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Bahnknoten Bahnhof Halle: Vollsperrung, weil sich Bauarbeiten am Bahnknoten verzögern

Von Nicolas Ottersbach 02.05.2016, 08:39
Marode Tragwerke verzögern die Bauarbeiten am Bahnhof Halle.
Marode Tragwerke verzögern die Bauarbeiten am Bahnhof Halle. Nicolas Ottersbach

Halle (Saale) - Zehntausende Reisende sind betroffen: Der hallesche Hauptbahnhof wird noch bis Ende 2019 eine Baustelle bleiben und damit zwei Jahre später fertig als geplant. Schuld sind die maroden Fundamente der beiden östlichen und westlichen Bahnhofshallen. Sie müssen komplett erneuert werden, was den Bahnverkehr beeinträchtigen - und etwa 50 Millionen Euro zusätzlich kosten wird.

„Dass die Trägerteile in einem so schlechten Zustand sind, hat uns überrascht“, sagt Olaf Drescher, der Leiter des Großprojekts für den Verkehrsknoten Halle. Die Mängel seien erst aufgefallen, als die Sanierungsarbeiten im Personentunnel, der das Hauptgebäude mit den Bahngleisen verbindet, begonnen hatten. Dabei haben sich die Planer offensichtlich von der guten Fassade täuschen lassen: In den 125 Jahren Bahnhofsgeschichte waren die Fundamente immer wieder neu verkleidet worden, zuletzt in den 1970er und 80er Jahren mit Fliesen und Klinkersteinen. Als diese knapp 25 Zentimeter dicke Schicht abgetragen war, kamen Risse im Mauerwerk und rostige Stahlträger zum Vorschein. Bei vorherigen Bohrungen, die im laufenden Betrieb gemacht wurden, hatte das niemand bemerkt.

Laut Deutscher Bahn seien die problematischen unterirdischen Tragwerke der Gleise nicht zugänglich gewesen. „Die Stabilität der Gleise ist aktuell nicht gefährdet, allerdings würde das Ganze auch nicht die von uns anvisierten 60 Jahre halten“, sagt Baustellen-Koordinator Tobias Albertz. Heißt: Würde nun nicht ordentlich saniert, müsste die Deutsche Bahn in wenigen Jahren erneut die Bagger anrollen lassen. Was den Umbau teuer und kompliziert macht, sind die denkmalgeschützten Hallendächer aus Stahl und Glas. Sie gilt es zu erhalten und zu schützen, während die Personentunnel abgerissen werden.

Bahnchaos soll sich nicht wiederholen

Momentan ist die Ostseite des Bahnhofs gesperrt. Die Züge werden über die Westseite umgeleitet, weshalb andere Gleise angefahren werden als im normalen Betrieb. Dieser Zustand, mit all seinen Fahrplanänderungen, soll bis Ende 2017 bestehen bleiben. Dann wandert die Baustelle auf die Westseite, die ebenfalls ein Jahr länger saniert wird. „Denn wir gehen davon aus, dass wir dort ähnliche Materialschwächen vorfinden“, sagt Olaf Drescher. In dieser Zeit fahren die Züge auf der Ostseite.

Das Bahnchaos vom Dezember vergangenen Jahres soll sich aber nicht wiederholen. Die Fahrplanänderungen sorgten dafür, dass es zu massiven Verspätungen, Ausfällen und überfüllten Zügen kam. Nach einiger Zeit hatte sich das System eingespielt, mittlerweile liegt die Pünktlichkeitsrate im Personenverkehr bei 95 Prozent. „Fünf Prozent aller Verbindungen kommen also mehr als fünf Minuten zu spät“, erklärt Fahrplanleiter Michael Wuth. Das sei ein für die Kunden annehmbarer Wert.

Provisorien eingerichtet

Damit das so bleibt, müssen die Bahnplaner Provisorien errichten. So soll es zusätzlich einen Behelfsbahnsteig und Weichenverbindungen Richtung Süden und Westen geben. „Personen- und Güterzüge werden dadurch trotz der laufenden Bauarbeiten zuverlässiger“, sagt Michael Wuth. Im November 2016 sei eine kurzzeitige Sperrung des Bahnhofs dennoch nicht vermeidbar. Die bräuchten die Techniker, um neue Weichen und Systeme für den insgesamt 750 Millionen Euro teuren Verkehrsknoten einzubinden.

Auf die ICE-Trasse Berlin-Halle-München, die quer durch den Thüringer Wald führt, habe die Verlängerung der Bauzeit keine Auswirkungen. Sie soll wie geplant im Dezember 2017 eröffnen, wofür aber dann unbedingt die Ostseite des halleschen Bahnhofs fertig sein muss. (mz)

Blick auf die Bauarbeiten am Bahnhof Halle
Blick auf die Bauarbeiten am Bahnhof Halle
Nicolas Ottersbach