Brandsanierer retten, was zu retten ist
Mannheim/dpa. - Den Tag im Dezember 2008 wird Anna Schmidt nie mehr vergessen. «Aus dem Fernseher stieg plötzlich leichter Rauch auf. Ausschalten ging nicht mehr», erinnert sich die 68-Jährige. «Sofort raus aus der Wohnung», riet die zu Hilfe gerufene Feuerwehr.
In Pantoffeln und nur mit dem Schlüssel in der Hand flohen Schmidt und ihr Mann ins Freie. Gerade noch rechtzeitig, bevor der implodierende Fernseher die Drei-Zimmer-Wohnung in Mannheim in ein schwarzes Loch aus Ruß verwandelte.
So wie die Schmidts stehen jedes Jahr unzählige Menschen vor dem Nichts, weil Feuer ihr Hab und Gut vernichtet hat. Im Jahr 2007 registrierten die Versicherungen in Deutschland rund 480 000 Brände mit einem Schaden von rund 480 Millionen Euro. Professionelle Brandsanierer retten im Auftrag von Versicherungen, was zu retten ist. «Wir versuchen, den Zustand vor dem Brand wieder herzustellen», sagt Elisabeth Gulich, Geschäftsführerin des Fachverbands Sanierung und Umwelt in Berlin. Bei Familie Schmidt nahm eine Spezialfirma Erbstücke wie schmiedeeiserne Leuchter sowie Andenken an die Kinder in Obhut.
Der ärgste Feind der Sanierer ist in der Regel das Löschwasser. «Es gilt, Dauerschäden wie Schimmel und Rost zu vermeiden», sagt Gulich. Deshalb sei Eile geboten, sobald die Flammen erloschen sind. Betroffene sollten umgehend ihre Versicherung informieren, damit deren Sachverständige alles begutachten und die Sanierer rufen können. Zuständig ist die Hausrat- und Wohngebäudeversicherung.
Spätestens nach zwölf Stunden muss die Luftfeuchtigkeit am Brandort unter die 30-Prozent-Marke sinken, um Korrosion und Säurefraß zu bremsen. Der erste Schritt zur Rettung sei das Abdichten von Dach, Fenstern und Türen, erklärt Günther Roßmann vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Anschließend rücken die Firmen rücken mit Entfeuchtungsgeräten an.
Nach Roßmanns Erfahrung lässt sich zwar grundsätzlich alles sanieren: Bücher, Handys, Computer, teure Gobelins oder Möbel. Die Sache hat aber einen Haken. Denn die Kernfrage für die Versicherung laute: «Was rentiert sich?» Mobiltelefon, Computer und CD meist nicht, da deren Rekonstruktion teurer käme als ein Neukauf. In der Regel werde lediglich der «gemeine Wert» ersetzt. Besser seien die Aussichten bei Möbeln. Die Rückseite des Sofas frisch zu beziehen sei billiger als eine neue Garnitur.
Dass in Privathaushalten oft liebgewonnene Erinnerungsstücke im Müllcontainer landen, ist Gulich bewusst: «Es gibt immer eine materielle und eine ideelle Seite der Sanierung. Für die Leute ist das manchmal schwierig.» Ein Ausweg sei die ausdrückliche Bitte an die Assekuranz, nicht pauschal zu ersetzen, sondern zu rekonstruieren, sagt GDV-Sprecher Christian Lübke. Sogenannte Stellgutlisten, Kaufdokumente oder Fotos unterstützen sowohl diesen Wunsch als auch einen finanziellen Ausgleich. Die Versicherer kalkulieren im Schnitt 650 Euro pro Quadratmeter für eine Schadensregulierung. Der persönliche Wert hingegen ist manchmal unbezahlbar - wie bei den Kindheitsandenken der Schmidts.
Ratschläge von der Feuerwehr: www.berliner-feuerwehr.de/handlungsempf-kalte-brandstelle_wohnungsinhaber.pdf
Infos von den Versicherern: www.klipp-und-klar.de, Stichworte «Schadenverhütung» - «Brand und Feuer»