Kapitallebensversicherung raten die meisten Experten mittlerweile ab, weil der Garantiezins bei neuen Verträgen zu niedrig ist. Die Branche bastelt bereits an Modellen ganz ohne garantierten Zins - damit fällt ein wichtiger Pluspunkt für die Verbraucher weg.
Die wichtigsten Schritte zur richtigen Altersvorsorge erklärt unsere Bildergalerie:
