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Biogas-Firma Biogas-Firma: Hallesche EnD-I meldet Insolvenz an

Von Steffen Höhne 13.11.2013, 16:33
EnD-I baute in Lünen eine Grubengas-Anlage. Der ehemalige Förderturm ist nun ein Bürogebäude.
EnD-I baute in Lünen eine Grubengas-Anlage. Der ehemalige Förderturm ist nun ein Bürogebäude. END-i Lizenz

Halle/MZ - Klein, aber fein: Dies war jahrelang das Motto des Bioenergie-Unternehmens EnD-I. In ganz Deutschland errichtete und betreibt die hallesche Firma Biogas-Anlagen. Doch das Geschäft wurde in den vergangenen Jahren immer schwieriger. Nun meldeten die End-I AG und mehrere Tochtergesellschaften Insolvenz an. Die Geschicke der Firma liegen jetzt in der Hand des halleschen Insolvenzverwalters Lucas F. Flöther.

Gute Kontakte

Dieser hat als erstes die Belegschaft zusammengerufen und über den Stand der Dinge informiert. „Die Insolvenzanträge haben keinen Einfluss auf das laufende Geschäft“, betont der vorläufige Insolvenzverwalter. „Alle Energieanlagen produzieren ohne Unterbrechung weiter.“ Flöther will nun intensive Gespräche mit dem Vorstand und den Gläubigern führen.

Zum Verhängnis wurde der Unternehmensgruppe offenbar die Situation der Großbioanlage Dorsten (Nordrhein-Westfalen). Die Inbetriebnahme erfolgte unter anderem wegen Verzögerungen beim Bau fast drei Jahre später. Über einen Haftungsverbund musste die EnD-I AG für die Verluste einstehen. Dass dies zur Insolvenz führte, überrascht dennoch.

Langjähriger Vorstandschef von EnD-I ist Karl-Heinz Pasch gewesen. Dieser verfügt über beste Kontakte in die Energiebranche. So ist der ehemalige Vattenfall-Deutschlandchef Klaus Rauscher bis September 2013 Aufsichtsratschef der kleinen Firma gewesen. Im Aufsichtsrat sitzt zudem die ehemalige Oberbürgermeisterin Halles, Dagmar Szabados. Bereits im Frühjahr 2013 verließ Werner Brinker, Chef des großen niedersächsischen Energieversorgers EWE aus Oldenburg den Aufsichtsrat. EWE zog sich aus dem Aktionärskreis zurück. Damit ging EnD-I offenbar auch ein starker Partner aus der Energiewirtschaft verloren.

Insolvenzverwalter Flöther sieht gute Chancen für eine Sanierung und den Erhalt von Arbeitsplätzen. „Die EnD-I Unternehmensgruppe verfügt über zukunftsweisende Technologien und langjährige Erfahrung“, sagt er. Nach Angaben des Vorstandes sei die Auftragslage vielversprechend und das Bestandsgeschäft im In- und Ausland stabil. Die EnD-I AG beschäftigte zuletzt 15 Mitarbeiter, in der Gruppe waren es knapp 50 Beschäftigte.

16 Millionen Euro Umsatz

2012 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 16 Millionen Euro und einen kleinen Gewinn im laufenden Geschäft. EnD-I ist in den Bereichen Deponie-, Gruben- und Biogas tätig. Dies wird zumeist zur Stromerzeugung genutzt.

Biogas-Anlagen standen zuletzt in der Kritik, da sie häufig Maissilage als Rohstoff nutzen. Die angebauten Energiepflanzen gehen der Nahrungs- und Futtermittel-Produktion verloren. Der Förderrahmen wurde daher von der Bundesregierung deutlich beschnitten. Damit wurde die Finanzierung neuer Anlagen schwieriger.

Verwalter Flöther dürfte nun auf Investorensuche gehen - vielleicht auch aus dem Kreis der derzeitigen Gesellschafter. Als einziger Ostdeutscher gehört Flöther zu den Top 10 der Insolvenzverwalter in Deutschland. In Sachsen-Anhalt führte er unter anderem den Handels-Discounter Mäc Geiz und den Dessauer Maschinenteile-Hersteller AD Industry aus der Insolvenz.