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Bremer Landesbank Bremer Landesbank: Wird die Nord/LB zur Retterin?

Von Steffen Höhne und Markus Sievers 06.06.2016, 18:22
Containerschiffe liegen in Hamburg zur Abfertigung. In diesem Segment sind die Überkapazitäten groß.
Containerschiffe liegen in Hamburg zur Abfertigung. In diesem Segment sind die Überkapazitäten groß. DPA

Hannover/Bremen - Schon wieder eine Landesbank in der Krise: Wegen fauler Schiffskredite ist die Bremer Landesbank in Seenot geraten. Das vergleichsweise kleine Institut benötigt frisches Kapital, um über die Runden zu kommen. Offenbar richtet sich die Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) auf eine Rettung ein. Am Ende könnte wieder eine Landesbank von der Bildfläche verschwinden.

Notenbank hat sich eingeschaltet

Was ist passiert? Bereits am Donnerstag teilte die Bremer Landesbank mit, dass sie in diesem Jahr einen „hohen dreistelligen Millionenbetrag“ auf Schiffskredite abschreiben muss. Dies soll zu einem „mittleren dreistelligen Verlust“ führen. Seither kursieren in den Medien verschiedene Zahlen, wie viel frisches Kapital die Bank benötigt. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters soll sich bereits die Europäische Zentralbank eingeschaltet haben, um mit den Bremern über eine Stärkung der Kapitalpolster zu sprechen.

Das Bremer Institut gehört bereits mehrheitlich (55 Prozent) zur Nord/LB. Weitere 41 Prozent hält das Land Bremen, den Rest die Bremer Sparkasse. Die Nord/LB kündigte bereits Mitte Mai an, dass die Landesbank für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in diesem Jahr wahrscheinlich Verluste schreiben wird. Die Banker in Hannover wussten damals schon genau Bescheid, wie es um ihre Bremer Tochter steht, die sie voll in ihre Bücher aufnimmt. Der Kapitalbedarf in Bremen ist für die Nord/LB-Manager jetzt daher auch keine Überraschung. Spannend wird allerdings, wie dieser gelöst wird. Das Land Bremen, dessen Haushaltslage selbst prekär ist, kann und will der Landesbank kein frisches Geld geben. Die Hannoveraner könnten den Kapitalengpass beheben, streben dafür aber die komplette Übernahme an. Das berichten zumindest drei mit dem Vorgang vertraute Personen.

Nord/LB-Chef Gerhard Dunkel wird sich wahrscheinlich sagen, da er die Probleme der Tochter ohnehin schultern muss, will er auch das Ruder komplett übernehmen. Die Nord/LB gehört inklusive der Bremer Landesbank zu den größten Schiffsfinanzierern der Welt. Finanziert werden derzeit rund 1 500 Schiffe, das Kreditvolumen liegt bei 18 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren wurden bereits Rückstellungen in Höhe von 2,9 Milliarden Euro für faule Darlehen getroffen. Das heißt nicht, dass all diese Kredite wirklich ausfallen.

Stütze für die Landesbanken

Die Nord/LB hat immer auf eine Erholung des Marktes gehofft, doch im achten Jahr der Krise verlieren auch die Banker in Hannover die Geduld. Sie wollen ihr Engagement deutlich zurückfahren.

Die Schifffahrtsbranche leidet unter einem eher schwachen Welthandel. Vor allem in China gehen die Wachstumsraten zurück. Das führt dazu, dass die Frachtraten (die Preise für den Containertransport) auf niedrigem Niveau verharren. Gleichzeitig bauen asiatische Werften immer neue Mega-Containerschiffe, die die Lage verschärfen. Ein Ende der Misere ist so nicht in Sicht.

Die Krise bei der Bremer Landesbank reiht sich ein in eine lange Liste: Die meisten Landesbanken drehten vor der Finanzkrise „ein extrem großes Rad“, wie es der damalige Ifo-Chef Hans-Werner Sinn ausdrückte. „Am Ende gerieten sie dadurch in Schwierigkeiten, die sie aus eigener Kraft nicht mehr meistern konnten“, analysierte Sinn. Als erste erwischte es die Landesbank des Freistaats Sachsen, die Sachsen LB. Dann traf es die WestLB in Düsseldorf. Auch die Bayerische Landesbank hatte sich auf dem US-Immobilienmarkt in hohem Umfang verspekuliert und musste milliardenschwere Zuweisungen aus dem bayerischen Landeshaushalt in Anspruch nehmen. Und die HSH Nordbank, die überwiegend Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, wird nur mit Steuermitteln über Wasser gehalten. (mz)