Carsharing Carsharing: Car2Go und Drive-Now vor Fusion - Was das für Mobilitätsdienste bedeutet

Berlin - BMW und Daimler wollen ihre Carsharing-Töchter Drive-Now und Car2Go zusammenlegen. Wir erläutern, warum neue Mobilitätsdienste expandieren müssen und wie stark die Konkurrenz aus den USA ist.
Wie weit sind die Verhandlungen über eine Fusion von Car2Go und Drive-Now?
Seit Monaten verhandeln die Manager beider Unternehmen über einen Zusammenschluss. Bislang scheiterte der Deal am Autovermieter Sixt, der Drive-Now gemeinsam mit BMW betreibt. Sixt soll nun aber bereit sein, sich an dem fusionierten Unternehmen zu beteiligen, berichtet das Manager-Magazin. Offenbar geht es bei den Verhandlungen vor allem darum, wie genau die Beteiligung des Autovermieters gestrickt sein soll.
Ist eine Fusion überhaupt sinnvoll?
Aus Sicht der Unternehmen besteht da kein Zweifel. Car2Go und Drive-Now dominieren hierzulande die moderne Spielart des Charsharing, das nicht an feste Abhol- und Abgabestationen gebunden ist. Es gäbe eine ganze Reihe von Vorteilen: In Städten wie Berlin, Köln oder Düsseldorf sind die beiden Anbieter bislang Konkurrenten. Sie könnten dort ihre Flotten aufeinander abstimmen, die aufwendige IT-Infrastruktur gemeinsam betreiben und das Marketing zusammen betreiben. Das würde Kosten drücken, wodurch unter anderem das Angebot an Fahrzeugen ausgebaut werden könnte. Davon hängt der Erfolg des sogenannten Free-Floating ab: Eine hohe Fahrzeugdichte macht die Kurzzeitmiete attraktiver. Stehen aber zu viele Autos bereit, kann der Betreiber kein Geld mehr verdienen.
Geben BMW und Daimler bei einer Fusion nicht ihre Geschäftsgeheimnisse preis?
Da dürfte es keine allzu großen Geheimnisse geben. Beide Anbieter beobachten sich permanent. Die Geschäftsmodelle haben sich mittlerweile stark angeglichen. BMW und Daimler haben überdies gemeinsame Interessen: Es geht einerseits darum, Carsharing als eine Art Großlabor für neue Mobilitätsdienste zu nutzen, denn alle wichtigen Zukunftsthemen der Branche sind damit verknüpft: Elektroautos eignen sich besonders gut für die Kurzzeitmiete. Aus dem Carsharing heraus kann sich das autonome Fahren entwickeln, indem sukzessive Fahrzeuge genutzt werden, die immer mehr selbst machen können. Andererseits könnte eine Kooperation helfen, Rivalen in Schach zu halten. Jeder große Autobauer betreibt mittlerweile eine Abteilung für die neuen Mobilitätsdienste. Drive-Now und Car2Go haben nicht nur hierzulande, sondern weltweit eine führende Position. Eine Fusion könnte helfen, den Abstand zu den Verfolgern aus der Branche zu halten. Doch die noch viel größere Gefahr geht von Newcomern wie dem Fahrdienstvermittler Uber oder dem Internetgiganten Google aus, die neue Mobilitätskonzepte aggressiv vorantreiben wollen.
Wie ist die Entwicklung des Carsharing?
Die Zahl der Autoteiler ist hierzulande im vergangenen Jahr um ein Drittel auf gut 1,7 Millionen Frauen und Männer gestiegen. Während die Zuwachsraten bei der klassischen stationsgebundenen Variante moderat ausfielen, ging es beim Freefloating um gut die Hälfte auf 1,26 Millionen Autofahrer/innen nach oben, so der Branchenverband BCS.
Was bedeutet das für die Anbieter?
Deren Aufgabe besteht darin, auf der Welle zu reiten. Das bedeutet, die Chancen, die sich jetzt gleichzeitig vielfach auftun, zu nutzen. Das heißt, Angebote in neuen Städten entwickeln und an bestehenden Standorten, die Zahl der Autos zu erhöhen und die Geschäftsgebiete klug zu erweitern. Auch dies geht durch einen Zusammenschluss mit vereinten Kräften einfacher.
Wo liegen die Grenzen des Carsharings?
Die Grenzen werden gerade erst ausgelotet. So haben Experten der OECD herausgefunden, dass bei einem optimalen Einsatz von Carsharing-Fahrzeugen in Verbindung mit einem ausgebauten öffentlichen Nahverkehr in Lissabon 90 Prozent der privaten Pkw abgeschafft werden könnten, was die Schadstoffbelastung der Luft massiv verringern würde. Es wird zudem viel darüber nachgedacht, Carsharing auch in kleineren Städten in Kooperation mit Kommunen anzubieten. Auch hat ein fusionierter Anbieter bessere Karten.
Wird es Probleme mit dem Kartellamt geben?
Zwar sind Car2Go und Drive-Now Branchengrößen. Doch die Zahl der Konkurrenten ist enorm groß – wobei es sich dabei allerdings fast ausschließlich um stationsgebundene Carsharer handelt.