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Deutsche Bahn Deutsche Bahn: Wackel-IC - Hersteller Bombardier zahlt millionenschwere Entschädigung

Von Christian Schafmeister 27.09.2016, 19:38
Der Doppelstock-IC soll bereits kurz nach seinem Start spürbar gewankt haben.
Der Doppelstock-IC soll bereits kurz nach seinem Start spürbar gewankt haben. DPA

Berlin/Halle (Saale) - Im Streit um die verspätete Auslieferung neuer Doppelstockzüge hat sich die Deutsche Bahn mit dem Hersteller auf einen Vergleich geeinigt: Demnach zahlt Bombardier eine zweistellige Millionensumme als Entschädigung. Die Bestellung über 1,75 Milliarden Euro umfasst 569 Doppelstockwagen sowie 132 Lokomotiven. Die Fertigstellung erfolgte teils zwei Jahre nach dem vereinbarten Termin. Derzeit sind erst 180 Wagen im Einsatz, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr.

Doppelstockzüge der Deutschen Bahn rollten sieben Monate später

Eingesetzt werden die Doppelstückzüge seit wenigen Wochen auch auf der IC-Strecke von Dresden über Halle nach Köln. Dort rollten die ersten Züge Anfang September - sieben Monate später als geplant. Auf der IC-Strecke von Dresden über Halle bis zur Nordsee fahren die neuen IC-Züge bereits seit Ende 2015. Allerdings gibt es dort bis heute technische Probleme.

Die Bahn musste schon kurz nach dem Start einräumen, dass es „Querbewegungen gebe, die von den Reisenden als Wanken empfunden werden“. Die Bahn hoffte lange, das Probleme durch Änderungen der Radprofile in den Griff zu bekommen. Die Hoffnungen hat sich inzwischen jedoch zerschlagen. Nun wird das gesamte Feder- und Dämpfersystem überprüft - ein umfangreicher Eingriff, für den die Zulassung des Eisenbahnbundesamtes erforderlich ist. Die Zustimmung der Aufsichtsbehörde soll nach Angaben einer Bahnsprecherin Anfang 2017 vorliegen. Erste Tests seien aber „vielversprechend verlaufen“.

Die neuen, 15 Millionen Euro teuren IC-Doppelstockzüge gelten als Prestigeobjekt. Sie sollen bis 2030 die teils 40 Jahre alte IC-Flotte ersetzen. Im November 2015 hatte Bahn-Produktmanager Karsten Kemeter erklärt: „Sie werden gerne mit dem Zug fahren.“ Die Euphorie ist inzwischen verflogen. So sagte eine Bahnsprecherin kürzlich, die Züge seien „nicht so zuverlässig im Betrieb, wie wir das vorausgesetzt hatten“. Zur Behebung der Mängel seien auch „deutlich mehr Züge in der Instandhaltung als geplant“. Nach Informationen der „Welt“ erwartet die Bahn auch für die Ausfälle und Störungen eine Entschädigung von Bombardier.

Doppelstock-IC der Deutschen Bahn: Zweifel an Tauglichkeit

Der Fahrgastverband Pro Bahn äußerte bereits grundsätzliche Zweifel an der Tauglichkeit des Zuges. „Es ist immer schwierig, wenn bei einem solchen Zug von Beginn an der Wurm drin ist, dann werden die Dinge im Laufe der Zeit häufig nur schlimmer statt besser“, sagte Verbandschef Karl-Peter Naumann. (mz)