Das 100-Millionen-Ding Das 100-Millionen-Ding: Hallesche IT-Firma Gisa ist Überflieger

Halle - Auch an heißen Tagen ist es im Rechenzentrum des halleschen IT-Dienstleisters Gisa angenehm kühl: Im sogenannten Kaltgang zwischen den Servern beträgt die Temperatur 17 bis 19 Grad Celsius. Aus dem Boden wird frische Luft in den Raum geblasen. Zwei voneinander getrennte Stromleitungen sorgen für die nötige Energie. „Wir haben noch ein zweites Diesel-Aggregat installiert, um auch bei Stromausfällen ohne Unterbrechung arbeiten zu können“, sagt Gisa-Geschäftsführer Michael Krüger. Das Unternehmen investiert Millionen Euro in die Sicherheit und die Energieeffizienz seiner Systeme. Davon hängt mittlerweile der Geschäftsbetrieb vieler Kunden ab.
Wie wenige andere Unternehmen in Sachsen-Anhalt profitiert die Gisa von der Digitalisierung der Wirtschaft. 25 Jahre nach der Gründung erzielte das Unternehmen gemeinsam mit der Tochter ICS in Leuna im vergangenen Jahr 104,4 Millionen Euro Umsatz. Damit ist erstmals die 100-Millionen-Marke geknackt. „Unsere Strategie ist es, IT-Lösungen aus einer Hand zu liefern“, sagt Krüger.
Intelligente Messsysteme - Gisa sichert sich „strategisch wichtige Position“
Ob Einkauf, Vertrieb oder Buchhaltung - in allen Bereichen werden heute Computer eingesetzt, deren Software miteinander vernetzt ist. Um die Prozesse besser zu beherrschen, lagern viele Firmen ihre IT ganz oder teilweise aus. Die Gisa konzentriert sich dabei vor allem auf drei Kundengruppen: Energieversorger, die öffentliche Verwaltung und mittelständische Firmen. Nach Worten von Krüger konnte sich das Unternehmen 2017 in der Energiewirtschaft eine „strategisch wichtige Position sichern“. So übernahmen die Hallenser im Auftrag von Kunden, wie zum Beispiel Innogy, die Administration für mehr als 1,8 Millionen intelligente Messsysteme (smart meter). Diese ersetzen künftig die Stromzähler in Betrieben mit höherem Strombedarf.
Als Vorteil für die Kunden bezeichnet es Krüger, dass sie nicht selbst in teure IT-Systeme investieren müssen. Zudem werde es für mittelständische Firmen schwieriger, qualifizierte IT-Fachkräfte zu gewinnen. „Als reiner IT-Dienstleister fällt uns das leichter“, so Krüger. Die Gisa beschäftigt 760 Mitarbeiter.
Ob der Auslagerungs-Trend anhält, wird sich zeigen. Denn mit der Digitalisierung wird es auch für Industrie- und Energiefirmen immer wichtiger, IT-Systeme zu verstehen und zu nutzen. Mit der Auslagerung solcher Prozesse geht mitunter wichtiges Know-how verloren, um neue Geschäftsfelder zu entwickeln.
Gisa ist auch im Carsharing aktiv
Der größte Kunde der Gisa bleibt der ostdeutsche Energieversorger Envia-M. Auf den ehemaligen Mehrheitsgesellschafter der Gisa entfällt ein Drittel des Umsatzes. Zusammen mit dem Chemnitzer Versorger werden auch neue Marktsegmente erschlossen. So lieferte die Gisa die IT-Technik für ein neues Carsharing-Modell der Envia-M. Im sächsischen Markkleeberg wird der Einsatz von Elektro-Autos zur Miete getestet. Diese lassen sich über einen Chip auf dem Fahrerlaubnis-Ausweis öffnen. Darüber erfolgt auch die Abrechnung. Die Gisa nutzt dafür die Technik des Mutter-Konzerns NTT.
Neue Wege geht die Gisa auch durch einen Zukauf. Der IT-Dienstleister hat im vergangenen Jahr 51 Prozent der Anteile am Unternehmensberater Quantic Digital aus Leipzig erworben. Quantic mit nur zehn Mitarbeitern berät Firmen, wie die Digitalisierung ihr Geschäft verändern kann. „Als Gisa verbreitern wir so unser Angebot für die Kunden“, sagt Krüger. (mz)